Modellbau
Baupraxis |
mini-sail e.V. |
Verklicker
Von Winden geweht
über Bau und Segelpraxis
berichtet Ralph Sutthoff
Verklicker und andere Trimmhilfen |
Ein Verklicker ist ein am Masttopp befestigtes Windfähnchen mit Zeiger. Die klassische Standardausführung für Jollen besteht aus einem senkrechten Stab, einem Zeiger vorne und einem Fähnchen aus PVC oder Tuch dahinter. Zeiger und Fähnchen sind meist in einem Rahmen verbunden. Moderne Konstruktionen bestehen aus einem einheitlichen Plastikblech. Alternativ zu einem Verklicker sind auch Flögel (Windhosen) oder sog. Windex Verklicker im Gebrauch. Die Silhouette letzterer erinnert an einen Starfighter. Diese Konstruktion findet vor allem bei Yachten Anwendung und wird in der Regel durch einen Aerometer ergänzt. Die Messungen werden unten im Cockpit auf den Instrumenten abgelesen.
Funktion |
Ein Verklicker gehört zu den Trimmvorrichtungen, die dem Segler helfen, die optimale Segelstellung zu finden. Oft wird er ergänzt durch Trimmfäden, die hinter dem Vorliek auf dem Vorsegel befestigt sind und die ähnlich wie der Wollfaden auf der Kanzel eines Segelflugzeugs die Windströmungsverhältnisse anzeigen.
Was zeigt er an? |
Nur ohne Fahrt (z.B. vor Anker oder am Steg/Boje) oder bei Fahrt vor dem Wind (Schmetterlingskurs) zeigt der Verklicker dem Segler den wahren Wind, also die tatsächliche Windrichtung an. Auf allen anderen Kursen zum Wind wirken der wahre Wind und der Fahrtwind gemeinsam auf den Verklicker ein. Die daraus resultierende Kraft bildet den sog. scheinbaren Wind. Den bekommt der Segler angezeigt und auch nur der ist für ihn wichtig. Denn die Segelstellung richtet sich nach dem scheinbaren Wind und nicht nach dem wahren Wind. Je höher das Geschwindigkeitspotential eines Seglers, desto stärker wirkt sich der Fahrtwind aus. In der Konsequenz werden die Schoten je dichter gefahren, je schneller das Segelschiff läuft. Beispiel: Ein schneller Mehrrümpfer wird bei gleichem Kurs zum Wind mit deutlich dichteren Segeln gefahren als ein vergleichsweise langsames historisches Lastschiff. Noch drastischer macht sich der starke Einfluss des Fahrtwinds bei den schnellsten Seglern überhaupt, den Eisyachten, bemerkbar. Denn wenn es nur um die Spitzengeschwindigkeit gehen würde, könnten die bereits auf der Autobahn mitfahren!
Die Praxis M 1:1 |
Verklicker, Trimmfäden und andere Hilfsvorrichtungen sind die absolute Regel. Nur auf der Laserjolle widerspricht ein Verklicker dem Regelement. Während der gemeine Jollensegler seinen Blick hoch zum Mast hinauf in die Sonne lenken muss (manche befestigen sich deshalb auch Wollfäden an den Wanten), findet der Dickschiffsegler alle windigen Informationen, wie Richtung, Stärke und Winkel zum Kurs bequem ablesbar auf seinen Instrumenten unten im Cockpit.
Die Praxis der RC-Segler |
Die Mehrheit verzichtet ersatzlos auf einen Verklicker. Eine größere Minderheit verwendet einen überdimensionalen, nicht maßstabsgerechten Verklicker in der Bauart, wie er M 1:1 bei Jollen üblich ist. Manche behelfen sich mit einem einfachen, länglichen Fähnchen. Ich habe auch schon zierliche, maßstabsgerechte Nachbauten von den bei Yachten üblichen Windex Vorrichtungen gesehen. Letztere sehen am Standmodell zweifellos beeindruckend aus, haben an Fahrmodellen aber keinen praktischen Nutzen.
Eine Weltanschauung? |
Der M 1:1 Segler ist es gewohnt mit dem Verklicker zu segeln und möchte ihn meist auch am Modell nicht missen. Viele RC-Segler, die aus anderen Bereichen des Modellbaus zu uns gestoßen sind, lernen es im Laufe der Zeit, auch ohne diese Hilfseinrichtung klar zu kommen. Manche begnügen sich mit einem einfachen Stander wie er serienmäßig etwa für die Atlantis vorgesehen ist oder orientieren sich noch einfacher an den Verklickern der anderen Segler. Selbst erklärte Verklicker Gegner sind mir schon untergekommen, die die Auffassung vertreten, mit der genauen Beobachtung der Segel sicherer die optimale Einstellung finden zu können.
Vom Nutzen |
Ich persönlich gehöre zu der Gruppe der größeren Minderheit, die einen funktionstüchtigen Verklicker bevorzugen. Sonst wäre dieser Bericht nicht entstanden. Dafür gibt es viele Gründe. So ein kleiner, beweglicher, roter Farbklecks im Masttopp sieht einfach gut aus und verleiht jedem RC-Segler Lebendigkeit. Sind viele Kollegen mit ihren Seglern auf dem Wasser, etwa bei einem Treffen oder einer Regatta, kann man sein eigenes Boot am Verklicker im dichten Getümmel oftmals leichter erkennen und von anderen unterscheiden. Bei schwierigen Revieren und drehenden Winden, so wie sie bei den RC-gängigen Segelgewässern ja nicht unbedingt selten sind, ist die schnelle, sichere Reaktion des Verklickers oft von unschätzbarem Wert. Erreicht doch den ganz oben im Masttopp sitzenden Verklicker in Flautenabschnitten aufkommender Wind meist zuerst. In dieser Situation erschweren außerdem die robusten aber unsensibel steifen Segel, so wie sie etwa bei Robbe üblich sind, die Findung der optimalen Segeleinstellung. Ein Verklicker gibt da eine schnellere Orientierung. Selbst das in einer Regattasituation unbedingt vorteilhafte Kurshalten gelingt mit Verklicker besser. Beim Kreuzen ohne Verklicker muss ich ständig im Zick-Zack-Kurs ausprobieren, wie hoch mein Schiffchen an den Wind heran kann, will ich nicht kostbare Höhe verschenken. Mit Verklicker erscheint es mir einfacher, raumeren Wind abzuwarten und erst dann anzuluven.
Trimmfäden |
Yacht- und Profisegler M 1:1 befestigen sich nahe des Vorlieks außerdem Trimmfäden am Segel um den Strömungsverlauf sichtbar zu machen. Bei Modellseglern habe ich das auch schon gesehen. Leider sind derartige Hilfen von Land aus auf die Entfernung schwer zu erkennen und richtig zu deuten.
Verklicker oder Flögel ? |
Ein Flögel schaut aus wie ein Windsack mit Zeiger. Er hat den Vorteil, dass er etwas einfacher zu bauen und auszuwuchten ist und ein damit ausgestattetes Segelschiff auf dem Wasser sehr gut von anderen zu unterscheiden ist. Denn einen Flögel findet man im Vergleich zu einem Verklicker sehr selten. Manchmal werden im Handel sogar fertige Flögel angeboten, so dass „nur“ noch eine Achse und eine Lagerung gebaut werden muss. Ein Nachteil des Flögels besteht in seiner kleineren Sichtfläche, will man ihn nicht völlig überproportional groß bauen. Aus diesem Grund bevorzuge ich Verklicker.
Kauf eines Verklickers |
Die Firma Graupner bietet einen fertigen Verklicker zum Kauf an, der allerdings etwas klein geraten und eher für Segelschiffe bis etwa 1 m Länge geeignet ist. Neuerdings hat auch der Vereinskollege Bernd Reimann Verklicker in sein Verkaufssortiment aufgenommen. Nicht zuletzt kann man Verklicker unterschiedlicher Größe auch bei MKP beziehen.
Bau eines Verklickers |
Ein vollständiger Eigenbau ist leicht möglich, wenn man nur die entscheidenden Knackpunkte kennt und beachtet. Gerne räume ich ein, dass mein erster unbeholfener Bauversuch eine Katastrophe war und das traurige Ergebnis von zwei, drei Stunden Arbeit und Tüfteln im Mülleimer endete. Das möchte ich dem Leser ersparen und ihm zu einem schnellen Erfolgserlebnis verhelfen.
Die richtige Größe des Verklickers hängt von der Größe des Modells ab. Das hat weniger etwas mit stimmigen Proportionen zu tun, sondern vielmehr damit, dass ein größeres Schiff in einem größeren Radius vom Sender aus gefahren wird. Die Vorrichtung soll ja auf die Entfernung möglichst gut sichtbar und noch ohne Fernglas ablesbar bleiben. Aus diesem Grund empfehle ich auch dringend ein leuchtendes rot für das Verklickertuch. Diese Farbe wird auf dem Wasser von weitem am besten erkannt.
Baugrundsätze: |
falsch | richtig |
Die Materialien: |
Ein Verklicker ist schnell und problemlos gebaut, wenn man die oben genannten Grundsätze
beachtet und die richtigen Materialien verwendet.
Da ich nicht aus dem Modellbaubereich komme, brauchte ich einige Zeit, bis ich herausfand, dass
die aufschraubbaren RC-Antennen für Empfänger das ideale Ausgangsmaterial für die Verklickerachse
darstellen. Der Antennendraht ist leicht und dünn und damit windwiderstandsarm. Er hat eine
glatte Kunststoffummantelung und ist damit einerseits korrosionssicher und andererseits kann die
Konstruktion darauf leichtgängig drehen. Außerdem springt der Antennendraht nach einem
unfreiwilligen Verbiegen wie eine Feder von selbst wieder in seine alte Form zurück.
Als Rahmen für die Windfahne verwende ich Messingdraht von 1 mm Stärke, so er wohl bei jedem
Modellbauer in seiner Werkstatt vorrätig ist. Ich löte weich und hatte damit noch nie Probleme.
Warum ein Verklicker-Baubericht in einer alten „Schiffsmodell“ Ausgabe so dringend
Hartlöten empfahl, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.
Das Tuch schneide ich aus rotem Geschenkband, wie man es als Meterware auf Rollen im Handel
erhält. Für die Lagerung benutze ich Messingröhrchen, Kabelendhülsen sowie perforierte
Holz-Kügelchen, die man im Bastelladen bekommt.
Meine ersten Versuche |
Befestigung am Mast |
M 1: 1 werden diese Vorrichtungen mit Halterungen seitlich im Masttopp angeschraubt. Am Modell gerät das zu empfindlich. Man muss sich was einfallen lassen und abhängig von den Gegebenheiten an seinem Masttopp nach einer individuellen Lösung suchen. In der Regel bringe ich eine Bohrung in dem Mastendstopfen an, der üblicherweise aus Plastik besteht. Diese Anbauarbeit bleibt einem auch beim Kauf eines fertigen Verklickers nicht erspart.
Es folgen einige Baubeispiele mit Erläuterungen.
Versuchsanlage |
Abschließend möchte ich darauf hinzuweisen, dass außer den bereits oben genannten Händlern auch Ralph Tacke für Wettbewerbsyachten einen zweifach kugelgelagerten Verklicker der oberen Preisklasse anbietet. Fadensonden oder Windindikatoren zum Aufkleben für die Segel habe ich auf der Internetseite von Heinz Bohn gefunden.
Schluss |
Wie Ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten, einen brauchbaren, alltagstauglichen Verklicker zu
konstruieren. Sicher fallen Euch noch verbesserte Konstruktionen ein.
Allen RC-Seglern wünsche ich viel Spaß beim Bauen und niemals mehr oben ohne.
Micha schrieb mir noch einige Dinge zum Thema Verklicker. |
"Ingolf Laspe suchte nach einem Verklicker, der an seiner größere, klassische 6-MR Holzyacht
stilecht wirkt. Er wurde bei den Yachtausrüstern fündig.
Z.B. bei A.W. Niemeyer oder [www.awn-shop.de]. Dort findet man unter Jollenausrüstung die Verlinkung
„Windrichtungsanzeiger“ (könnte Amtsdeutsch sein) und dort fand er dann auch die
preiswerte Lösung meiner Probleme. Für € 11,99 gibt es dort einen sogen.
„Wantenverklicker“, wie er auf Jollen, noch mehr aber auf Katamaranen verwendet wird.
Der Verklicker hat eine federleichte Kunststoffahne in Rot oder Grün, die auf einem
kugelgelagertem Gestänge sitzt. Der eigentliche Bauaufwand besteht darin für den verwendeten
Mastkopf die passende Befestigung zu erstellen.
Das sollte aber für einen versierten Modellbauer kein Problem sein. Aufgrund der Größe dieses
Verklickers kommen nur Rumpflängen von mindestens 1,30 mtr. in Frage. Ingolf Laspe nutzt diese
Art von Verklicker auf seinem 30er Schärenkreuzer und auf seiner Lacustre.
Beide Schiffe sind knapp 2 mtr. lang.
Der Windrichtungsanzeiger ist immer gut zu sehen."