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Modellbau
Technik |
mini-sail
e.V. |
mb-02-40.htm; 06.2002
Bad Rotenfels 26.06.2002
Hartlöten in der Praxis des Modellbaus
Hartlöten hat gegenüber Weichlöten im Modellbau so große Vorteile, daß alle die
ich kenne und die Technik des Hartlötens beherrschen, viel schneller und konsequenter, und vor
allem leichter löten - wo immer es geht.
Dabei wird von Modellbaukollegen über große Schwierigkeiten beim Hartlöten
dagegen argumentiert. Das stimmt so einfach nicht. Vielleicht hilft dieser Aufsatz dabei einen
Sinneswandel herbeizuführen.
Hartlöten gelernt habe ich selber zu meiner Studienzeit als Galvaniseur an der Fachhochschule für
das Edelmetallgewerbe in Schwäbisch Gmünd.
Freunden aus dem wilden Süden habe ich dies weitergegeben und eben diese haben mich ermuntert
dies in der Homepage der mini-sail e.V. zu veröffentlichen.
Weichlöten wird nur noch bei elektronischen Bauteilen ausgeführt.
Im allgemeinen werden bei unserem Hobby nur kleine Lötstellen benötigt.
Das offensichtlich größte Problem dabei ist immer wieder die geeignete kleine Lötmenge an die zu
lötende Stelle zu bringen.
Denn wenn man das oft viel zu dicke ummantelte im Baumarkt käufliche Hartlot an die Lötstelle
bringt ist hinterher, wenn überhaupt, meist alles darunter verschwunden.
Zu Hartlöten von kleinen Gegenständen verwenden Gold- und Silberschmiede dünnes
Lötblech. Aus diesem schneiden sie eine genau definierbare Menge ab. Diese Lot-Blechstreifen
haben die geeignete Zusammensetzung, und beinhalten damit Schmelzpunkt, Farbe, Fließverhalten und
Haltekraft der Lötung. Verwendet wird hier ein mit Wasserstoffgas betriebenes Lögerät mit extrem
feiner und sehr heißer Flamme für wirklich schnelle Lötungen und sofortigen
Abkühlungen.
Das geht für unsere Zwecke natürlich genauso mit Silberlötdraht, Loten und
Lötmitteln welche auf Messen von den kleinen Händlern für Lötmittel oder im Fachhandel verkauft
werden. Ist nicht ganz billig, vor allem wenn man das leichter schmelzende Lot mit höheren
Silbergehalt nimmt. Es sind aber letztlich kleinere Mengen die wir im Modellbau brauchen, sodaß
sich der höhere Preis dann in der Werkstatt schnell amortisiert. Von diesem Draht wird auch nur
die gerade notwendige Menge gebraucht (Silber Hartlot, Spezial 550 AGL 4).
Und immer ein geignetes Flußmittel für Messing, Kupfer oder Edelstaht dazu verwenden.
Eine ausreichende Wärmequelle ist Voraussetzung und mit von entscheidenter
Bedeutung. Wenn die Wärmemenge der Flamme nicht ausreicht, und das Flußmittel auf dem Bauteil
nach ca. 20 Sekunden immer noch nicht zusammengeflossen ist - kann man getrost alles ins Nirwana
des Bastelkellerabfalleimer befördern. Ein neues Bauteil ist dann immer noch sinnvoller als
langes Braten, denn das Bauteil ist zu stark oxidiert. Dabei wird Messing ganz weich und
grobkörnig bis zum Zerfall. Kupfer und Zink seigern aus, Edelstahl wird schwarz und damit
unbrauchbar.
Ergänzung:
Falls die Wärme am Werkstück schlecht oder gar nicht zu erreichen ist:
Das Ganze auf einer Herdplatte aufbauen und mit dieser "vorheizen", - ist ganz schön warm und
kribbelig!
Es gibt Wärmestoppasten (wie auf den Bildern oben verwendet) in die man alles einpacken kann um
die Wärme zu halten. Es geht aber auch mit feinem Ton den man mit etwas Tapetenkleister versetzt.
Alles einpacken und über Nacht trocknen lassen.
Rewiev:
Falls jemand Probleme damit hat oder gut mit dieser Anleitung zurecht gekommen ist, dann möge er
mir doch bitte eine Nachricht zukommen lassen. Für Kritik und Anregungen dazu bin ich offen und
dankbar.
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Arbeitsgang |
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Menge Silberlot festlegen:
Auf dem Bild links ist der zugeschnittene Silberlötdraht in verschiedenen Längen zu sehen.
Wichtig ist eine gut isolierende Unterlage. Hier ist es ein Schamottestein aus dem Ofenbau. Es
gibt aber auch Schamotte mit lauter kleinen Löchern. Man kann dann bequem mit Drahtbrücken das
Bauteil festhalten.
Die Mühe die man sich beim Festhalten der zu verbindenden Bauteile gibt zahlt sich hinterher beim
eigentlichen Lötvorgang immer wieder aus (bittere Erfahrung!). Dabei ist darauf zu achten das die
Halterung nicht die Wärme wegnimmt. Notfalls in Fixier- und Einformpaste einbetten (spezielle
Wärmestoppasten gibt es hierfür). Wenn mann z.B. die Bauteile kurz in einen Schraubstock
einspannt kann man sich zwar am ganzen Schraubstock die Finger verbrennen, aber Löten ist noch
lange nicht drin.
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Silberlot aufnehmen:
Der abgeschnittene Lötdraht wird mit der Flamme heiß gemacht bis er zu einer kleinen Kugel
zusammen rollt.
In diese sticht man dann mit einem angespitzten Stahldraht (ca. 3 - 4 mm Durchmesser) hinein und
nimmt das Lot so auf. Dieses wird dabei sofort abgekühlt und hat so keine Zeit abzubinden.
Ab und zu muß die Nadel gereinigt werden, sonst bindet das Lot an der Nadel fest (Flußmittel von
der vorhergehenden Lötung haftet an).
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Bauteile zurechtlegen:
Mit einer anderen Nadel (hier Aluminium mit 3 mm Durchmesser, ein Zahnstocher tut es zur Not
auch) wird etwas Flußmittel aufgenommen.
Es sollte immer lieber etwas mehr sein als zu wenig.
Diese Flußmittel für Silberlot sind nicht gerade billig. Man sollte sich da beim Händler beraten
lassen. Ich habe mir mein möglichst niedrigschmelzendes Silberlot mit dem passenden Flußmittel
auf einer Modellbaumesse besorgt (waren bislang ca. 50 DM/Jahr).
Auf dem Bild hier ist auch gut zu erkennen wie mit Fixierpaste die zu verbindenden Teile
festgehalten werden (feuerfeste Fixier- und Einformpaste - asbest- und graphitfrei).
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Flußmittel aufbringen:
und wird mit der Flamme warm und zum fließen bingen bis evtl. kleine Gasblasen im Flußmittel zu
erkennen sind (nicht bei allen Mitteln).
Durch das flüssig werdende Flußmittel hindurch kann man sehen wie die Oberfläche des Werkstückes
heller wird. Eine immer vorhandene Oxydschicht wird vom Flußmittel aufgenommen und gleichzeitig
die heiße Oberfläche vor neuem schnellem Anlaufen geschützt.
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Flußmittel warm verlaufen lassen:
Dieses Säubern der Oberfläche ist der Knackpunkt allen Lötens!
Wichtig ist dabei, daß dies möglichst zügig vonstatten geht.
In diesem Fall habe ich besonders altes, angelaufenes Material verwendet um dies besser sichtbar
zu machen. Sauberes Messing wird nicht so dunkel.
Zum Fotografieren ist alles kalt geworden. Das sollte in der Praxis natürlich nicht
passieren.
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Hartlot dazu:
Wenn dann das Flußmittel klar wird, evtl. leicht zu gasen beginnt, wird die kleine Menge Lot in
das Flußmittel eingetaucht. Die Wärme vom Werkstück verflüssigt über das Flußmittel das Lot und
läßt es blitzschnell überall dahin fließen wo es warm genug und sauber ist. Und wenn jetzt alles
halbwegs richtig gelaufen ist, kann man nur staunen wie das Lot um alles blitzschnell herum
geflossen ist (manchmal auch an Stellen, wo man gar nicht wollte).
Ganz wichtig dabei ist zu beachten: Nie das Lot allein erwärmen und auf das noch zu kalte
Werkstück aufbringen. Da gilt dann nur noch der Spruch: Kinder betet - der Vater lötet (denn nur
ein Verkleben findet allenfalls statt!).
Eiserne Regel: Werkstück zuerst auf eine etwas höhere Temperatur als die Fließtemperatur
des Lotes selbst bringen.
Dabei das Lot allenfalls in der Nähe der Flamme halten und vorwärmen (reine Übung, muß aber bei
diesen kleinen Mengen nicht unbedingt sein).
Die Legierungsbildung findet nur im genügend warmen Zustand statt!
Wenn die Lötstelle dabei schwarz geworden ist war zuviel Wärme im Spiel, das Werkstück ist
verbrannt und eine Legierungsbildung kann fast nicht mehr vonstatten gehen.
Und wenn der eigenen Lötapparat mal nicht genug Leistung bringt:
- mit einem großen preiswerten „Flammenwerfer“ vom Baumarkt zum Abflämmen o.ä. kurz
vorwärmen,
- einen zweiten Gaslöter den eine hilfreiche Person dazu beisteuert,
- oder mit einer gewagten Konstruktion auf dem Küchenherd.
So manche Verbindung ist so unter fast abenteuerlichen Bedingungen zustande gekommen! Davon ist
grundsätzlich aber aus Sicherheits-gründen nur abzuraten.
Mit der weiter oben beschriebenen Paste kann mit einer genügenden Menge bequem eine
Wärmeisolierung um das Werkstück herum aufgebaut werden - meine persönliche erfolgreich
angewandte Technik.
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Nacharbeit:
Erkalten lassen und mit einem leichter Druck oder Schlag und das glasige Flußmittel springt weg. Die
Nacharbeit kann beginnen.
Wer noch nie selber gelötet hat sollte vorher ein wenig üben mit so einem dünnen gezeigten Draht.
Man bekommt so ohne große Verluste das Gefühl und die Erfahrung dafür.
Die Lötung ist dann meist so sauber, daß kaum nachgearbeitet werden muß.
Hier ist relativ viel Lot verwendet worden. Nicht die Menge Lot sondern die saubere
Legierungsbildung von Werkstück und Lot sind es was eine gelungene feste Lotverbindung
ausmachen.
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mini-sail ahoi
Peter Schuster