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Aufsatz/Bericht |
mini-sail e.V. |
minisail extrem
Segeln im Planschbecken
von Uwe Kreckel
Vor ca.20 Jahren hatten mobile Telefone noch das Format eines Aktenkoffers, heute aber kommen
sie mit der Größe einer zusammengedrückten Zigarettenschachtel aus. Dabei können sie trotzdem
zusätzlich fotografieren, Musik und Fernsehbilder anzeigen und beinhalten ganze
Datenbanken… kurz, sie sind eigentlich kleine Computer.
Diese Miniaturisierung hat auch vor der Modellbauwelt nicht Halt gemacht. Ferngesteuerte Autos in
der Größe der Carrera-Rennern (gemeint sind die mini-z-cars von Kyosho) haben inzwischen eine
recht große Verbreitung aber selbst Fahrzeuge im Modelleisenbahn-Maßstab 1:87 und sogar bis in
den Maßstab 1:160 sind machbar (und ferngesteuert fahrbar!). Hubschrauber werden in
Miniausführungen sogar in Großserie produziert.
Und bei den Schiffen? Da ist noch wenig zu spüren von diesem Trend. Am allerwenigsten bei den
Segelschiffen.
An den angebotenen Komponenten für die Fernsteuerung kann das nicht liegen: Klein- und
Kleinst-Servos sind auf dem Markt, die größten Teile eines Empfängers sind inzwischen seine
Steckkontakte und auch Lipo-Akkus sind klein und leicht erhältlich.
Es liegt wohl daran, dass niemand bisher so weit gedacht hat, auch die Physik mit zu verkleinern.
Wasser, Wellen und Wind sind nicht passend miniaturisiert …
Und wo ein Schiff in „normaler” Größe noch recht komfortabel vorwärts kommt, da wird
ab einer bestimmten „Kleinheit” das Wasser wie Öl - sehr zäh. Ein sehr kleines Modell
klebt regelrecht darin fest.
Aber wo ist die Grenze??
Das wollten wir testen, denn auf Modellbaumessen ist immer wieder zu beobachten, dass kleine und
kleinste Modelle die Zuschauer begeistern und magnetisch zu den Ständen ziehen, an denen sie
vorgeführt werden.
Dies wollten wir uns auch am Stand des mini-sail e.V. nutzbar machen.
Ein spezielles, kleines Wasserbecken auf dem sehr kleine Modelle segeln, sollte die Zuschauer
erst anziehen, um ihnen dann am Stand die Sparte Modellsegeln näher bringen zu können.
Aber auch die eigene Technikverliebtheit - das technisch machbare muss man umsetzen - genauso wie
der reizvolle Gedanke, jedes Kinderplanschbecken auf der Terrasse künftig in ein Segelrevier
verwandeln zu können spielten treibende Rollen.
Auf der Messe in
Friedrichshafen 2007 wollten wir zu ersten Vorführungen bereit sein und mindestens ein paar
Test-Modelle dabeihaben. Deshalb wurde das Konzept mit einigen Modellbauern durchgesprochen. Die
teilweise recht heftig und kontrovers geführten Diskussionen drehten sich neben der idealen
Besegelung immer wieder vor allem um die mögliche Minimalgröße und davon abgeleitet um die
Beckengröße. Die einen waren bereit jeden Kompromiss einzugehen um ein kleines Modell von ca. 15
cm Länge darzustellen. Schließlich konnte ja auch der Wind über Ventilatoren am Beckenrand
angepasst und nötigenfalls heruntergeregelt werden. Die angedachte Beckengröße wäre dann
vielleicht mit 1 x2 m realisierbar… Für die andere Fraktion dagegen war völlig klar: das
Modell muss auch „in freier Wildbahn” (auf einem See mit Wellen und nicht regelbarem
Wind) noch segeln können und deshalb 25 -30 cm lang sein. Dann war natürlich auch ein etwas
größeres Becken Pflichtl
Über die Diskussion geriet das
ganze Projekt etwas ins Stocken, die erste Präsentation musste verschoben werden. Und schließlich
ist auch der benötigte Planungs- und Bauaufwand für so einen Modellbauzwerg nicht geringer (eher
im Gegenteil) als für sein großes Pendant. Und so war der Stand 2007 noch in herkömmlicher Manier
zusammengestellt. Als Fingerzeig auf die geplante „Miniaturisierung” von Modellen
hatte Mario seine LINO, die größte einer geplanten Versuchsreihe, so weit fertig gestellt, dass
Sie erste Probeschläge segeln konnte.
Aber der Schock kam in Form
eines Minimodells von Klaus Bartholomä (siehe SchiffsModell xyz). ER hatte es geschafft ein
Modell mit einer Latein-Takelage und 19 cm Länge mit nur 100 gr. Lebendgewicht zu erstellen. Da
es kein Minibecken am Stand gab, wurde dieses Modell im großen Messebecken auf Jungfernfahrt
geschickt … und damit kam der 2. Schock: das kleine Ding lief auch noch richtig gut.
Das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen.
Auf der nächsten Messe sollte das anders werden … und es wurde anders.
Der frisch angestachelte Eifer führte dazu:
In Sinsheim 2008 hatte der Stand der minisail e.V. ein eigenes kleines Becken Heftiges Werkeln
bis kurz vor Messebeginn hatte zur Fertigstellung einiger Winzlinge geführt. Die „Heiße
Phase” zog sich aber noch über den Messebeginn hinaus, die letzten Modelle wurden noch im
Hotelzimmer bis weit nach Mitternacht gebaut um sie vorführen zu können. So waren es schließlich
5 einsatzbereite kleine Boote, die immer wieder zur Freude der Zuschauer vorgeführt werden
konnten. Und das Konzept ging auf, es zog die Zuschauer an Erwachsene aber insbesondere Kinder
(unsere zukünftige Modellbaugeneration) waren hellauf begeistert von dieser Möglichkeit des
Segelns auf engstem Raum.
Die im Vorfeld uneinheitliche Diskussion hatte nun aber dazu geführt, dass nicht eine Einheitsklasse entstanden war, sondern im Wildwuchs eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle auf dem Messebecken segelte. Dies unterbindet zwar vorerst die direkte Vergleichbarkeit in einer Regatta, unterstreicht aber die mögliche Individualität auch bei so kleinen Modellen.
Somit konnten mehr Bootstypen betrieben und vorgestellt werden. | Länge | Gewicht | Besonderes |
Laser | 26 cm | 88 g | Baukastenmodell (Revell) |
Lino | 23 cm | 185 g | Testmodell für die „kleine Reihe” |
Eule | 19 cm | 79,5 g | . |
Nano | 16,5 cm | 82,9 g | ein sehr variables Modell
Auf einem Rumpf konnten 3 verschiedene Riggs gefahren werden |
UHU | 16 cm | 92 g | Modell mit 3 unterschiedlichen Heckformen |
Die Laser (von Mario) entstand aus einem Revell-Baukasten. Da ihm der Spritzguss-Rumpf aber zu
schwer erschien hat er ihn um 3 mm in der Bordwand erhöht und dann als Urmodell verwendet und in
GFK abgeformt. In gleicher Weise entstand das Deck. Das sehr flache Modell mit einer
Fernsteuerung zu versehen, die das Ruder anlenkt und auch das Segel verstellt war eine besondere
Herausforderung, die auch zu besonderen Lösungen führte. Die gesamte Laser wiegt letztlich ca. 88
gr. (incl. 2 Servos für Ruder und Segelverstellung, Empfänger, Akku und xyz gr Bleigewicht an
einem verlängerten Schwert). Ein Foto ist hier sicher hilfreicher als viele erklärende
Worte…
Nach den Erfahrungen mit der Laser war klar wie leicht so ein Modell werden kann.
Wie man aus der Tabelle sehen
kann, wurden anschließend die Modelle ausgehend von Lino, über Eule bis hin zur Nano immer
kleiner. Diese Modelle hat Mario entworfen und gebaut. Er kam auf diese Weise in 4
modellbauerischen Iterations-Schleifen zu dem Ergebnis, dass auch ein 16cm langes Modell noch
ganz passabel unterwegs sein kann. Als positiver Effekt ist aus jeder „Schleife” eine
Form für die Erstellung von Rumpf und Deck aus GFK für das entsprechende Modell herausgekommen.
Sie alle vorzustellen würde sicher den Rahmen dieses Berichtes sprengen, deshalb möchte ich mich
hier auf die letzte Variante beschränken.
Inspiriert hat ihn hierfür sicher die Verwandlungsfähigkeit des Jugend und Einsteiger-Modells der Minisail, der DULCIBELLA. Schließlich hat er selbst ja auch einige der Varianten dieses Modells mit generiert.
Mario hat für seine NANO ein 2-Mast Lugger-Rigg, eine Gaffel-Slup-Takelung und eine ägyptische Latein-Besegelung entworfen und gebaut.
Die Rumpfform ist inspiriert von verschiedenen französischen Plänen, Büchern und Zeichnungen und entstand eigentlich sehr intuitiv während des Bauens und Spachtelns. Ein Leitsatz wie „Was gut aussieht ist auch gut” (frei nach W. Fife: What looks right is right) und Anklänge an die Entwicklungsmethode von Herreshoff, der seinen blinden Bruder über das Modell streichen ließ um es zu beurteilen, sind kein Zufall. Ständige optische Begutachtung und Erfühlen des Modells bei jedem neuen Schleifgang führten zu dem beachtlichen Ergebnis.
Das letzte und kleinste Modell der Tabelle ist die kleine UHU? Der Abend diente der
Formfindung und die Beiden hatten sich vorgenommen möglichst unterschiedliche Entwürfe einmal
grob zuzuschleifen (In der Auto-Entwicklung ist dies die Designphase die der
„Themenfindung” dient indem Modelle mit unterschiedlichen „Themen” d.h.
Designausrichtungen erstellt werden) Sie wollten so ein Gefühl dafür zu bekommen, ob ein 15
cm-Segelboot überhaupt noch vernünftig aussehen kann. (siehe oben: what looks right is
right…)
Waren Marios Entwürfe stark von großen Vorbildern beeinflusst, so hat sich bei Gerhard und Uwe
mehr die Anlehnung an kleinere Vorbilder durchgesetzt. Ihre bauchige Form mit wenig Tiefgang
versprach von vornherein eine große Formstabilität und genügend Auftrieb.
Aber keiner der Rümpfe wurde tatsächlich direkt zu einer Form weiterverarbeitet, sondern die
Weitere Optimierung am CAD-Bildschirm sollte nun die endgültige Form liefern.
Also hat sich Uwe mit der an diesem Abend erzeugten Styropor-Hardware und mit Arbeitskollege Holger gemeinsam vor den CAD-Bildschirm gesetzt. Dort wurde für das Boot software-mäßig die endgültige Form entwickelt.
In einer „Themenauswahl”, das ist in der Fahrzeugentwicklung ein Mix und Match-Prozess aus den verschiedenen Design Modellen, wurde auch hier Von Modell 1 der Rumpf, von Modell 2 der Kiel usw. zusammengemischt …Am Ende steht der „Designfreeze” und damit die endgültige Form des Modells fest. Lediglich das Heck sollte oberhalg der Konstruktionswasserlinie variabel bleiben um aus einer Form unterschiedliche Rümpfe herstellen zu können. So kann der Erbauer wählen zwischen verschiedenen Heckformen, die jedem Modell zu einem jeweils ganz anderen Erscheinungsbild verhelfen.
Der Rumpf sollte breit werden um genügend Auftrieb zu haben und gleichzeitig flach bleiben um eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Gegen die seitliche Abdrift bekam er einen recht langen Kiel. Die Breite des Kieles wurde konstruktiv an die RC-Komponenten angepasst, die darin ihren Platz finden sollten. Tief eingebaute Servos helfen der seglerischen Stabilität. Aber zu dick (breit) werden sollte der Kiel auch nicht, denn mit zunehmender Breite geht Längsführung verloren…Gut dass die vorgesehenen Servos seeeehr schmal sind… Immer wieder wurde der Entwurf bezüglich seiner Verdrängung kontrolliert, um auch das angestrebte Gewicht von ca. 100 gr. zu erreichen. Schließlich sollte etwa die Hälfte des Eigengewichtes in Bleiform in den Rumpf gelegt werden können und ca. 50 gr. für das Modell (Rumpf und Rigg) incl. aller RC-Komponenten schien (und ist!!) erreichbar.
Trotzdem wurde der Tiefgang sehr gering gehalten, um auch bei 10 cm Wassertiefe das Modell
noch betreiben zu können. (Wasserverbrauch und Gewichtsbelastung von Räumen durch das Becken
waren hier die vorgebenden Größen).
Eine Tiefziehbarkeit ist vorgehalten um evtl. später einige Rümpfe in ABS abformen zu können. Auf
diese Weise wurde am CAD-Modell bereits das spätere Produkt überprüft – eine
„digitale Modellabsicherung”, wie dies im Entstehungsprozess eines Autos heißt.
Die Heckform des Schiffchens sollte über verschieden Einsätze in der Form variabel sein:
klassisch, modern oder „abgehackt”für ein hinten angeschlagenes Ruder. Eine Bugform
zu finden die dazu in allen 3 Versionen passt, war gar nicht so einfach… (Da versteht man
die Auto-Designer, denen es auch nicht immer leicht fällt auf einer Basis eine Limousine, einen
Kombi und ein Coupé zu designen…) Wenn die unterschiedlichen Modelle nun noch die gleiche
Segelfläche bekommen, können alle ohne Handicap-Regel miteinander Regatta segeln und sehen doch
alle ganz unterschiedlich aus, je nach Vorliebe des Erbauers. Wasserlinienlänge und Segelfläche
sorgen für die nötige Vergleichbarkeit…
So weit zur Theorie.
Nun ging es daran die am CAD virtuell erzeugte Rumpfkontur real werden zu lassen. Dazu sollte ein erster Prototyp klassisch gebaut (beplankte Spanten)und ausgebaut werden – es sollte quasi ein Erprobungsträger entstehen.
So hat es schließlich
funktioniert. Dabei kam uns die von Mario inzwischen gesammelte Erfahrung beim Abformen kleiner
Rümpfe sehr entgegen… letztendlich hat er diese Form gebaut und die ersten Rümpfe
laminiert.
(Auch im Automobilbau gibt es manchmal Rückschläge beim Beschreiten neuer Wege. Aber letztendlich
ist es sehr viel wert wenn man auf eine erfahrene Prototypenwerkstatt zurückgreifen
kann…)
Herausgekommen ist hier ein Modell, das sich mit seiner Größe im Messebecken hervorragend bewährt hat.
Und mit entsprechender Lackierung und Ausstattung als Day-Sailer sieht es sogar noch so weit vorbildähnlich aus, dass es sich auch nicht vor größeren Minisail-Pendants verstecken muss.
Der Name des ersten Modells aus dieser Form ist UHU und steht für das Gewicht Unter HUndert Gramm.
Wenn im Automobilbau
Design, Konstruktion und Erprobung, also kurz die Entwicklung abgeschlossen sind, dann steht der
Serienproduktion nichts mehr im Wege.
Dafür werden dann Serienwerkzeuge benötigt. Aber bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen:
hier ist kein Großserien-Projekt bearbeitet worden sondern ein kleines Modellsegelboot. Und bei
so einem kleinen Modell kann es dann auch bestenfalls eine Kleinserie werden, die entsteht und
ihre Liebhaber findet… und dafür sind die von Mario erstellten Negativ-Modelle mit
Wechseleinsätzen für die unterschiedlichen Heckformen mehr als ausreichend…
Schließlich haben 3 unterschiedliche Wege (Modell mit einem kleinen Baukasten als Basis, Modell in Iterationsschritten verkleinert, Modell gleich sehr klein geplant) zu 3 unterschiedlichen Modellen geführt. Aber so unterschiedlich die einzelnen Modelle auch sein mögen, an vielen Stellen haben sie doch ihre Gemeinsamkeiten:
So z.B. die RC-Komponenten die in fast allen mini-Modellen zum Einsatz kamen:Servo 1 = Ruderverstellung: | ca 3 gr |
Servo 2 = Segelverstellung: | ca 5 gr. |
Empfänger: | ca 7-10 gr |
Lipo-Zelle: | ca 10 gr |
Diese RC-Bauteile sind lediglich ein Vorschlag. Andere Komponenten ähnlicher Baugröße und ähnlich niedrigen Gewichtes sind selbstverständlich genauso gut einsetzbar. Wichtig ist nur, dass alles eben einfach seeeeehr leicht sein sollte. Denn die Weisheit die für jedes Segelschiff gilt, ist natürlich ganz besonders für diese Segel-Zwerge wichtig: Alles was am Modell-Innenleben eingespart wird, kann dem Kielgewicht zugeschlagen werden und erhöht damit die Stabilität beim Segeln. So kann bei stärkerem Wind immer noch gesegelt werden.
An manchen Modellen sind die Erbauer deshalb sogar so weit gegangen, die Stecker einzusparen
und haben die Servos direkt mit dem Empfänger verlötet. So werden ca 5-6 gr eingespart. Absolut
gesehen ein geringer Wert, aber wer solche Modell erstellt, der lernt mit den Gramm zu geizen.
Überhaupt wird für jeden, der sich auch an solch ein kleines Modell wagen möchte, die Waage an
vielen Stellen der Bau-Begleiter sein.
Wir haben gelernt, dass es Kohlefaser-Rohre bis in Größen von ca 2 mm (und darunter !!) gibt, die
hervorragend für Masten, Gaffeln, Spieren uvm. eingesetzt werden können. Die sind natürlich ein
wenig leichter als ihre massiven Pendants, die Stäbe.
Auch die Rümpfe sind immer gleich hergestellt. ABS ist relativ schwer, die gespritzten Teile
des Laser-Baukastens waren es auch. Die konventionelle Bauweise in Holz scheiterte an den extrem
kleinen Biegeradien (siehe oben). Also wurden die Rümpfe in Positiv-Negativ-Positiv-Bauweise aus
GFK gebaut. Sie entstanden 3 lagig aus 30 gr. Köpergewebtem Glas und sehr wenig Harz. Ein Rumpf
wiegt durchschnittlich ca.10 gr.
Um auch bei den Decks mit Gewicht zu geizen, sind diese in derselben Weise erstellt Sie wiegen ca
4-5 gr.
Sind die Decks auf den Rumpf aufgeklebt, kommt man an viele Teile nicht mehr so gut heran. Das
ist zwar keine neue Erkenntnis, sie gilt eigentlich ganz allgemein im Schiffs-Modellbau. Aber die
Winzlinge sorgen auch hier noch einmal für eine Verschärfung des Problems. Deshalb sind die Decks
oft großzügig ausgeschnitten und mit einer transparenten, selbstklebenden Folie wird der
ausgeschnittene Teil wieder eingesetzt. Die Methode kommt von den Rennboot-Modellbauern und sie
ist dicht und leicht zugleich.
Das Rigg kommt bei allen Modellen ohne jegliche Verspannung zum Rumpf aus. Ein ca. 15 cm langer Mast aus 3 mm Kohlefaser-Rohr, der in einer stabilen Abstützung im Boot gefangen ist, braucht einfach keine weiteren Abstützungen mehr. So ist neben dem gesparten Gewicht für Einhängpunkte auf Deck und den zugehörigen Verstärkungen unter Deck auch noch die Zeit reduziert, die man für das Auftakeln der Winzlinge benötigt.
Bestimmte Verstell- und Trimm-Möglichkeiten sind an den Modellen trotzdem vorgehalten. Aber Spannelemente in dieser kleinen Ausführung wurden eingespart. Masten und Bäume sind aus Rundmaterial, deshalb kann eine Methode zum Einsatz kommen, die sich auch bei großen Modellen als einfache „Regulierungsmechanik” bewährt hat.
Wenn z.B. eine Leine
vom Segel zum Baum mehrmals um den Baum herumgewickelt und dann verknotet wird, dann lässt sie
sich längs des Baumes meist noch recht gut verschieben, um z.B. den Bauch des Segels
einzustellen.
Kommt aber im Segelbetrieb Zug auf die Leine, dann zieht sich das Ganze System selbstständig noch
ein klein wenig fester… und bleibt in der gewünschten Position stehen. Ein separates
Spannelement kann entfallen.
Wer die Bilder betrachtet wird feststellen, dass die Boote ansonsten weitestgehend
„konventionell” entstanden sind, die Bauweise von Rumpf und Rigg bergen keine
weiteren Experimente. Alles ist eben einfach nur „ein wenig” kleiner und leichter.
Deshalb soll an dieser Stelle das Thema auch nicht weiter vertieft werden, zumal so ein Modell
eigentlich nicht unbedingt für Anfänger geeignet ist.
Entgegen der ursprünglichen Idee, auch Kinder am Messestand mit den Modellen unbeaufsichtigt
segeln zu lassen, mussten wir feststellen, dass die Boote recht „zappelig” und
unruhig segeln und damit eigentlich eine ruhigere, erfahrene Hand am Steuerknüppel benötigen um
einigermaßen sauber Kurs zu halten.
Dass trotz aller Kleinheit nicht auf Optik (auch auf Deck) verzichtet werden muss zeigt das Modell von Klaus. Die Ausführung von Uwes UHU als Daysailer ist ebenfalls vorbildähnlich und auch Mario muss weder seine Laser, noch seine Nano verstecken… auch wenn hier noch die Aufbauten fehlen…
Wieviel Zeit und Aufwand man in die Detaillierung solch eines Spaß-Winzlings steckt muss aber
trotzdem gut abgewogen werden. Viele Details sind bei der kleinen Ausführung sicher zu
zerbrechlich um dargestellt zu werden. Zusätzlich ist auf dem engen Becken ein gelegentlicher
Rempler nicht auszuschließen - das Segeln in dem begrenzten Viereck ist irgendwie vergleichbar
mit Box-Auto-fahren. Und zusätzlich wird man schon einige Zeit benötigen um Beschläge selbst zu
fertigen. Schraubösen, Haken usw. sind in dieser Größe einfach nicht mehr als Standardware
erhältlich, sie müssen selbst angefertigt werden und das kostet bereits zeitlichen Mehraufwand.
Das soll niemanden davon
abbringen solch ein Modell zu bauen, man muss sich nur von dem Gedanken verabschieden, dass so
ein kleines Modell auch mit entsprechend geringem Zeitaufwand herzustellen ist. Und auch das
Hantieren mit dem 2. ständigen Begleiter (neben der bereits erwähnten Waage), nämlich der
Pinzette erfordert eine gewisse Übung, sowie Geduld und Zeit.
Ist das Modell dann aber einsatzbereit, entschädigen die bewundernden Ah’s und Oh’s
für die investierte Mühe und man wird sicher mehr als einmal erklärten müssen, dass auch so ein
Boot tatsächlich segelt. Das trifft natürlich insbesondere dann zu, wenn man „in freier
Wildbahn” damit unterwegs ist. So mancher Zuschauer glaubt nicht auf Anhieb daran, einen
vollwertigen Segler incl. Segelverstellung vor sich zu haben.
Auf einem Messebecken, mit laufenden Lüftern am Beckenrand stellt sich diese Frage nicht so
oft.
Dies bringt uns zu dem Messebecken:
Über die ursprüngliche Idee hinaus, war auch das Becken vergrößert worden (2m x 3m) … und
hatte mehr Höhe bekommen (25 cm) um der Modell-Vielfalt Rechnung zu tragen. Diese Abmessungen
werden definiert durch einen Rahmen, in den eine Abdeckfolie auf den Boden gelegt wird. Ausgelegt
ist er dann durch blaue Teichfolie. Der Rahmen besteht aus transportfreundlich zerlegbaren,
rechteckigen Hohlprofilen die aus Holz zusammengeleimt wurden. Sie sind untereinander
verschraubt.
3-5 Tischventilatoren am Rand sorgen für den nötigen Wind. Aufgrund der kleinen Abmessungen der
Modelle, ist oft die Ventilator-Stufe 1 völlig ausreichend.
Die Abmessungen dieses Messebeckens stellten sich trotz 6m² große Fläche immer noch als recht
klein heraus, gemessen am Platzbedarf eines gegen den Wind aufkreuzenden Modellsegelbootes. Also
kleine Boote aber trotzdem relativ großes Becken - erst diese Kombination sorgt für den nötigen
Spaß. Unser Messebecken ist größenmäßig erweiterbar aber nicht jeder möchte sich zusätzlich zum
Bauen des Modells auch noch den Bau eines Beckens „antun”…Gut dass es auch
Planschbecken in dieser Größe zu kaufen gibt
Und mit diesem Wissen im Hintergrund hoffen wir: was in seiner Idee als
„Messestand-Optimierung” begann könnte jetzt doch noch ein „Trend”
werden… auch wenn die Modelle nicht für alle Bedingungen geeignet sind.
Mein persönliches Fazit:
Es war eine tolle Erfahrung so kleine Modelle zu entwickeln und zu bauen. Die Idee, auf jedem
Gartenteich, in jedem Planschbecken aber auch in so manchem Hotel-Swimmingpool am Abend noch kurz
eine Runde zu Segeln war und ist durchaus reizvoll.
Ein Transportproblem gibt es eigentlich nur insofern, als man sich über einen stoßsicheren
Transport Gedanken machen muss, der Platzbedarf wird eher kein Problem darstellen. Man muss sich
zwar von dem Gedanken verabschieden ein entspannt segelndes Modell zu betreiben, mit dem man
stundenlang bei kräftig blasendem Wind „Strecke machen” kann. Aber so ein Winzling
ist das Modell der Wahl, das genau dann ausgepackt werden kann, wenn der Wind am Abend kurz vor
dem endgültigen Einschlafen ist. Dann kann man vor entspannter Kulisse im Abendrot am See auch
noch den letzten Windhauch ausnutzen. Ich bin überzeugt, dass Boote dieser Größe sicher viele
Sonnenuntergänge live erleben werden. Damit können sie sicher für einen schönen Ausklang von so
manchem langen Segeltag z.B. auf einem minisail-Treffen sorgen.