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Baupraxis
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06.2004
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mb-04-38-b01.gifOptimist im "alinghi"-Design

Baubericht von Mario Schwarz

"Das Beste was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt",
sagt Johann Wolfgang von Goethe.
Hier ist eine Geschichte von kleinen "Optimisten" und großen Veteranen zu erzählen.


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pfeil-li.png Ob klein, ob groß - das Segelmodell auf dem See ist ein schöner Anblick...

Nach 152 Jahren kommt die "schönste Kanne" nach Hause zurück, auf den Kontinent der Kontinente. Und dann noch in ein Land, das ohne Meer Seglergeschichte geschrieben hat. Schließen sich hier Extreme aus oder ziehen sie sich gegenseitig an?
Wir machen einen Schritt um vier Jahre zurück und schreiben das Jahr 2001. Die Medien berichten von einem bis dahin kaum bekannten Treiben auf dem Genfer See. Hochseeyachten mit der Nummer 59 und 64 pflügen die Wellen.
Ein kleiner "Opti" zieht vor dem Vorbild seine Runden, und ein kleines, eifrig segelndes Mädchen kreuzt diese Runden spektakulär. Steht auch das neue Segel optimal oder kann ich das Segel noch etwas aufmachen? Und ist mein Outfit genau abgestimmt auf das Boot? Es soll ja alles passen. So in etwa die Gedanken der kleinen Sportlerin auf dem Foto, welches in der Zeitschrift YACHT veröffentlicht wurde. Auf dem Genfer See hatten Schweizer Clubteams die Möglichkeit, die Segelprofis auf Herz und Nieren zu prüfen.
Schaffen es die Freizeitsegler, das Spitzenteam unter Verwendung desselben Materials zu bezwingen? Thierry Martinez, ein Fotograf, bannte faszinierende Stimmungen auf den Film. Und die kleine Meisterseglerin von morgen zeigt uns, was sie kann. Ihre Vorbilder im Hintergrund sind dabei nicht nur gigantisch, sondern auch Schweizer Nationalstolz.
Siegt ein Verein gegen die Profis, so erhält dieser Verein das "Opti" im "Alinghi"-Design - welches unsere kleine Seglerin denn auch so eifrig auf Kurs hält.

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Auf die Idee, einen "Optimisten- im Maßstab 1:4 bauen zu wollen, kam ich erst so richtig beim Besuch der ersten Modellbaumesse in Friedrichshafen 2002. Es tummelten sich auf dem Außensee an den Messehallen damals neun "kleine Veteranen mit ihren Optimisten" auf einem Dreieckskurs. Jeder hat ein eigenes Design, nur eben in Gestalt von "Optimisten".
Der Start ging mit einigen liebevoll gemeinten Zuwendungen vonstatten. Und so zogen dann schaukelnd neun "optimistische" Modelle ihren Kurs um die ausgelegten Bojen im olympischen Dreieckskurs. Was so harmonisch aussah, war aber auf den letzten Metern vor den Wendemarken immer mit Spannung verbunden. Im Verlauf des Rennens teilte sich das Feld entsprechend auf. Und die "Optimisten" reihten sich in der zweiten Runde wie eine Entchenparade ohne Mama von nun an bis zum Ziel hintereinander auf. Das Geschnatter kam von den optimistisch dreinschauenden Skippern. Keiner wollte den anderen Mitseglern einen errungenen Meter nachlassen. Dabei war Fairplay von allen Regattateilnehmern eine Selbstverständlichkeit. Meine Entscheidung war gefallen.
So ein kleiner "Positivling", optimal in 1:4, wäre doch auch was für mich und wirklich ganz nett. Denn ein Modell von 59 cm Länge paßt immer noch auf die Rückbank, wenn es an den Baggersee geht. Zwei Akkus sind schnell geladen.
Und so kann auch ein Freizeitkapitän, wie ich nun mal einer bin, mit Freunden geschwind ein paar nette und spannende Stunden am See verbringen. Wie gesagt, das kleine eifrig segelnde Mädchen auf dem Foto und das Messe-Ereignis waren der Anlaß, hier mitzumachen. Kommen wir nun zum Aufbau des "Optimisten" als Jugendjolle.
Dieses Modell ist sehr einfach und überschaubar. Nicht klein, aber auch nicht groß, und dennoch oho. Im Maßstab 1:4 nun eben nicht zu übersehen. Da kommt darin schnell mal, wie so oft, der eine oder andere Passant beim Spaziergang mit dem Skipper und Modellbaufan ins Gespräch.
Der Bau ist mit einfachsten Mitteln preiswert zu bewerkstelligen. Als Rumpfmaterial dient 1,5mm-Birkensperrholz aus dem Baumarkt. Es geht auch mit 3-mm-Pappelsperrholz. Buchenrundstäbe können für den Mast und das Gestänge benutzt werden. Da ich optisch dem "Alinghi"-Design in nichts nachstehen wollte, wurden Kohlefaserrohre verwendet. Was natürlich den Bauetat etwas belastet.

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Abb. 3: Blick in den Technikkasten Abb. 4: Die Auftriebskörper sind im Bootsinneren mit Klettband fixiert, was eine leichte Reinigung im Modell möglich macht.

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Bei einer offenen Jugendjolle ist die Sicherheit durch den signalroten Auftriebskörper aus umklebtem Styropor selbst bei überkommendem Wasser kalkulierbar. Mit Tapetenleim läßt sich eine Tischpapierserviette hervorragend auf das Styropor kleben. Ein paar Tage später wird dies mit Epoxydharz überzogen. Kein Nitrolack, eventuell aber Kunstharzlack. Herkömmliche Lösungsmittel in Nitrolacken lösen sonst unseren Bootsretter auf. Diese Auftriebskörper sind im Bootsinneren mit Klettband fixiert, was eine leichte Reinigung im Modell möglich macht.
Für die Schotsteuerung kommt ein stärkeres Servo mit einem Verstellarm von ca. 10 cm Länge zum Einsatz. So kann ein spontanes Öffnen des Schratsegels bei zu starken Böen die drohende Kenterung abwenden - und den Schwung dann doch noch in Fahrt umzusetzen. Schließlich ist das Segeln nach dem Bauen doch letzten Endes das Ziel.
Für das Ruder ist ein Standardservo mit 4,5 kg Stellkraft ausreichend.

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Abb. 5: Niederholer und Mastführung Abb. 4: Der Schwertkasten

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Eine Trennwand mit einem Deckel, abgedichtet durch eine Moosgummischnur, schützt die Technik vor überkommendem Wasser. Die Verriegelung geschieht mit einem einfachen Drahtbügel. So ist die Luke schnell ver- und entriegelt.
Die Schot wird durch eine Buchsenöse nach außen geführt. Ein Schwert ist auch vorhanden. Um das Aufrichtmoment zu erhöhen, wurde am Schwert ein 850 g schweres Bleigewicht angebracht. Was aber nicht unbedingt notwendig ist, wenn das Schwert nicht wie bei mir aus Kohlefaserplattenmaterial, sondern aus Messing oder V2A-Stahl besteht. Die Vorderseite des Schwerts ist abzurunden, die Rückseite anzuschärfen. Das entspricht voll und ganz dem Vorbild.
Eine Bleibombe ist mit Sicherheit, aber auch mit Geschwindigkeitsverlust verbunden. Hier ist wieder eine Möglichkeit, den "Optimisten" zu optimieren.
Vor der Wasserung testen wir noch einmal alte Funktionen, und dann los. Was das Segeln mit Modellbooten so faszinierend macht, ist die Mischung aus Ruhe und doch lebendiger Bewegtheit. Der Skipper ist gefordert, mit den Elementen der Natur zu arbeiten.

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Abb. 7: Das Ruder läßt sich für den Transport aushängen Abb. 8: - s e g e l n -

Erstaunlich ist der Bekanntheitsgrad auch unter den "Optimisten", ob in der Schweiz am Egelsee, am Genfer See oder auf der Modellbaumesse in Friedrichshafen. Eins ist dann immer wieder gewiß: Der Spaß am Hobby ist das Größte für uns große, kleine Buben. Im November 2004 wurde auf ein Neues gesegelt und geklönt.
Ganze zwölf Wochen dauerte der Bau meiner "Alinghi".
Das Design ist sehr gut auf dem Wasser zu erkennen. Besser noch als mit weißen Segeln.


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"Alinghi"-Opti im Stillstand
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Zur Bootstaufe wurde wie erwartet einige Fragen an mich gerichtet. Eine war, ob dies wirklich die "Alinghi" sei. Doch wer da glauben mochte, daß das nicht möglich sei, dem wurde beim Anblick solch eines (äußeren) Gegensatzes das Bild vom Genfer See in der Zeitschrift YACHT gezeigt. Auf dem Deckel des Technikkastens wurde es mit Epoxydharz fixiert. So spricht ein Bild auch hier mehr als Worte.

Was unternehmen nicht alles die großen, kleinen Buben, um auch einmal das Logo der "Alinghi" benützen zu können. So wurden drei Monate allabendlich zum Bauen genutzt, um das "Alinghi"-Logo zu präsentieren. Dabei werden keine Mühen gescheut, stand doch ein Minisail-Treffen am Egelsee bei Bern im September 2003 an. Und nach langem Bangen kommt aus Süddeutschland ein Schweizer Modell-Optimist daher. Ob da das Sieger-Kielwasser optimal entnommen wurde'? Das kann wohl von keinem der Teilnehmer mit ja beantwort werden. Die Idee als solche war: Jeden Teilnehmer des Treffens der Swiss-Minisail-Freunde bekommt eine kleine Probe des geschätzten Nasses in Form eines kleinen Reagenzglases als Andenken aus Bern mit nach Hause.

Was die Schweizer nun im Großen vorgemacht hatten, kam als Jugendjollen-Modell recht positiv an. Die kleinsten Besucher unter den Buben, kaum größer als das Objekt der Begierde auf dem Klappständer, standen vor und hinter dem "Optimisten"-Modell. Die Eltern hatten so ihre liebe Not, den Nachwuchs nur mit den Augen und nicht mit den Fingern sehen zu lassen. Da waren die vielen kleinen Händchen und Finger dann doch sehr schnell bei der Sache. Was man vor Freude über die Anteilnahme der verschiedenen Besucher immer wieder sehen konnte. Und die Stegkante war oft in sehr geringer Nähe beim Betrachten des kleinen Namensvetters des Schweizer Boots.

Es gab zwar in diesem Fall nur eine Kanne voll Wind. Aber auch eine Kanne voll Wind ist beim Segeln auf dem See vom Skipper eines Modell"-Optimisten" mit Argusaugen zu betrachten. Ab einer gewissen Windstärke kann die "Kanne" schnell zum Kentern führen. Doch das erhöht den Nervenkitzel und die Spannung, wenn der kleine Kerl, pardon, sie, die "Alinghi", sich mit schneller Fahrt den Weg durch die Wellen bahnt. Wegen der Fallböen war also Obacht geboten. So war ein Auge zwar beim Nachbarn, mit dem man plauschte, das andere Auge aber stets beim "Opti"-Modell.


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button1.png Fazit -.-   

Im Großen und Ganzen war der Bau eine tolle Erfahrung. Und der Bau eines solchen Modells ist selbst in individueller Ausführung mit der Hilfe von erfahrenen Schiffsmodellbauern selbst von Modellbauneulingen zu schallen.
Meinem Freund Moritz Stark konnte ich auf der Messe in Friedrichshafen eine Weiterentwicklung der Kielbombe präsentieren. Die eine Variante ist wie das Originalschwert ein Steckschwert, aber aus VA, und wurde aus Stabilitätsgründen nur um ein Drittel verlängert. Die zweite Variante des Schwerts wurde aus Kohlefaser und mit einer Bleibombe gebaut, flach wie ein Entenfuß. Nur ist hier der Entenfuß im Rückwärtsgang am Schwert angebracht.
Es hat sich im Heimatrevier mit stetigen Windstärken 3 und 4 als positiver Auftrieb bemerkbar gemacht, da es wie eine kleine Tragfläche wirkt.
Also man kann sagen: Dieser kleine Kerl bietet genügend Experimentiermöglichkeiten.


Mario Schwarz

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