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Aufsatz/Bericht
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04.2003
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son-03-02-b01.jpg Die Lietze
Aufsatz von Peter Spaeth

Was ist eine Lietze?
Ein echter Berliner wird sofort antworten: Das ist ein schwarzer Wasservogel; an allen Gewässern anzutreffen, und auch Namensgeber des in Berlin-Charlottenburg gelegenen Lietzensees. Besser bekannt als Blässhun, gehört er zur Familie der Rallen. auch bei uns am Tegeler See gibt es diese schwarzen Gesellen in großer Zahl. Bevorzugte Nahrung sind u. a. kleine Muscheln und anderes Wassergetier, da sie tauchend vom Seegrund heraufholen.

Bei idealem Segelwetter bin ich also wieder einmal am Tegeler See, meine RAGAZZA II segelt bei 4 Bft. zum wiederholten Mal ein gedachtes Dreieck von ca. 700 m Kantenlänge, wobei sie als Luvtonne eine Fahrwassertonne der Fahrgastschifffahrt rundet. Der Raumschotkurs führt dann an der Seepromenade entlang, die zugleich mein Standort ist. Auch die meisten Wasservögel halten sich hier auf, weil sie von Spaziergängern gefüttert werden. Obwohl Schilder aufgestellt sind, die dies verbieten (der Grund ist bekannt).

Ich beobachtete also die Lietzen und versuchte herauszufinden, wie lange sie beim Tauchen unter Wasser bleiben. Es waren im Durchschnitt etwa 8 bis 10 Sekunden, und sie tauchten fast genau dort auf, wo sie untertauchen.

Plötzlich kam mir ein hinterlistiger Gedanke. Bei dem herrschenden Wind und Raumschots läuft R.II gut 2 m/Sek und solange sie einen "Sicherheitsabstand" von über 5 m zu den immer wieder tauchenden Lietzen einhielt, flüchteten diese nicht. Ich steuerte R.II nun am Wind die Promenade hinauf und Raumschots zurück, immer wieder und mit genügend Abstand zu den Vögeln, auf eine günstige Gelegenheit wartend.

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R.II kommt gerade raumschots zurück, als direkt vor mir, keine 10 m vom Ufer, eine Lietze untertaucht. Eine geringe Kursänderung und R.II lauft genau auf diesen Punkt zu, erreicht ihn, und in diesem Augenblick taucht die Lietze wieder auf, unmittelbar neben dem Boot (offenbar tauchen die mit geschlossenen Augen!).

Jedenfalls muß der Schreck enorm gewesen sein! Wildes Flügel- und Füßeschlagen, Alarmstart und 50-m-Flug. Gelächter unter den Spaziergängern, die gelegentlich stehenbleiben und zuschauen.

Und immer wieder die Frage nach dem Bausatz, wo man ihn bekommt, und nach dem Preis. Nach meiner Antwort, R.II sei eine Eigenkonstruktion, folgt die Frage nach der Bauzeit, und, und, und....

Ein recht ungepflegter junger Mann mit einer prall gefüllten Plastiktüte in der Hand meint böse: Ich solle das nicht noch einmal machen, das mit der Lietze (aha, denke ich, bestimmt ein "Grüner" und Naturschützer) und, während ich nach einer passenden Antwort suche, schüttet der den Inhalt der Tüte, nämlich Brotreste, einfach ins Wasser und geht. - Kommentar überflüssig.


mini-sail ahoi
Peter Spaeth


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