Modellbau
Planvorlage |
mini-sail e.V. |
Name: | "Stenno" | |
Schiffstyp: | Fahrtenyacht | |
Urmodell: | Tradewind von Graupner | |
Ist-Modell: | Koopmann 51
Aluminium-Fahrtenyacht |
Länge ü.A.: | 95,5 cm | Breite ü.A.: | 26 cm |
Länge Mast: | 1,43 m | Segelfläche: | 48 qdm |
Verdrängung mit RC: | 4,3 kg | Tiefgang: | 28 cm |
Material: | Pressstyropor | . | . |
[1. Der Einstieg – warum Modellsegeln!?] | [2. Die Idee und das Schiff] | [3. Umsetzung, Bau und Realisierung] |
1. Der Einstieg:
Gesegelt habe ich mein Leben lang . Klingt komisch, wenn das ein 27-jähriger Spunt behauptet, ist
aber so. Bin quasi in der Koje gezeugt worden und auch an Bord diagnostiziert worden. (Mein Papa
ist Gyn ;- ) )
Seit 1992 besitzen meine Eltern eine Koopmann 51, ein One-Off von Dick Koopmann aus Holland.
Dieses Schiff ist für Weltumseglungen und härtere Reviere konzipiert worden, denn sie ist stabil
und sehr robust, da komplett aus Aluminium gefertigt.
Dieses Schiff ist ein Traum.
Da ich nun seit ca. zwei Jahren in der Werbung tätig bin (Artdirektion) und mein Studium abgeschlossen habe, habe ich leider so gut wie gar keine Zeit mehr, mal am Wochenende oder in den guten alten Schulferien drei Wochen am Stück Segeln zu gehen... Wenn man selbstständig ist, ist das natürlich kein Problem...
Nun ja, es war wohl an einem sonnigen Tag im Spätsommer letzten Jahres, als ich einen ausgedehnten Spaziergang an der Elbe unternahm, in der Hoffnung, ein paar schöne Boote am Hafen zu entdecken. Als ich am Wasser ankam, sah ich von weitem dann auf dem Wasser ein kleines weißes Segel umherflitzen. Ich war sofort begeistert, wie realistisch dieses kleine Schiff doch segelte. Es war eine Miramare von Graupner, die vor dem Wind schon ins Surfen kam, wie der Besitzer mir später erläuterte. Ein, zwei Monate vergingen und das Erlebnis war recht schnell vergessen, bis ich irgendwo ein Plakat der Modellbaumesse in den Messehallen Hamburg sah und mich sofort entschied dort doch mal vorbei zu schauen!!
Seit diesem Tag hat sich einiges verändert, denn als ich die Scale-Modelle z.B. von der
Container sah, hatte ich plötzlich dieses Bild vor Augen, unsere „Stenno“, das
Koopmannschiff als Modell nachzubauen. Den Spantenriß hatte mein alter Herr noch im Keller
liegen, allerdings habe ich diesen Plan (leider) schnell wieder verworfen, denn wie sich
herausstellte, war es alles andere als einfach, die Spanten aufs Papier zu bekommen, auszusägen
und anzuordnen, zu beplanken etc...
Zudem erweist sich das Unterwasserschiff mit Skeg am Ruder und einer speziellen Kielbombe zu
kompliziert, es nachzubauen.
Tja, jetzt fragt Ihr Euch sicherlich, na und !? Was jetzt!?? Doch nicht gebaut!?
Nee, nicht gebaut, aber bei Ebay gefunden!
Und zwar hatte ich vorher schon recherchiert, ob Dick Koopmann im Netz zu finden sein würde.
Leider habe ich ihn nicht direkt im Netz gefunden, allerdings eine Werft, dessen Designer John
Butler, Schiffe baut, die vom Design ursprünglich von Dick Koopmann stammen. Es war die Abbildung
einer Tradewind 45. Verblüffend dachte ich, wie sehr das Schiff unserer Koopmann 51 glich.
Wie gesagt, hatte ich bei Ebay etwas gefunden, was meinen Unmut zum misslungenen Spantenriss-
Vorhaben schnell vergessen ließ:
Ein alter kompletter Baukasten einer Tradewind von Graupner aus dem Jahre 1978.
Yoh, das ist es – dachte ich! Die Rumpfform stimmte, auch der Deckssprung war vorhanden,
sogar das kleine Deckshaus war sehr ähnlich zum Original!
Also: Zugeschlagen und ersteigert.
Der Schreck und die Ernüchterung kam allerdings prompt eine Woche später per Post-Paket nach
Hause...
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2. Die Idee und das Schiff
Und damit wäre ich bei der Idee, das Schiff, umzubauen, bzw. zu modifizieren, denn das Modell der
Tradewind aus dem Baukasten glich eher einem zu großen Überraschungsei. Alles ziemlich
plastik-look mäßig und total billig verarbeitet, zudem war der Rumpf, bis auf Kiel und Ruder,
sowie alle Formteile aus Press-Styropor gefertigt, was zwar geringes Gewicht bedeutet, aber nicht
wirklich schön ist, geschweige denn stabil oder überarbeitungsfähig, denn wenn jemand mal
probiert hat, Styropor ein gutes Finish mit 2 K Lack zu verpassen, weiß wovon ich spreche!!!
(Styropor wird von fast sämtlichen Lösungsmitteln aufgelöst!!)
Zudem kam noch dazu, daß das echte Schiff dunkelblau, mit weißem Wasserpass und rotem
Unterwasserschiff lackiert ist,– die Tradewind von Graupner ist rot... und das komplett.
Außerdem hatte das Baukastenmodell einen ziemlich kurzen Alustummel aus zwei Teilen, die dazu
neigten, einen Knick zu bilden. Also alles ziemlich schrottig und absolut nicht realistisch,
scale...
Nun, dachte ich, alles halb so wild, mach ich mir doch mal kurz eine Liste, was eigentlich alles
geändert werden muß... :
Backbordbug von vorne |
Steuerbordbug von vorne |
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3. Umsetzung:
Zuallererst habe ich den Rumpf entfettet, angeschliffen (gar nicht so einfach, Styropor zu
schleifen) und mit einer Nylonstrumpfhose meiner Freundin überzogen – hab ich mal gelesen,
daß es sich dann mit dem Epoxy verbindet und stabiler wird...
Anschließend hab ich den ganzen Rumpf mit Epoxydharz eingepinselt. Und da war ich beim ersten
Problem: Harz und Härter hatte ich „nach Augenmaß“ angerührt, schien auch zu
funktionieren, bis ich dann nach drei Tagen gemerkt habe, daß das Harz irgendwie nicht so richtig
hart werden wollte!!! Tja, also, schlau gemacht, Harz neu gemischt – diesmal mit großen
Spritzen aus der Apotheke,- wie ich dachte, eine tolle Idee, da hast Du ja dann ml Angaben und
kannst genau dosieren. Fehlanzeige: Wie sich herausstellte, hat Harz und Härter nicht die gleiche
Dichte, sprich ein ml Harz ist leichter als ein ml Härter... Also nach drei Tagen wieder alles
versucht runter zu kratzen...
Tja, und dann hab ich mir von der netten Nachbarin die digitale Küchenwaage geliehen...
damit sollte es und hats natürlich auch letztendlich geklappt
Der alte - |
- und der neue Kiel |
– Also:
Seid absolut genau beim Mischen, ansonsten könnt Ihr Euch den ganzen Rumpf total versauen!!! Dann
habe ich das Klüverstück eingeklebt und mit langen Schrauben zusätzlich verstärkt, denn dort soll
später das Vorstag drankommen und es lastet dort eine gewaltige Zugkraft nach oben...
Anschließend alles geschliffen und mit ABS Grundierer von Simprop grundiert – das Zeug ist
absolut zu empfehlen, trocknet schnell und füllt ordentlich die Rillen und Kratzer vom
Schleifen!!! Alles abgeklebt und nach und nach lackiert. Erst das Unterwasserschiff, dann das
Blau und der Streifen dazwischen bildet den weißen Wasserpaß.
Die Winde im ein - |
- und ausgebautem Zustand |
Anschließend sollte man alles mit 1K !!! Klarlack imprägnieren und dauerhaft versiegeln!
Vorsicht mit dem Klarlack – der von Simprop z.B hatte bei mir einen heftigen Gelbstich...
Damit kann man sich schon frisch auf der Werft einen vergilbten Wasserpass basteln – wer es
denn will!!!??
Zudem verläuft Klarlack sehr stark, da er aus der Dose meist noch dünner ist als aus dem Pott...
Also schön dünne schichten, denn sonst habt Ihr Nasen und all das Schleifen vorher war „für
die Katz“. Dann habe ich noch aus einer dünnen Messingleiste „Püttings“
gebogen, gebohrt und im Deck an den passenden Stellen mit Epoxy verklebt. Unter Deck müssen
sämtliche Stellen, die Belastungen ausgesetzt sind, mit Holzblöckchen und Epoxy verstärkt werden.
Z.B : Kielschwein, wo das Schwert in den Rumpf eintritt, Ruderkoker, wo die Achse durchkommt,
unter dem Deck, wo die Wanten und Stage sitzen, sowie eine Maststütze direkt unter den Mast, denn
sonst kann es passieren, daß sich das Deck nach unten einbiegt, sobald man ordentlich
“Druck“ auf die Wanten gibt, um den Mast zu trimmen...
Nicht zu vergessen sei zu erwähnen, daß man alle Holzteile unter Deck mit Lack versiegelt, denn
sonst rotten und Gammeln alle Holzteile mit der Zeit vor sich hin – eine Restfeuchte ist
immer in jedem Rumpf...
Genauso das Modell nicht verschlossen nach dem Segeln in die Ecke stellen – immer geöffnet
wegstauen!
Damenstrumpf zum Laminieren - |
- und dessen Befestigung |
Als nächstes habe ich aus einem alten M-Boot Alumast ein neues Rigg geschnitten... Habe nach einem Photo die ungefähre Höhe des Mastes festgelegt, so daß 2 Salinge und ein Jumpstag angemessene Proportionen und Abstände erhielten.
In den Mast habe ich im unteren Bereich eine Gleiterschiene von KDH eingeklebt, wodrauf der Lümmelbeschlag und der Baumniederholerbeschlag auf Schiebern ihren Platz finden. Für den Lümmelbeschlag habe ich einen Kugelkopf verwendet, im Großbaum ist eine Gewindestange eingeklebt wodran die „Pfanne“ sitzt , die auf den Kugelkopf gesetzt wird. (Hüftgelenk?!) Als Baumniederholer habe ich einen Wantenspanner von KDH benutzt, diesen mit einem Stahldraht bis zum Baum verlängert.
Alle Wanten und Stage sind aus Edelstahllitze und mit Wantenspannern versehen. Anschließend
habe ich eine Holzplatte zurecht gesägt, auf der die Graupner Varioprop Winde, das Ruderservo
sowie der Empfänger erhöht plaziert werden. Erhöht ist wichtig, falls doch mal etwas mehr Wasser
aus irgendwelchen Gründen eintreten sollte...
Was es aber nicht tut – da die >Luke richtig dicht ist!
Klüver - - |
- - Klüverstück von oben |
Den Lukendeckel dicht zu bekommen, war nicht einfach. Habe von Thomas Höft, muß ich ja mal erwähnen, hat mir sooo viele Tipps gegeben – DANKE!!!, – den guten Rat mit dem Silikon bekommen: Alles entfetten, Rand des Decks, wo der Deckel später draufkommt ordentlich dick ABER GLEICHMÄßIG!! Mit Silikon enschmieren, anschließend eine Frischhaltefolie unter Spannung drauflegen und den Deckel draufsetzen – alles fest anziehen, überquellendes Silikon mit dem Finger verstreichen und glätten – eine Nacht warten und den Deckel abnehmen, Folie vorsichtig abziehen (haftet nicht mit dem Silikon) – fertig! Die Dichtung hat sich exakt dem Deckel angepaßt und dichtet perfekt ab! Das Selbe mit allen anderen Deckeln machen!
Zuletzt fehlten dann noch die Segel, diese wollte ich ursprünglich aus weißer Zeichenfolie
herstellen. Da ich diese aber nicht ausfindig machen konnte, habe ich mich für Mylar-Folie aus
dem Drachenladen entschieden. (Fa. Wolkenstürmer, Osterstrasse HH)
Zuvor habe ich mir ein Profil wie eine Tragfläche von einem Flugzeug gebaut, wodrauf später die
einzelnen Bahnen geklebt werden sollen.
Auf einer großen Pappe habe ich mir grob den Segelplan aufgezeichnet und mit einem Lineal die
Abstände zum Achterstag etc. eingezeichnet. So konnte ich mich auf dem Papier so nah wie möglich
mit dem Achterliek des Großsegels an das Achterstag annähern. Diese Zeichnung habe ich dann auf
die Folie übertragen. Die einzelnen Bahnen habe ich dann anschließend auf dem Profil
zusammengeklebt, um eine Bauchigkeit (Profil) des Segels zu erreichen.
Die Materialien für die Herstellung der Segel habe ich mir bei Herrn Piel bestellt. (Ösen für
Segel, Dacron-Klebeband und doppelseitiges Tesaklebeband (wasserfest).
Letzteres mußte ich dort bestellen, da das handelsübliche Tesa Doppelband NICHT wasserfest
ist!!!! Also das wasserlösliche bitte nicht verwenden, da sonst die Segel bei Feuchtigkeit (und
die sollten Segel schon abkönnen) wieder aufgehen werden.
Die überlappenden geklebten Bahnen habe ich anschließend noch mit „Spinnaker-Repair
Tape“ überklebt und somit verstärkt. Segellatten kann man sich wunderbar aus alten
Schnellheftern basteln (Plastikstreifen).
Tja, und nun war es eigentlich soweit, mal an den See zu gehen! Beim ersten mal habe ich das Schiff noch die ganze Strecke zum See getragen, komplett aufgetakelt!!! Als ich dort ankam, konnte ich nicht mal mehr ordentlich die Hände ruhig halten – so war ich am Zittern!!! Das Teil war zum Tragen also schon zu groß!
Eine Woche später habe ich mir bei Ebay einen Bollerwagen ersteigert und meinen Ständer fürs
Schiff reingeschraubt. Da die Gurtbänder des Bocks aus elastischen Gummigurten bestehen, kann man
auch ruhig mal über „Stock und Stein“ donnern, ohne daß dem Modell irgendwas
passiert,- es schwingt im Bock mit!
Das ist natürlich eine Erleichterung, zumal im Bollerwagen auch noch Platz für 3 Sixpacks, dem
kleinen Rucksack, Kissen zum Sitzen und den 2. Ständer, ist!
Die Segeleigenschaften hatten mich sehr positiv überrascht: Das Boot lief gut am Wind und
machte guten Speed, lag schön im Wasser und vor allen Dingen: Es sieht aus wie ein echter
Segler!!
Nur eins machte mir Kummer:
Da ich die Segelfläche vergrößert hatte und auch einen längeren Mast gebaut hatte, war nun der
Hebel doch etwas zu stark – sprich, bei etwas mehr Wind war das Schiff gnadenlos
übertakelt!! Also überlegte ich, einen neuen, tieferen Kiel zu bauen. Eine Bleibombe hatte ich
schon, - die der Miramare (1,8Kg)...
Da ich mir den Originalkiel durch den Einsatz von „Uhu-Hart“ eh versaut hatte (Das
Uhu war nach drei Monaten noch dabei, das PVC vom Kiel aufzulösen...
(War so blöd und habe beim Befüllen des Kiels mit Bleischrot, Uhu Hart dazu gegeben,- was den
Kiel letztendlich nicht hart sonder weich werden ließ): Beulen, die man mit dem Daumen eindrücken
konnte, ließen darauf schließen, daß es im Inneren des Kiels ziemlich matschig sein müßte!
So entschloß ich mich zu Birkensperrholz, einem Winkeleisen von einem Regal aus Stahl und der
Miramare-Bombe, einen neuen Kiel zu basteln.
Die Form habe ich mir einfach auf dem Papier ausgedacht, alles länger und theoretisch besser als
beim alten Kiel, und diese Skizze auf das Holz übertragen. Zwischen dem Holz ist das Eisen
einlaminiert und hält zusätzlich die Bolzen, die durch den Rumpf im Inneren den Kiel halten.
Alles profiliert geschliffen und mit Glasfaser überzogen. Alles feingeschliffen und am Ende mit
Epoxy versiegelt – dies ist wichtig, da evtl. eintretendes Wasser ins Innere des Kiels,
diesen auflösen und „auseinandergehen“ lassen würde...
Ja, und mit diesem Kiel bin ich nun unterwegs – glücklich und zufrieden, denn das Boot hat
nun eine gute Stabilität am Wind und selbst wenn Böen einfallen, legt sich das Schiff nicht
unmittelbar auf die Seite! Das Schiff habe ich mittlerweile schon bei Böen mit 5 Bft gesegelt
– klar – da liegt es auf der Seite – aber es ist verdammt stabil und solide
gebaut!
Auf jeden Fall hat der Bau des Schiffes riesig Spaß gemacht, und es macht noch mehr Spaß, das Boot segeln zu lassen!