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Aufsatz/Bericht
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erschienen in MODELLWERFT 3/2004

t1-b01.jpgNorwegens Süden
... für Schiffsliebhaber


von Martin Elsässer

Der Süden Norwegens bietet, neben der herrlichen Landschaft, für den Schiffsliebhaber einige sehenswerte Häfen und Museen, so zum Beispiel in der Offshore-Stadt Stavanger, in der Hansestadt Bergen und in der Hauptstadt Oslo. Wer also seinen nächsten Urlaub in diesem Teil Skandinaviens plant, sollte diese Hafenstädte einplanen (und genügend Film- oder Fotomaterial mitnehmen).

Stavanger

Einmalig in seiner Art ist das Erdölmuseum in Stavanger. Es hat dort seinen bevorzugten Platz, sind doch die südwestlichen norwegischen Ölfelder, wie das bekannte Ekofisk, direkt vor seiner Haustür bzw. Hafeneinfahrt. Und mit dem Ölboom durch diese Ölfelder wandelte sich der kleine Fischerei- und Werftort zur prosperierenden Offshorebasis - Norwegen wurde durch sie zum zweitgrößten Erdöllieferanten der Welt. Das Museumsgebäude selbst ist ein architektonisches Kunstwerk, welches das norwegische Fjell, diese offene Küstenlandschaft und die Bohrinseln im Meer symbolisch vereint. Vom Dach eines der drei runden, bohrturmartigen Gebäude über dem Wasser hat man einen prächtigen Rundblick über den Stavanger Hafen.

Einen guten Einsteig in das Thema Erdölgewinnung bietet ein Film, der halbstündlich im Museumskino gezeigt wird. Beim Rundgang im Museum erfährt man, wie der ach so begehrte Rohstoff entsteht, wie er gefunden und gefördert wird und wozu man ihn alles verwenden kann. Den breitesten Raum der Ausstellung nimmt die technische Entwicklung der Erdölförderung ein. 20 mannshohe Dioramen erläutern die geschichtliche Entwicklung der Bohr- und Fördertechnik. Sehr beeindruckend sind die Schaustücke zu den Bohr- und Förderplattformen, allen voran die gigantischen "Condeep"-Plattformen. Sie sind mit ca. 475 in Höhe und 1 Million Tonnen Gewicht die größten je von Menschen gebauten Objekte.

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Sehr interessant ist auch das große 1:33-Modell der "Statfjord B". Das riesige Modell wurde vor dem Bau der Plattform nach den Ingenieurplänen gebaut, um das Zusammenspiel aller Komponenten zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Erst danach wurde 1978 die Plattform in Stavanger gebaut. Mehrere Original-Tauchkugeln und Roboter sowie Rettungskapseln stehen in der Mitte der großen Ausstellungshalle. Das Thema Sicherheit nimmt einen großen Teils des Offshorebereichs ein. Viel Spaß bereitet das Durchqueren eines dunklen Katastrophenlabyrinths. Wem dies in kürzester Zeit gelingt - die Sekunden werden außen angezeigt -, hat gewonnen.

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Nach eingehenden Sicherheitsanweisungen per Video gelangt man über das stilisierte Innere eines Hubschraubers auf die erste "Bohrinsel". Ihr Thema ist das Leben an Bord einer Bohrplattform. Die zweite "Bohrinsel" hat das Thema Arbeit an Bord. Auf einer voll verglasten Ebene befinden sich all die bekannten Ausrüstungen, die zum Bohren der Bohrlöcher dienen. Originalgeräusche vermitteln eine authentische Szenerie rund um die harte Arbeit am Bohrgestänge. In der dritten "Bohrinsel" gibt es eine künstlerische, audiovisuelle Darstellung zum Thema Mensch und Erdöl. Das "Norsk Oljemuseum" ist im Sommer täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, zwei Stunden für den Besuch sollte man einplanen. Im tollen Kinderbereich können die Kleinen spielerisch das Thema Erdöl erkunden. All die zahlreichen Ausstellungsstücke im Museum sind ausführlich in Norwegisch und Englisch beschriftet, zudem ist ein deutscher Museumsführer erhältlich. Im Eintrittspreis ist auch de Besuch der Bibliothek enthalten. Weitere Infos unter www.norskolje.museum.no.

t1-b06.jpgSo modern das Erdölmuseum, so historisch ist das Seefahrtsmuseum am alten Hafen. Es ist untergebracht in vier zusammenhängenden, sorgfältig restaurierten Kaufmannshöfen und Speichern aus der Zeit um 1770. In den Gebäuden wird auf vier Stockwerken die Geschichte der Seefahrt in Stavanger beschrieben. Schwerpunkte sind die Herings- und Sardinenfischerei, der Seehandel und der Schiffbau. Im niedrigen Erdgeschoss mit seiner schweren Holzbalkendecke zeigen originale Werkstätten und Modelle das Leben rund um den Fischfang. Er war bis 1900 die Haupteinnahmequelle der Stadt. Nahtlos geht es zum Seehandel früherer Tage über; bis zu 700 Segelschiffe waren damals in Stavanger registriert. Ab 1830 kamen dann immer mehr die Dampfschiffe zum Einsatz. All das wird sehr lebendig durch viele vorbildgetreue Modelle, Dioramen Gegenstände Bilder und Karten dargestellt.

In der ersten Etage wird das weite Gebiet des Schiffbaus in Stavanger dargestellt. Beginnend mit dem Holzschiffbau, geht es weiter mit dem Stahlschiffbau, zuerst genietet, dann geschweißt, vom Segelschiff zum Schaufelraddampfer und über die Öl- und Gastanker bis hin zum Bau der Offshoreplattformen. Mehrere originale Werkstätten verdeutlichen die angewandten Bautechniken. Für Kinder steht eine Werkbank mit Holz, Nägeln, Leim, Stoff und Werkzeug zur Verfügung, um ein kleines Segelboot zu bauen. Zusammen mit den Modellen im Erdgeschoß zählten wir 34 hervorragend gearbeitete Schiffsmodelle, vom kleinen, offenen Fischerboot bis zum 360-m-Tanker. Besonders gut haben uns die Beschriftungen der Modelle gefallen. Sie enthalten nicht nur die üblichen technischen Daten, sondern auch jeweils ein stilisiertes Männchen, und zwar genau in Maßstabsgröße. So kann auch der Nicht-Modellbauer die Größenverhältnisse der Modelle einschätzen.

Ganz anders als in den ersten beiden Stockwerken sieht es in der zweiten Etage aus. Hier befinden sich mehrere authentisch erhaltene Räume des Hauses. Es sind die Kontore und die Wohnung des Reeders Monsen, die hier von 1812 bis 1977 bestanden. Ihre Einrichtung ist beispielhaft für eine Kaufmanns-Wohn- und Arbeitsstätte um 1900. Schöne Gemälde in den Räumen berichten von Stavanger-Schiffen auf großer Fahrt. Zahlreiche Halbrelief-Rumpfmodelle an den Wänden geben eine Vorstellung von den Schiffskonstruktionen der reedereieigenen Schiffe. Unter dem Dachboden arbeiteten, wie damals in vielen Reederei- und Lagergebäuden üblich, die Tau- und Segelmacher. Hier hat uns, wie im ganzen Haus, die liebevolle Ausschmückung aller Werkstätten und Räume mit zahlreichen Gebrauchsgegenständen aus der entsprechenden Epoche gefallen. Und sie liegen und hängen einfach nur da, ohne Absperrung. Sie sind nicht niet- und nagelfest befestigt. Scheinbar ist so etwas nur in Skandinavien möglich. Bei uns können Museumsleiter über beschädigte oder entwendete Ausstellungsstücke leider so manches Leid klagen. Zum Seefahrtsmuseum gehören zwei betriebsfähige Museumsschiffe, der Gaffel-Kutter "Anna" (1848) und der Collin-Archer-Zweimaster "Wyvern" (1902). Beide waren leider während unseres Stavanger-Besuchs auf Tour. Das "Stavanger Sjöfartsmuseum" hat täglich geöffnet von 11.00 bis 16.00 Uhr. Die Eintrittskarte berechtigt zum Eintritt von fünf weiteren Stavanger Museen, darunter das nahegelegene Ölsardinendosen-Museum. In den alten Fabrikationshallen wird gezeigt, mit welchem Aufwand früher die Fischdosen hergestellt, mit Sardinen gefüllt und verpackt wurden. Sonntags, dienstags und donnerstags wird dies mit frischen Sardinen vorgeführt. Dann liegt ein herrlicher Duft frisch geräucherten Fisches in der Luft. Natürlich kann man Sardinendosen mit ihrem leckeren Inhalt hier auch kaufen. Das "Norsk Hermettikkmuseum" hat täglich geöffnet von 11.00 bis 16.00 Uhr. Weitere Informationen zu den beiden letzten Museen unter www.stavanger.museum.no.

t1-b07.jpgAuch der Hafen von Stavanger hält eine Fülle von Kameramotiven bereit. Hier kann man häufig große Offshoreversorger sehen, wie in unserem Fall die "Jar Sovereign", die "Normand Mermaid" und die "Normand Master". Wenn man etwas Glück hat, kommt auch ein großes Kreuzfahrtschiff wie die "Adonia" nach Stavanger. Sie wirkt neben den kleinen. historischen Holzhäuschen im Hafen riesig. Von Stavanger aus kann man einen mehrstündigen Schiffsausflug in den Lysefjord unternehmen, einem der unberührtesten Fjorde Norwegens. Dazu geht man am besten auf der "Rogaland" an Bord, einem historischen Küstenfracht- und Passagierdampfer aus dem Jahre 1929. Zurück in Stavanger, kann man sich im alten Restaurant "Sörensen's Dampskipsexpedition" erholen, umgeben von etlichen Schiffsbildern, Schiffsmodellen und maritimen Gebrauchsgegenständen - manches Museum wäre stolz auf diese Sammlung.

Bergen

In Bergen dreht sich aus touristischer Sicht erst einmal alles um die Hause. Über 500 Jahre bestimmte diese Kaufmannsvereinigung die Geschichte der Stadt und damit große Teile Norwegens. Konsequenterweise führt also der erste Weg in das Hanse-Museum direkt am alten Hafen. Der große Raum im Erdgeschoss enthält die Werkzeuge, die für die Hauptexportgüter Stockfisch und Tran benötigt wurden. Hier wird gezeigt, wie der Stockfisch hergestellt und transportfertig gemacht wird. Es riecht hier auch nach Fisch, denn der gezeigte Stockfisch ist echt. In den beiden oberen Stockwerken befinden sich mehrere Stuben und Lagerräume mit historischen Einrichtungen und Gerätschaften.

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Aus Modellbauer-Sicht interessant ist ein ehemaliger Lagerraum, in dem das erste Transportschiff der Hause, die Kogge, und ihr Nachfolgetyp, die Holk, beschrieben werden. Die meisten Ausstellungsstücke und Erklärungen im Museum sind nicht nur in Norwegisch und Englisch, sondern auch in Deutsch! Das "Hanseatiske Museum" hat täglich geöffnet von 9.00 bis 17.00 Uhr.

Geht man den Bryggen-Kai weiter, an dem das Hanse-Museum liegt, so trifft man, wenn man Glück hat, auf das herrliche Segelschulschiff "Statsraad Lehmkuhl". (Es ist übrigens weltweit die größte Dreimast-Bark.) Es hat hier seinen Heimat-Liegeplatz, man kann es besichtigen oder, nach Buchung, mit ihm mitfahren. Aber auch die Freunde moderner Schifffahrt kommen im Hafen von Bergen auf ihre Kosten.

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"STATSRAAD LEHMKUL"

Hier beginnt bzw. endet die Postschifflinie "Hurtig Ruten". Große Fähren fahren nach Island, den Färöer- und Shetland-Inseln, und auch Off-Shore-Schiffe sind in Bergen keine Seltenheit. Für die Freunde der grauen Flotte sei gesagt, daß Bergen die wichtigste Marinebasis Norwegens ist.

Um zum Seefahrtsmuseum von Bergen zu gelangen, muß man den Stadtkern durchqueren und in Richtung Universität gehen. Und dabei muß man sehr auf die Tageszeit achten, da das Museum nämlich nur vier Stunden täglich geöffnet ist: von 11.00 bis 15.00 Uhr. Aber es lohnt den weiten Anmarsch und entschädigt für das vielleicht verkürzte Mittagessen. Ca. 130 meisterhafte Schiffsmodelle erwarten den Modellbauer. In dem großen, modernen, hellen zweistöckigen Gebäude am Puddefjorden gibt es alles, was das Ship-Lover-Herz höher schlagen läßt. Im Erdgeschoß dreht sich alles um das Holz- und Segelschiff.

t1-b11.jpgBeginnend mit den verschiedenen Wikinger-Schiffen, geht es weiter über die mittelalterlichen Handelsschiffe bis hin zu den Klippern der späten Segelschiffära. Auch in diesem Museum lockern viele Gebrauchsgegenstände aus der Seefahrt bis hin zu einer Original-Klipperkommandobrücke die Ausstellungen auf. In einer kleinen Bootswerkstatt wird ein offenes, geklinkertes Holzboot nach historischen Plänen gebaut. Im Obergeschoß ist ein Gebäudeflügel wie ein holzbeplanktes Promenadendeck eines Ozeandampfers um 1920 ausgeführt. Von diesem Promenadendeck gibt es einen schönen Ausblick auf den Bergener Hafen, und mit etwas Glück läuft gerade ein Schiff der Hurtig-Routen ein.

Danach geht es weiter mit der Dampfschiffära. Vorn ersten norwegischen Schaufelraddampfer bis zu den eleganten Nordatlantik-Linern ist alles vertreten. Natürlich darf das Thema Nord/Südpol-Expedition in einem norwegischen Museum nicht fehlen. Besonders die Nordpolexpeditionen nahmen ja in Norwegen ihren Anfang. Sehr gut gefallen haben mir die Halbrelief-Schiffsmodelle, die vor einem Spiegel montiert sind. Die Täuschung ist perfekt, denn man ist sich anfangs sicher, daß das Modell komplett und nicht nur zur Hälfte vorhanden ist. Weitere Themen im Museum sind die Bereiche Seenotfälle, Fähren, Schiffbau, 11. Weltkrieg und die moderne Seefahrt. Eine besondere Augenweide ist das ca. 3,5 in lange Stückgutfrachter-Modell der MS "Berganger" aus dem Jahre 1950. Es ist auf einer Seite aufgeschnitten, so daß man Teile der Innenräurne mit ihren Einrichtungen und der Ladung sehen kann. Den Abschlüsse des Rundgangs bildet ein großes 220.000-t-Tankermodell, die "Kong Haakon VII" von 1969 in 1: 100.

Der Besuch der Museurnsbibliothek - Teil der Universitätsbibliothek - ist im Eintritt enthalten. Nach all den Anstrengungen empfehle ich in Bergen das Restaurant "Dampen", direkt am alten Hafen. "Dampen" steht übrigens für "Dampfer", womit über die Inneneinrichtung wohl schon alles gesagt ist. Im zweiten Teil des Reiseberichts besuchen wir die maritimen Museen Oslos.

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Die norwegische Hauptstadt haben wir uns für den Schluß unserer Reise aufgehoben. Neben der für skandinavische Verhältnisse recht quirligen Innenstadt gab es gleich fünf Museen zum Thema Seefahrt: das Wikingermuseum, das Fram-Museum, das Kon-Tiki-Museum, das Seefahrtsmuseum und das Militärmuseum (mit vielem zum Thema Marine).
Und dann war da noch der Osloer Hafen, in dem es auch einiges zu entdecken gab.

Also los: Beginnen wir im nationalhistorisch wohl wichtigsten Museum, dem Wikingermuseum. Das Gebäude hat die Grundform eines Kreuzes und sieht auch innen wie eine heilige Stätte aus. Drei Drachenboote aus dem 9. Jahrhundert werden vom zahlreichen Publikum ehrfürchtig bestaunt. Diese bis zu 24 in langen Schiffe waren Gräber wichtiger Wikinger, wurden zusammen mit weiteren Beigaben vergraben und sind dadurch erhalten geblieben. Neben der Ausstellung der Grabbeigaben sind auch die Reisen und Entdeckungen der Wikinger ein wichtiges Thema. Besonders hervorgehoben wird die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger, die lange vor Kolumbus stattfand. Die Beschriftung der Ausstellung ist in Norwegisch. Englisch und teilweise auch in Deutsch. Das Museum ist täglich geöffnet von 9.30 bis 17.45 Uhr. Im Museumsladen gibt es Baupläne für die Wikingerschiffe. Weitere Infos unter http://www.oslosurf.com/innhold/00000052.shtml.

t2-b02.jpgNach kurzem Fußmarsch kommen wir zum Fram-Museum. Das Polarforschungsschiff "Fram" füllt seine zeltartige Museumshalle vollständig aus, schließlich wurde die Halle 1936 um das Schiff herumgebaut. Das ungemein stabil gebaute Segelschiff ist vollständig begehbar. Die "Fram" wurde vom berühmten Schiffskonstrukteur Colin Archer gezeichnet.

Roald Amundsen unternahm mit der "Fram" mehrere Nord- und Südpolexpeditionen und startete von ihr aus den berühmten Wettlauf zum Südpol. Das Museum erzählt auch Amundsens Lebensgeschichte bis zu seinem tragischen Ende 1928.

Die Beschriftung der ausgestellten Expeditionsgegenstände und Schautafeln ist neben Norwegisch auch in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Portugiesisch. Die Öffnungszeiten sind 9.00 bis 18.45 Uhr (zu einer Homepage habe ich leider keine Information).

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Direkt gegenüber liegt das Kon-Tiki-Museum, das dritte im Bunde der drei nationalen norwegischen "Heiligtümer" um die Wikinger, Roald Amundsen und Thor Heyerdal. Im liebevoll und detailliert gestalteten Museum trifft man zuerst auf das Schilfboot "RA 2", mit dem Thor Heyerdal 1970 den Atlantik überquerte.

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In der zweiten großen Halle steht das berühmte Balsafloß "Kon-Tiki", das 1947 von Südamerika aus zu den Südseeinseln fuhr. Sehr nett fanden wir die Idee, die "Kon-Tiki" wie im Wasser schwimmend aufzubauen. Über eine Rampe gelangt man in ein Untergeschoß, wo man die "Kon-Tiki" von unten durch Glasscheiben wie in einem Aquarium betrachten kann. Unter ihr befindet sich das lebensgroße Modell eines Walhais, wie er Heyerdal und seinen Mannen auf der Reise begegnete.

Das dritte Expeditionsschiff Heyerdals, die "Tigris" kann man leider in keinem Museum sehen, da es von Heyerdal am Ende seiner Reise vom Nahen Osten nach Ostafrika aus politischem Protest verbrannt wurde. Jede der Expeditionen wird ausführlich mit Karten, Fotos und Modellen von der Vorbereitung bis zur Durchführung beschrieben. Im kleinen Museumskino kann man originale Expeditionsaufnahmen und Interviews mit Thor Heyerdal ansehen. Die Öffnungszeiten sind 9.30 bis 17.45, weitere Informationen zum KonTiki-Museet gibt es unter http://www.kon-tiki.no/Museum. Direkt gegenüber dem Kon-Tiki-Museum befindet sich das Norsk Sjofartsmuseum. Das mit Abstand Beste am Museum ist ein etwa 15-minütiger "Supervideografen"-Film über Kunst und Meer. Auf den beiden Etagen und einer zusätzlichen Halle kann man anschließend ca. 150 meist gut gebaute Modelle zum Thema Passagierschiffahrt, Frachtschiffahrt, Schiffbau und Küstenschifffahrt besichtigen. Vom originalgetreuen Deck eines Seglers aus hat man einen herrlichen Blick über die Osloer Bucht. Auch die Ausstellung zum Thema Walfang hat uns beeindruckt. Im Museum gibt es eine Bibliothek, eine Malereiausstellung zum Thema Seefahrt und einen Museumsladen, der auch Baupläne für verschiedene Schiffe anbietet. Insgesamt ist dieses Museum etwas "angestaubt" und hält dem Vergleich mit den zuvor beschriebenen Museen bei weitem nicht stand. Öffnungszeiten: 10.00 bis 18.00 Uhr. Weitere Informationen unter www.norsk-sjofartsmuseum.no/.

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Das "Forsvarsmuseet", d.h. das Norwegisches Verteidigungsmuseum, befindet sich auf der Akershus-Festung, wenige Gehminuten vom Zentrum Oslos entfernt. Die Ausstellungen sind chronologisch aufgebaut, beginnend bei den Wikingern und endend in der Zeit nach dem II. Weltkrieg. Drei mit viel Liebe zum Detail gebaute Modelle von Segelschiffen aus der Barockzeit vertreten die Segelschiffepoche. Darauf folgt gleich die Zeit um den 1. Weltkrieg mit einem großen Diorama, das die Kampfschiffe der norwegischen Marine zeigt. Der Schwerpunkt des Museums liegt eindeutig auf dem II. Weltkrieg, der sehr geschichtsneutral dargestellt wird. Der gesamte Seekrieg des II. Weltkriegs wird umfassend und mit teilweise seltenen Sammlungsgegenständen sowie vielen Dioramen und Modellen gezeigt. Die Besetzung Norwegens 1940 ist dabei das zentrale Thema. Dazu gibt es ein beeindruckendes Diorama zum Beschuß und Untergang des Schlachtschiffes "Blücher" im Oslofjord. Zu sehen ist auch die Nachbildung einer deutschen U-Boot-Zentrale und ein deutscher T-I-Torpedo. Den Höhepunkt bildet aus Modellbauersicht ein 12 m langes Diorama, das einen alliierten Konvoi zeigt. Das Diorama ist sehr detailliert und enthält ca. 35 Modelle, die in bewegter See von deutschen U-Booten angegriffen werden. Einige Schiffe gehen auch bereits unter.

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Das Verteidigungsmuseum ist insgesamt sehr gepflegt und didaktisch aufgebaut, obendrein ist der Eintritt frei! Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr, samstags und sonntags von 11.00 bis 16.00 Uhr. Weitere Informationen unter www.fmu.mil.no. Im Osloer Hafen, der ja eigentlich Teil der Innenstadt ist, herrscht stets reger Betrieb durch große und kleine Fähren und durch jede Menge großer und kleiner Sportboote. Überragt werden sie durch das eine oder andere Kreuzfahrtschiff, das mit seinen Gästen Oslo besucht. Wir konnten die beiden italienischen Schiffe "Costa Europa" und "Costa Romantica" aus größter Nähe bewundern.

Gleich neben den Landungsbrücken für die kleinen Fähren zu den vorgelagerten Inseln befindet sich eine Art Museumshafen. Hier liegen historische Segler, aber auch alte Dampf- und Motorschiffe. Das Prunkstück, das Dreimast-Vollschiff "Christian Radich", war leider gerade unterwegs von Riga nach Travemünde. Ansonsten hat es hier seinen Heimatliegeplatz.

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Herrlich fanden wir auch den kombinierten Schlepp- und Passagierdampfer "Boroysund" von 1908 (immer noch dampfgetrieben), der für romantische Ausflüge in den großen Fjord um Oslo gemietet werden kann. Sicher eine Besonderheit für die Freunde der grauen Fraktion ist der Minensucher "Alta" aus dem Jahr 1953, in den USA gebaut. Er war bis 1966 in der belgischen und bis 1996 in der norwegischen Marine im Dienst, gehört jetzt zum Verteidigungsmuseum und ist bis heute voll einsatzfähig. Zum Schluß habe ich natürlich auch für Oslo einen bzw. zwei Restaurant-Tipps: direkt am Hafen - wo auch sonst? -, auf der Aker Brygge, ist das feine "DS Louise" eine gute Adresse. Das "DS" steht wieder für Dampfschiff, und einmal mehr ist alles über die Einrichtung gesagt (www.dslouise.no). Wem die "DS Louise", zugegeben auch für norwegische Verhältnisse, zu kostspielig ist, der kann ganz problemlos zum benachbarten "McDonalds" wechseln: Dort sind nämlich auch Vitrinen mit schönen Schiffsmodellen im Sitzbereich aufgestellt. Noch ein Hinweis zu den erwähnten Öffnungszeiten: Sie beziehen sich alle auf die Sommersaison. Vom Herbst bis zum Frühjahr haben die Museen meist kürzere Öffnungszeiten.


Martin Elsässer
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