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fib-03-17.htm
02.2006 |
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Vorwort | Variante A | V-B: einfache Flächen | V-C: Zeichnungen | V-D: kleine Formen | V-E: schwarze Darstellung |
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V-F: Motiv Heizstift | Formgebung Fahnen | Seidenmal-Methode | Allgemeines | Fahnen (Nachtrag) | ||
Fahnen, nichts als Fahnen
von Günter Bossong
Die Großväter unter uns kennen diesen Ausruf noch - und damit die glorifizierende Wirkung, die von diesem Tuch ausgeht. Diese gefärbte, bemalte oder bestickte Stoffbahn macht ein gewöhnliches Schützenfest zu einem religiösen Ereignis und aus einem Jäger einen Heger. Sie erhebt einen Massenmord zu ehrbarem Kriegshandwerk und macht aus einem blutrünstigen Seeräuber einen treu dienenden Korsaren, der für die Rechte eines Landes kämpft. Aber keinerlei Ehre gebührt den der unter "falscher Flagge" segelt. Eine Fahne ist eine Identifikation, die aussagt, wer unter ihr fährt.
Und damit die Fahne für unser Modell nicht nur die richtige ist, sondern auch noch gut aussieht, werden nachfolgend einige für jedermann gangbare Wege, die zu solch einem Tuch führen, aufgezeigt. Alle beschriebenen Übertragungsvariariten stützen sich auf die von den Seidenmalerinnen gemachte Erfahrung, daß sich eine normale Fotokopie durch Wärmezufuhr auf ein Tuch übertragen läßt. Was jedoch die Flaggen- bzw. die Segelbemalung etwas kompliziert macht, ist die Farbe und vor allem die Forderung, das Bild von beiden Seiten gleichermaßen sichtbar zu machen. Was jetzt kommt, ist für den seriösen Modellbauer etwas Unmögliches: Wir stufen die im Folgenden aufgezeigten Möglichkeiten nach einer Art Glücksfaktor ein. Das Beste, was passieren kann, ist das Vorhandensein einer guten farbigen Darstellung der zu fertigenden Fahne oder des zu bemalenden Segels. Der schwache Punkt hierbei ist die Farbdichte, die sich leider optisch nicht feststellen läßt, und das ist auch der Glücksfaktor, von dem die Rede war.![]() Abb. 2: Herstellung einer Collage aus Heyda-Glanzpapier |
![]() Abb. 3: Heißkopierstifte mit Befestigungsmöglichkeit - a) dünn, b) schaufelförmig |
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Vorwort | Variante A | V-B: einfache Flächen | V-C: Zeichnungen | V-D: kleine Formen | V-E: schwarze Darstellung |
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V-F: Motiv Heizstift | Formgebung Fahnen | Seidenmal-Methode | Allgemeines | Fahnen (Nachtrag) | . | |
Variante A
Ein Stück dünner Seide liegt auf einer mit möglichst fein gewebtem Stoff bezogenen Unterlage. Die Buntkopie wird aufgelegt und mit einem auf "Leinen" (relativ hoch) eingestellten Bügeleisen ca. 30 Sekunden lang unter Druck aufgebügelt. Wenn man jetzt das Bügeleisen wegnimmt und auf die untere Seidenseite guckt, ohne die Seide vom Papier abzuziehen, muß das Bild klar zu erkennen sein. Falls sich die Göttin Fortuna nicht von ihrer besten Seite gezeigt hat und nicht viel zu sehen ist, hilft vielleicht noch die unter "Variante C" beschriebene Lötkolbenmethode. Andernfalls kommt alles in die Kiste mit dem Aufdruck "Erfahrung", sprich in den Müll.
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Variante B: einfache Flächen:
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Variante C: feinlinige Zeichnungen mit Einfärbungen:
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Variante D: kleine geometrische Formen:
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Variante E: schwarze Darstellung mit farbiger Einlage:
Möglichkeit 1:
Unter Verwendung der eingangs bunt kopierten neutralen Stücke wird das Wappen auf einer Unterlage
als Collage zusammengesetzt. Die Größe ist so gehalten, daß das Wappen etwas kleiner ist als der
Ausschnitt, Jetzt wird die Seide so auf das Wappen gelegt, daß dieses ungefähr im Zentrum liegt,
um es dann mit dem Heizstift auf die Seide zu übertragen. Dann wird die Seide so auf die Kopie
mit dem Adler gelegt, daß das Wappen genau in die ausgeschnittene Stelle paßt, und der Adler mit
dem dicken Stift übertragen. Wenn die Seide von der Adlerkopie abgezogen ist, wird sie auf ein
Stück der neutralen schwarzen Kopie gelegt und der eventuell vorhandene Spalt zwischen Adler und
Wappen mit der feinen Spitze ausgefüllt.
Möglichkeit 2:
Hierbei wird das Wappen nicht gesondert hergestellt, sondern zum Adler stufenweise addiert. Dazu
den Wappenbereich aus dem Adler ausschneiden und in der beschriebenen Weise auf die Seide
übertragen. Die Seide auf die neutrale schwarze Kopie auflegen und das Wappen mit heißem Stift
einzeichnen. Hierbei dient ein Stahlmaß als Führung bei den geraden Strecken, für den
Bogenbereich benutzt man ein provisorisches, aus Messingdraht gebogenes Kurvenlineal. Der Spalt
zwischen dem gezogenen und dem von der Pause verbliebenen Rahmen wird frei Hand geschlossen. Das
Ausfüllen der Felder geschieht bei Unterlegen der verschiedenen neutralen Farbkopien. Damit kein
Zweifel aufkommt, daß die Farbgebung auch wirklich auf jeder Seite gleich stark ist, wurde der
Adler von beiden Seiten abgelichtet (Abb. 8 a/b).
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Abb. 8 a/b: Variante E - der Adler von beiden Seiten |
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Variante F: Motiv mit Heizstift aufzeichnen:
Mit einer neutralen schwarzen Kopie läßt sich jedes nur denkbare Bild und jede Beschriftung auf Seide übertragen. Zur Demonstration wurde hier ein Bild aus Melvilles "Moby Dick" gewählt. Das Verrückte ist: Man hat die einmalige Gelegenheit, den Kapitän der "Pequod" auch von der anderen Seite zu sehen. Leider sieht man ihn dort auch nur von hinten (Abb. 9).
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Formgebung der Fahnen
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Seidenmal-Methode
Diese Methode wurde eingangs angesprochen, aber nicht näher behandelt. Diese Unterlassung geschah unter der Annahme, daß die Vorgänge beim Seidenmalen allgemein bekannt sind. Außerdem sind sie für die hier gezeigten Beispiele nur sehr schwer anwendbar. Wenn es sich jedoch wie etwa bei der Bundesflagge um drei verschiedenfarbige gerade Bahnen handelt, ist der einfachen Seidenmalmethode, sofern man einige Hinweise beachtet, der Vorrang zu geben.
Der Ablauf:
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Allgemeines
Beim Einsatz eines Lötkolbens als Heißkopierstift kann es zu Überhitzungen kommen. Man sollte also zuerst mit einem neutralen Stück Seide probieren. Wenn die Seide braun wird, läßt sich die Temperatur des Kolbens durch Zwischenschalten eines gewöhnlichen Lampendimmers reduzieren. Das Gleiche gilt für das Bügeleisen. Hier ist die Regelung einfach. Neben der normalen Einstellmöglichkeit läßt sich hierbei noch die Bügelzeit variieren. Auch größere Farbflächen lassen sich mit dem Bügeleisen übertragen, indem die Seide auf der Kopie liegt. Dabei ist jedoch die Gefahr, daß die Seide braun wird, ziemlich groß. Aber nichts ist einprägsamer als Erfahrung, die man selbst macht. Dazu gehört auch, daß man die Seide "windschief" abzieht, wenn man sie von der Kopie entfernt, ehe sie erkaltet ist.
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Fahnen (Nachtrag zu MODELLWERFT 12/2005)
"Hallo Günter". Das war die fernmündliche Begrüßung meines Freundes Willi Pülmanns. "Du hast da was geschrieben über Fahnenherstellung. Würdest Du mir eine machen für meinen "Schweden"?" "Na klar", sage ich mit einem selbstgefälligen Unterton. "Schicke mir eine genaue Zeichnung, den Rest mache ich." Die Zeichnung kam und damit auch die Bestätigung des Phänomens, das jeder Modellbauer kennt: Ein geringer Unterschied des Werkstücks bedingt oft einen wesentlich geänderten Fertigungsvorgang.
Hier war der "geringe Unterschied" die Größe. Was ich zustande gebracht habe war ... Na, Sie kennen das Wort. Mittlerweile hat Willi seine eigenen Forschungen angestellt. Er hat mir ein Muster seines Ergebnisses zugeschickt. Ich war überrascht und begeistert. Er sprach von einem Umweg über eine Folie. Das Bild war von beiden Seiten aufgetragen und entsprach aufs Haar der Vorlage. Für ein Fahrmodell ist das die Lösung. Für ein Standmodell schien sie mir etwas steif. Aber auch das hängt von der jeweiligen Betrachtungsweise ab.
Das in MODELLWERFT 12/2005 angesprochene Verfahren zeigte in kleinen Bereichen ganz gute Ergebnisse. Der Haken war, wie vorher gesagt, die Größe: Bei dunklen Farben zeigten sich manchmal Fehlstellen, und helle Farben, wie Gelb, wurden großflächig zu schwach. Die Alternative war Seidenmalfarbe. Aber auch hier ist das Verhalten unterschiedlich. Gelb läßt sich, auch wenn es eine Figur einschließt, einigermaßen wolkenfrei aufbringen. Bei Blau ist es schon fast unmöglich, Ansätze und Wolkenbildung zu vermeiden, wenn eine verzweigte Figur zu ummalen ist.