Modellbau
Baupraxis |
mini-sail e.V. |
Drachenboot „Malin“
Baubericht von Frank Neumann
Der Drachen war ein sehr erfolgreiches 3-Mann-Einheitsklasse-Kielboot.
Der Norweger Johan Anker machte diesen Entwurf bereits 1929. Der Drachen eroberte die Herzen der
Segler auf der ganzen Welt. Von 1948 bis 1972 war der Drachen olympische Bootsklasse. Aber auch
heute erfreut sich dieses Boot noch immer großer Beliebtheit.
Maßstab: | 1:7,46 | Länge über alles: | 123 cm |
Breite: | 26 cm | Gesamtverdrängung: | 6,8 kg |
Mast über Deck: | 149 cm | Segelfläche: | 0,5 qm |
Segelwinde: | RS 10 (Conrad) | Bauzeit: | 2013-2014 |
Meine „Seglerkarriere“ begann mit der Bella von Aeronaut vor gut 4 Jahren, ist also noch recht
kurz. Bis dahin baute ich Modellboote mit Elektroantrieb der unterschiedlichsten Klassen.
Die Modellbaufreunde der RG-65 und IOM-Fraktion beeindruckten mich am Teich aber immer wieder.
Aber so ein reines Sport und Zweckmodell sollte es auch nicht sein. Schließlich wurde mir der
Baukasten der „Bella“ zu einem sehr guten Preis in meinem Stamm-Modellbauladen angeboten. Da
konnte ich nicht nein sagen – der Bazillus Segelboots-Modellbau war gelegt und läßt seit dem nicht
mehr locker. Aus der Bella wurde ein sehr hübsches Modell und der Wunsch nach was Neuem ließ nicht
lange auf sich warten.
Bei der Firma Rainer Kuhlmann, in Bielefeld fand ich was mir vorschwebte, ein Holzmodel mit
wunderschönen Linien und der Möglichkeit der Baukreativität freien Lauf zu lassen. Ich habe den
Spantensatz und den GFK-Kiel, mit samt der Steckhelling erworben.
Auf einem stabilen Spanplattenbrett, im Baumarkt gleich zurechtgesägt, wurde der Spantensatz
aufgebaut. Es war die reinste Freude, alles paßte hervorragend, Strak-Prüfungen ergaben keinerlei
Nacharbeiten.
Beplanken
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aufgesetzter Zusatzkiel
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Messing-Bugschiene
angebracht |
Die Beplankung erfolgte mit dazu gelieferten Mahagonileisten. Hier wurde es dann vor allem im Kielbereich, für mich als Neuling auf diesem Gebiet, schwierig die Leisten paßgenau anzulegen. Aber mit einer entsprechenden Menge Klammern, kleinen Zwingen, und ähnlichem gelang das dann recht gut.
Am Bug habe ich eine T-Messingschiene auf den Kiel geklebt, wo die Leisten einlaufen und so ein sauberes Bild ergeben. Den Kiel habe ich um ca. 6 cm nach unten verlängert um das Boot ohne Zusatzkiel fahren zu können. Hier war ich aber doch zu unerfahren, dazu später mehr.
Den GFK-Kiel habe ich zur Formherstellung für das Ballastgewicht genutzt. Mit Gewindebolzen
wurde er angeschraubt.
Für die Gestaltung des Decks, der Kajüte, der Pflicht wurde das Internet durchforstet, wo jede
Menge Fotos von Drachenbooten Anregungen lieferten. Die Decksplanken habe ich aus 7x2 mm
Lindenholzleisten gemacht, weil die schön hell und leicht grau waren und sich noch gut biegen
ließen. Zur Kalfaterung wurden 2mm breite Streifen von schwarzem, 300 g Fotokarton genutzt.
Die hintere Luke ist der Zugang zum Ruderservo, die vordere Luke dient nur der Kontrolle des
Inneren vom Vorschiff.
Sperrholzdeck mit Verstärkungen
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Deck mit Plicht
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fertig beplankt
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Der Drachen hat original eine offene Pflicht, auch zur Kajüte hin. Das wollte ich so nicht
haben, wegen Wassereinbruch, daher habe ich die Pflicht seitlich mit einem Kasten aus
Flugzeugsperrholz und Mahagonifurnier verschlossen. Die gesamte Pflicht ist wie eine Wanne
aufgebaut und kann herausgenommen werden. Sie hängt dann aber an der Großsegelschot, dafür ist der
Rumpf gut zugänglich.
Die Travellerschiene ist mit einem Block am Boden der Wanne verschraubt und angeklebt und mit der
Wanne dann am Rumpf verschraubt. Der Block ist gelocht, da kann ich einen Aluhaken einhängen, der
hilft dann beim Einsetzen des Bootes ins Wasser.
Das Kajütendach ist abnehmbar und hat an der hinteren Seite eine optisch offene Gestaltung. Da
sind auch die Imitationen der Schotklemmen dran.
Die Schot für das Großsegel wird durch die Sitzlehne geführt, dahinter ist eine kleine Nut, damit
nichts verklemmt beim Hochheben der Wanne.
Der Mast ist aus mehreren Kiefernleisten verklebt und hat eine eingeharzte Keep aus Alurohr, in
welches eine 2mm Nut gefräst wurde (Fachfirma). War nicht billig.
Der Großbaum hatte das ursprünglich auch, wurde aber später, bei dem dann 3. Segelsatz geändert.
Anfangs hatte ich eine schöne Genua, wie beim Original, vorgesehen und verwirklicht. Die
Ansteuerung erfolgte durch eine zweite Segelwinde. Aber diese Genua bereitete mir wenig Freude. Da
ist sicher auch meine Unerfahrenheit schuldig. Aber an den Gewässern hier in unserer Gegend, sind
drehende Winde ein ständiges Ärgernis. Bald war ich es leid, die Genua ständig hin und her zu
ziehen. Schweren Herzens habe ich mich dann zu einer Selbstwendefock mit Baum entschieden, hier
bin ich dem Beispiel des „Holzwurms aus dem Allgäu“ gefolgt. Es ist jetzt auch nur eine Segelwinde
nötig und das Segeln bereitet deutlich mehr Freude.
Lackiert ist alles mit sehr gutem Pinsel, gespritzt habe ich nichts. Als Lack kam G 4 und G 8 von Voss-Chemie zum Einsatz, kann da nur gutes sagen.
Die Segel habe ich selbst genäht, 60 g/qm Chikara aus dem Drachenladen, Segelriß und Größe wurde dem Vorbild nach empfunden und mehrmals geändert, hauptsächlich verkleinert, da das Boot für etwas kräftigeren Wind nicht geeignet ist.
Gegenwärtig denke ich über eine Zusatzkielbombe nach. Dieser Umbau ist erheblich, da der
vorhandene Kiel stark verändert werden muß. Deswegen würde ich allen, die dieses Boot vielleicht
mal bauen möchten, einen steckbaren Zusatzkiel empfehlen.
Der Aufwand, den ich getrieben habe um ein möglichst originales Unterwasserschiff zu haben, hat
sich nicht gelohnt, das mußte ich als „Beginner“ einsehen. Klar, die Optik ist gut, aber auf dem
Wasser überwiegt dann, auch für die Zuschauer, eindeutig das Segelverhalten. Man kann dann auch
die Masse des Bootes geringer halten, was dem Segeln ebenfalls zu gute kommt und für Ausstellungen
kann der Zusatzkiel ja entfernt werden.
Trotzdem - der Bau und auch das Segeln haben mir mit diesem Boot sehr viel Freude gemacht, das
Suchen nach technischen Lösungen, das Gestalten vom Deck und allen den anderen Details - das ist
es doch was unser Hobby ausmacht, einfach obergroßartig.
Und wenn dann Zuschauer oder Spaziergänger sich begeistert zu dem Boot mit der kleinen Skipperin
äußern – da freut man sich schon. Baudetails sollte man den Bildern entnehmen, die sagen oft mehr
aus als eine Beschreibung.
Viele Grüße aus der Oberlausitz,
Frank Neumann