Diverses
Aufsatz/Bericht |
mini-sail e.V. |
Die Hanse-Sail Rostock 2003,
7. bis 10. August 2003
Ein Bericht von Jürgen Schacht
Mit drei Kollegen aus unserem Verein, die SMF Salem-Friedrichshafen wollte ich an der Hanse-Sail in Rostock teilnehmen. Organisiert wurde dieses Treffen von den Isar-Piraten aus München, die bereits über gute Kontakte zu den Rostocker Modellbau-Kollegen verfügen. Nach einigen Problemen bei der Organisation sind drei KollegInnen rechtzeitig am Mittwoch oben gewesen und haben ihre Schiffe gezeigt. Die Modellbaufreunde aus mehreren Vereinen zeigten das ganze Spektrum des Modellbaus; Motorboote, U-Boote, Segler, Raddampfer. Zwei Segler aus Oberursel segelten mit Ihrer "Smaragd" und "Smaragd II" im Hafenbecken und stellten so den Bezug von "Großen" und "Kleinen" Seglern her. Die Modellbauer hatten zwei Zelte und ein kleines Wasserbecken zur Verfügung, alles lag an einem sehr guten Platz und so wurden die Modelle wirklich ausreichend beachtet. Ich wollte am Donnerstag dazustoßen und meine Ketsch, die "Topas" von robbe, dazustellen. Einige Tage vorher war ich an der Nordsee unterwegs, um auch dort etwas zu segeln. Leider ist beim Transport durch kurzes heftiges Bremsen das Modell im Auto umgekippt und ich hatte vier abgebrochene Relingstützen - ein intensiver Reparaturversuch brachte leider nicht das gewünschte Ergebnis - somit blieb das Schiff abgetakelt in der Ferienwohnung stehen. Damit hatte ich aber genügend Zeit, mich auf der Hanse-Sail nach Herzenslust umzusehen.
Um
es einmal vorweg zu sagen, es war IRRE!
Über 200 Schiffe aus vielen Nationen waren anwesend, fast alle Skipper luden zu Fahrten auf ihren
Schiffen ein. Jeder, der Lust hatte, konnte sich einen Törn auf der Ostsee gönnen. Einige Stunden
bis zu einem ganzen Tag waren die Möglichkeiten für alle Wünsche und Geldbeutel.
Einige Schiffe möchte ich besonders nennen: die "Sedov", Kruzenshtern" und "Khersones" lagen in
Warnemünde am Pier. Sie haben das typische Bild von Seglertreffen abgegeben, ihre hohen Masten
und die Rahen waren Wahrzeichen und Richtungsweiser für viele Menschen. Durch das strahlende
Sonnenwetter waren sicher über 1,5 Mio Menschen an den vier Tagen dort. Dies bedeutete eben auch,
dass ein Besuch auf diesen Schiffen nur durch Anstehen erarbeitet werden konnte. Dieser Tortur
habe ich mich bei der sengende Sonne aber nicht ausgesetzt, sondern mich auf kleinere Schiffe
konzentriert.
Ein weiteres Schiff ist allerdings erwähnenswert, denn ohne die Schiffe und Männer der DGzRS ist kein Treffen denkbar. Der neue große Rettungskreuzer "Hermann Marvede" ex SK 29 war vor Ort und zeigte bei Übungen, was die Aufgaben der SAR-Einheiten sind. Der Rettungskreuzer ist ein großes Schiff und nach den Anforderungen der Funktionalität gebaut worden, aber mir haben seine Proportionen nicht so recht gefallen, da er mir für seine Höhe zu kurz erschien. Ein Besuch an Bord war möglich, aber leider waren auch hier Wartezeiten nicht zu vermeiden. Trotzdem ist er eine imposante Erscheinung und ich wünsche ihm und seiner Besatzung viel Erfolg und Glück bei der Arbeit.
Alle Skipper hatten sich viel Mühe gegeben und die Schiffe "landfein" gemacht, so konnten alle Arten von Schiffen bewundert werden, Sloop, Kutter, Schoner, Kogge, Ketsch, Brigg, Barkentine, Bark, Tjalk und und und… Alle Sorten von Segelarten waren zu sehen, es war immer wieder herrlich anzusehen, wenn die Schiffe auf der Warnow von oder nach Rostock fuhren, wenn sie Kurs Ostsee hatten oder von dort zurückkamen. Der Wind war an allen Tagen nur schwach, aber es konnte gesegelt werden und das war wohl auch das Wichtigste bei der ganzen Sache.
Besondere Beachtung fand die "Shtandart" aus Russland, ein Nachbau von 1999 der Fregatte des Zaren von Russland von 1703, leider habe ich den Namen des Zaren nicht mehr parat. Sie machte einen imposanten Eindruck wenn sie mit vollen Segeln mit vielen Flaggen und Wimpeln geschmückt ihren Liegeplatz im Rostocker Hafen ansteuerte. Eine Menge Leute haben die Gelegenheit genutzt und sich über das Schiff und das alte Original informiert. Mein überwiegendes Interesse finden die gaffel-getakelten Segler und so haben meine Begleiterin und ich einen kleinen Törn auf dem Gaffelschoner "Jachara" unternommen. Anhand dieses Törns wurde deutlich, was den Geist eines solchen Segler-Treffens überhaupt ausmacht. Die Gemeinschaft der Segler untereinander ist geprägt von Freundlichkeit und Toleranz, auch in schwierigen Situationen. Die Schiffe lagen bis zu 5 Stück im Päckchen am Pier und so war der erste am Pier natürlich derjenige mit dem meisten "Durchgangsverkehr" an Bord. Trotz allem war die Stimmung herzlich und es gab kaum mal ein böses Wort. Bei der Besatzung fanden alle Mitfahrer ein offenes Ohr für alle Fragen und bekamen auch Antworten, die manchmal mit etwas Seemannsgarn geschmückt waren. Selbst bei solch einem kleinen Törn von 4 Stunden wurde das Segeln nicht vergessen.
Den Landratten wurde erklärt, welches Tau für welchen Zweck benötigt wird und meistens durften oder mussten sie dieses zugleich in Aktion umsetzen. So haben die Gäste das Segeln mit eigenen Händen begriffen und vielleicht wurde bei dem einen oder anderen der Wunsch nach mehr geweckt. Einen besonderen Respekt habe ich seit diesem Törn vor den Skippern, denn die Menge von Schiffen auf dem doch engen Wasserweg zur Ostsee verlangt Gelassenheit und Können gleichermaßen. Es war ein irres Gewusel von Seglern, Motorbooten, Schlauchbooten, sowie Schleppern, die auch noch auf Fähren trafen, die das Fahrwasser kreuzten. Besonders interessant wurde es, als z.B. die "Khersones" durch zwei Schlepper gedreht wurde, damit sie dann zu ihrem Liegeplatz bugsiert werden konnte. Und dies alles im größten Getümmel, es war einfach beeindruckend.
Gerade dieses Beobachten ist für mich so faszinierend, dass das Fotografieren öfter mal zu
kurz kommt.
Vielleicht findet dann der eine oder andere ein Vorbild, das sich als Modell zu bauen lohnt. Ich
habe die Gelegenheit genutzt, um mich über Detaillösungen im Original zu informieren, immer in
der Hoffnung, dass ich damit einer Lösung im Modell näher komme.
Als Fazit kann ich nur sagen, daß es sich gelohnt hat. Jeder, der die Möglichkeit hat, bei solch
einem Ereignis dabei zu sein, sollte die Gelegenheit nutzen, denn solche Eindrücke gibt es sonst
nirgendwo.