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Schiffskiel mal anders herum
und eine Geschichte dazu
erzählt von Günter Grandl
Da ich Ihre Aktivitäten regelmäßig verfolge möchte ich als Käufer des verdreht angebauten E-Bay Kiels Sie auf dem Laufenden halten.
Dazu noch weitere Anmerkungen von Willi Pülmanns
abgeschickt am 19 Mai, 2008 um 14:39:09
Witzig, die Sache mit dem Kiel, aber (wie so oft) ich bin da etwas anderer Ansicht, was richtig und falsch herum angeht. Es scheint (Genaues kann man allerdings auf dem Bildern nicht erkennen), daß der Kiel an der steileren Kante dicker ist und zum allmählich ansteigenden Rand hin dünner wird. Dann wäre es richtig, daß die steile Kante nach vorne zeigt. Diese Montage entspräche dann von ihrer Hydrodynamik her einem Körper, von dem bereits Frederic af Chapman Mitte des 18. Jahrhunderts in Strömungsversuchen herausgefunden hatte, daß er einen geringeren Widerstand im Wasser bietet, als die meisten anderen Formen.
Die sanft ansteigende Hinterkante würde die Hydrodynamik zusätzlich verbessern, schätze ich. Das liegt nach meiner noch etwas laienhaften Vorstellung von den Dingen vermutlich daran, daß die an allen durch das Wasser bewegten Körper an dessen Strömungsabrisskante entstehenden Wirbel über eine gewisse Länge verteilt werden. Ist die steile Kante achtern, liegen alle Abrisswirbel fast genau übereinander, so daß sie sich zu einem großen Wirbel vereinen können, der einen größeren Widerstand bewirkt. Das Zerlegen einer einzigen Wirbelschleppe in viele kleinere wird uns durch die Natur bei z.B. der Haifischhaut vorgemacht. Die mit winzigen Zähnen besetzte Haut des Hais zergliedert den Strömungswiderstand in Millionen kleinerer Einzelwirbel, die den Gesamtwiderstand reduzieren. Das Ganze ist eben nicht immer die Summe seiner Teile.
Eine Montage des Kiels, wie sie vermeintlich falsch ist, könnte also durchaus sinnvoll sein.
Auf der anderen Seite stört sie das ästhetische Empfinden des Modellbauers, der seit je her eine Montage anders herum gewöhnt ist. Diese bietet natürlich auch Vorteile. Neben der weniger gestörten Optik stellt ein Kiel, der vorne seine sanft ansteigende Kante hat ein schlechteres Fanggerät für Algen, Plastiktüten und ähnliche im Wasser herumtreibende Bremsen dar. Außerdem ist in vielen Fällen die steile Achterkante dazu genutzt worden, das Ruder anschließen zu lassen, welches dann mit bereits zerteiltem und also linear strömenden Wasser beaufschlagt wird und somit kaum einen eigenen Widerstand verursacht und einen höheren Wirkungsgrad hat.
Insofern komme ich zu dem Schluß, daß es hier nicht richtig oder falsch herum gibt, sonder lediglich zwei Varianten, die beide ihre Vor- und Nachteile haben. Es ist am Modellbauer zu entscheiden, welche Vorteile ihm wichtiger und welche Nachteile gravierender sind.
Die vorgefundene Variante erfordert einigen Mut, weil der Erbauer einen anderen Weg beschritt, als die meisten anderen. Schon deshalb hat er meinen Respekt. Unter den von mir angeführten Gesichtspunkten kann man also nicht unbedingt davon ausgehen, daß es sich bei der Bauart um ein "Versehen" oder gar Dummheit gehandelt hat, sondern vielleicht um ein gar nicht so dummes Experiment. Wenn dem so wäre, würde es mich sehr interessieren, was dabei herausgekommen ist, d.h., wie das Modell mit dem "falsch" montierten Kiel gesegelt ist.