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son-02-17.htm; 04.2000

Von Tauen, Tampen und Enden

...wird ein Stück Tau vielfach als Tampen bezeichnet. Das ist aber nicht ganz richtig. Ein Tau wird in der Schiffahrt als "Ende" bezeichnet. Tampen ist das Ende vom Ende. Darüber hinaus wird dauernd von rechts-, bzw. linksgeschlagenem Tauwerk geredet. Gemeint ist der Verlauf der Keepen zwischen den Kardeelen.

Kardeel? Was ist den das schon wieder? Ein Tau, oder ein Ende wird aus mehreren dünneren Enden zusammengedreht. Jedes dieser dünneren Enden bildet dann am fertigen Ende ein Kardeel. Die meisten Enden bestehen aus drei oder vier Kardeelen.

Es gibt aber auch solche mit fünf K. und einer Seele (=eine Leine, um die die anderen herumgedreht sind). Bei rechts geschlagenen Enden verläuft nun die Keep von unten links nach oben rechts, man spricht auch von Z-Schlag. Beim links geschlagenen Enden verläuft die Keep umgekehrt, von unten rechts nach oben links, man spricht auch vom S- Schlag.

Wann welches, wie geschlagene Ende verwendet wird, darüber streiten sich die Geister. Es gibt sog. Fachbuchautoren, die z.B. angeben, daß auf englischen Schiffen die steuerbordseitigen Wanten alle links geschlagen sind, während die backbordseitigen immer rechts geschlagen sind, genau wie alle Stage. Modelle in z.B. Stockholm (Wasa-Museum), Kopenhagen, Paris (Musee de la Marine), Hamburg (Museum für Hamburgische Geschichte) Amsterdam und Lelystad (Batavia-Werft) weisen aber hier keine erkennbaren Regelmäßigkeiten auf.

Lediglich das Ankerkabel der alten Schiffe scheint überwiegend aus links-geschlagenen Enden zu bestehen. Wenn bei einigen englischen Schiffen also Übereinstimmungen in der Schlagrichtung bestehen, so muß das nicht gleich zur Regel für alle Schiffe erhoben werden (aber vielleicht habe ich ja immer nur die Ausnahmen von der Regel gesehen und blicke mal wieder nicht über den Tellerrand).

Bleibt nur aus eigener Erfahrung anzumerken: Als ich das Segeln lernte gab es noch keine geflochtene Kunststoffleinen. Da war die Vorschot auf der "Anni" (meiner ersten Liebe zum Segeln, eine Olympiajolle) steuer- und backbord jeweils links und rechts geschlagen. So konnte man die damalige handliche Schot, aus feinsten Hanf, immer von außen her über die Winsch schlagen und entsprechend dicht holen (es waren damals, als echter Luxus, sauteuer jeweils links- und rechtssperrende Winden aus Bronze). Wenn man nun dies versehentlich verwechselte konnte man aus nächster Nähe sehen wie beim Dichtholen sich die Leine beim Herablaufen über die Winsch aufdröselte und der Bootsbauer, mit Namen Hammer - als zahlender Eigner, ganz böse das Gesicht verzog.
Denn eine Leine so malträtiert war nach ganz kurzer Zeit hinüber und allenfalls als Festmacher zu gebrauchen.

Wenn ich mich jetzt so an meinen Segellehrer so erinnere und die vielen Deppen auf seinem schönen Boot, so kann ich dies jederzeit auf ein großes Kriegsschiff übertragen.
Bei den vielen Leinen und unterschiedlichen Seemännern mit noch unterschiedlicherem Segeltalent war die Beschaffung neuer Leinen um ein vielfaches teurer als auf der kleinen Olympiajolle "Anni" mit ihrer halben Tonne Gewicht.


mini-sail ahoi
Peter Schuster

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