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fib-02-09.htm
02.2007 |
erschienen in MODELLWERFT 02/2007
Segelherstellung
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Vorwort |
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An irgendeiner Stelle lautete das Ende eines Zweiteilers: „... und irgendwann kommen
auch die Segel dran”. Das „irgendwann” ist jetzt und hier. Um nicht mit den
Segeln ins Haus zu fallen, vorab eine kurze Geschichte, wie wahrscheinlich alles angefangen hat:
Sie waren eine glückliche Steinzeitfamilie, Steinvater, Steinmutter und jede Menge Steinkinder.
Sie waren als wohlhabend zu bezeichnen. Jeder hatte seinen eigenen Einbaum. Sie lebten also in
einer Zeit, wo Fleiß und Wohlstand noch unmittelbar zusammenhingen. Zu jedem Neumond fand die
monatliche Neander-Paddel-Regatta statt. Jeder, dessen Arme stark genug waren, durfte teilnehmen.
Um den Schaulustigen, die zu beiden Seiten des Flüßchens in den Bäumen saßen, einen besseren
Überblick zu gewähren, stand in der Mitte eines jeden Boots ein Stock mit einer großen
Holzplatte, in welche die persönliche Rune des Ruderers eingeritzt war. Als beim letzten großen
Rennen ausgerechnet der Stammessimpel, der offensichtlich die schlechteste Ausrüstung besaß,
gewann, setzte ein großes Rätselraten ein. Nicht nur, daß sein Boot schlecht behauen und sein
Paddel viel zu schwer war, der Dummkopf hatte auch noch sein Runenschild quer gestellt, so daß es
niemand lesen konnte. Es dauerte einige Tage, bis einer der Intellektuellen des Stammes die
Zusammenhänge mit dem Wind ins Gespräch brachte.
Diese Geschichte eines Troglodytenstammes wurde nicht vorausgeschickt, weil sie mir besonders
lustig erschien, sondern sie dient nur der Erinnerung daran, daß selbst Vorgänge, die dem
modernen Menschen als logisch und selbstverständlich" erscheinen, meist große Entdeckungen sind.
So werden wahrscheinlich tausend Jahre vergangen sein, ehe der "Homo sapiens sapiens" den Wind
als Fortbewegungsmittel genutzt hat. Übrigens ist der Wind die einzige Naturgewalt, die
unmittelbar, also ohne jede Umwandlung, als Antriebsmittel zur Fortbewegung eingesetzt wird. Und
daran hat sich auch heute, bei computerunterstützter moderner Segeltechnik, nichts
geändert.
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Fertigung der Segel |
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Abb. 1
Schablone: Schablonenmaße OL, SL,
UL = abgenommenes Maß + 3 %
(hier mit Bändsellinien für Op. 10) |
Abb. 2
Fuß mit Führungsanschlag auf der Kehrseite:
H = Holzanschlag,
N = Nadel |
Plan gilt für Maßstäbe um 1:50.
- Papierschablonen nach Plan ausschneiden, an Ort und Stelle anpassen (Abb. 1: OL, SL, UL),
gegebenenfalls korrigieren und mit ca. zwei Prozent Zugabe auf dünne Pappe übertragen, wobei die
Rahkante etwas bogenförmig ausgeführt wird. (Durch diese Maßnahme läßt sich später durch
Zusammenziehen auf der Leekschnur eine leichte Wölbung erreichen).
- Nach dieser Schablone wird der Stoff mit ca. 3 cm Zugabe ringsum zugeschnitten, leicht mit
Sprühstärke benetzt und überbügelt (dies dient nur der etwas leichteren Handhabung bei den
folgenden Vorgängen).
- Die Form nach der Schablone mit einem Bleistift auf den Stoff übertragen, eine Mittellinie
andeuten und im Abstand der Bahnbreite (10 mm) eine Linie ziehen (Abb. 1).
- Zur Andeutung der in Originalgröße zusammengenähten Bahnen (Kleider) dürfte bei diesem
Maßstab eine einfache Naht genügen. Bei einer genauen maßstäblichen Betrachtung wäre das
eigentlich schon zu dick aufgetragen. Wenn man sich aber vorstellt, daß ein genau maßstäblicher
verkleinerter Segler ganz einfach fahruntüchtig wäre, ist dies ein kleiner, zulässiger Kompromiß
Die einfache Naht wird in einer Art Zick-Zack-Verfahren hergestellt (Zick-Zack bezieht sich nicht
auf die Naht selbst). Um dies zu ermöglichen und noch dazu eine gute Parallelität und Geradheit
zu erreichen, bedarf es einiger Vorkehrungen an der Nähmaschine: Der Abstand der Nadel von der
Außenseite des Füßchens beträgt ca. 10 mm. Das stimmt in unserem Fall in etwa mit der Kleidbreite
überein. Eine Verkleinerung dieses Abstands ist nur möglich durch Veränderung des Fußes. Zur
Erreichung des gleichen Abstands an der anderen Seite wird ein Hilfsstück am Fuß angeklebt (Abb.
2). Eine weitere Voraussetzung ist ein gleichmäßiger Langsamlauf. Wenn ihre Maschine gleich der
des Autors von einem gemäßigten Trab selbst bei sanfter "Sporenanwendung" übergangslos in einen
gestreckten Galopp verfällt, ist das der Exaktheit der Nadel wenig zuträglich. Zur Beruhigung der
ungestümen Gangart wird einfach ein Lampendimmer vorgeschaltet.
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Abb. 3
Schritt a-h:
A = erster Einstich,
Pfeil = Stoffführungsrichtung, Drehpunkt um Nadel |
Abb. 4
Randherstellung mit Hilfslineal:
L = Hilfslineal,
G = getränkter Bereich,
A = Anriß,
R = umgeschlagener Rand |
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Ablauf Naht |
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Jetzt steht einem geregelten Ablauf nichts mehr im Wege (Abb. 3, Schritt a-h):
- Die erste Naht beginnt außerhalb des Anrisses. Damit der überstehende Faden sich nicht in die
ersten Stiche verwickelt, sollte man den von unten nachgeholten Faden kurz abschneiden. Der Faden
von oben wird so weit aus der Nadel gezogen, daß er sich beim ersten Stich so gerade nicht aus
dem Öhr zieht. Der Anriß wird an der rechten Seite des Füßchens entlang geführt, beginnend bei A
1. Die Naht verläuft bis gut außerhalb des Anrisses.
- Als zweiter Schritt erfolgt eine Schwenkung um 90 Grad (Drehp. 1) gegen den Uhrzeigersinn,
wobei der Fuß gehoben wird, während die Nadel im Stich bleibt. Die anschließend auszuführende
Nahtstrecke in Querrichtung hat eine Länge, die der Breite der Bahn entspricht.
- Nach nochmaliger Schwenkung um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn (Drehp. 2) erfolgt das Nähen
der zweiten Naht. Diesmal wird die erste Naht an der linken Seite des Fußes entlang geführt.
- Schwenken um 90 Grad im Uhrzeigersinn (Drehp. 3) und Nähen der Breite in Querrichtung.
- Schwenken um 90 Grad im Uhrzeigersinn (Drehp. 4) und Nähen der dritten Naht. Führen der
zweiten Naht an der rechten Seite des Fußes.
- Schwenken gegen den Uhrzeigersinn (Drehp. 5) und Nähen der Breite.
- Schwenken gegen den Uhrzeigersinn (Drehp. 6) und Nähen der vierten Naht. Führen der dritten
Naht an der linken Seite des Fußes usw.
- Das Nähen der zweiten Segelhälfte erfolgt wieder ab Mitte bei A 11, wobei die erste Naht an
der linken Seite des Fußes geführt und die Mittellinie genäht wird mit anschließender Wendung im
Uhrzeigersinn.
- Nachdem das Tuch noch einmal gebügelt und der Anriß eventuell nachgezogen worden ist, wird
ein Streifen von ca. 5 mm um den Anriß herum mit leicht verdünntem Ponal eingepinselt. Diese
Imprägnierung hat drei Gründe: Zum Ersten wird hierdurch ein Ausfransen bei nur einfachem
Umschlagen verhindert, zum Zweiten wird hierdurch der Faltvorgang wesentlich erleichtert. Als
Drittes bleiben die in Op. 11 /b vorgestochenen Löcher besser sichtbar.
- Der Rand wird zuerst mit der Hand umgeknickt. Dabei ist der versteifte Rand nicht nur eine
Orientierungshilfe. Er erleichtert auch den Knickvorgang. Eine weitere Hilfe ist der noch breite
Außenrand. Ein anschließender Bügelvorgang festigt das Ganze.
- Wenn jetzt der Rand wieder gerade gebogen wird, wird die scharfe Kante sichtbar, während sich
der dahinter liegende Stoff nach oben wölbt. Die sich so bildende Kante läßt sich jetzt eine
Leiste mit der gewünschten Randbreite (3-4 mm) zum Anzeichnen des Außenrandes (Abb. 4)
anlegen.
- Das jetzt fällige Abschneiden des Randes erfolgt mit einer extrem scharfen großen
Schere.
- Vorbereitend für die Umrandungsnaht werden die Ecken so beschnitten, daß beim Falten nichts
übersteht. Wenn man dann noch die Eckbereiche mit einem Hauch Sekundenkleber benetzt, fixiert und
überbügelt, erleichtert das den Nähvorgang ungemein. Um darüber hinaus diese Naht, die ca. 2 mm
am Rand entlanggeht, befriedigend ausführen zu können, empfiehlt sich eine weitere Modifikation
des Fußes: Die übliche optische Führung ist durch einen Anschlag zu einer Zwangsführung geworden.
Dieser Anschlag besteht aus einem Holzplättchen von 3,5 x 0,5 x 12 mm, das so unter den Fuß
geklebt wird, daß sich zwischen Kante und Nadel der Abstand der Naht von der Segelaußenkante
ergibt. Darüber hinaus muß die Position so gewählt werden., daß das Plättchen nicht in den
Bereich der Transportgreifer kommt. Da das Plättchen (mit einer Stärke von 0, 5 min angegeben)
als Anschlag dienen soll, ist es nicht verkehrt, wenn man mit 0,6 mm anfängt und dann so lange
abschmirgelt, bis die Transportzähne den Stoff erreichen und transportieren (Abb. 5). Nicht
vergessen: Die Drehung an den Ecken nur vornehmen, wenn die Nadel im Stich ist!
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Abb. 5
Nähfuß mit Anschlag für Rundnaht und Randlochung:
T = Bereich der Transportzähne,
A = Anschlagplättchen |
Abb. 6
Maßfestlegung (Zwangsjackenmethode):
Leektaumaße OL, UL,
SL = Schablonen- oder Tuchmaße - 3 % |
- Nähen der Bändsel und Verstärkungsstreife n: Diese Nähte, welche die Streifen mit je zwei
Nähten imitieren, liegen quer zu den Kleider-Nähten. Hier heißt es, die auf dem Muster
eingezeichneten Linien auf die Segel zu übertragen. Die sicherste Methode ist, die Linie
anzuzeichnen und dann im Abstand der Fußbreite ein Klebeband aufzukleben, das am Fuß entlang
geführt werden kann. Je nach Breite des Abstands der zweiten Naht wird der Klebestreifen
entsprechend umgeklebt. Diese Nähte müssen entgegen der Bahnnähte einzeln genäht und verknotet
werden, was ja auch dem Vorbild entspricht. Ein normales Tesaband ist dafür ungeeignet, das löst
sich ab. Ein beidseitig beschichtetes Befestigungsklebeband, von dem man die Schutzschicht nicht
abzieht, hält sehr gut, läßt sich nachher ohne Rückstand abziehen und bietet eine sichere
Führung.
Abb. 7
Bestimmung der zu umwickelnden Strecken:
Die obere Maßreihe bestimmt die Maße der Umwicklung;
die untere Maßreihe zeigt die Umfangsmaße des Leektaus mit Schlaufen
Abb. 8
Einbinden des Rahleeks
- Umnähen mit dem Leektau: Eine Vorplanung ist eine Zwangsjacke, in welche die Arbeitsvorgänge
hineingepreßt werden. In diesem Fall ist das Wort "Zwangsjacke" wörtlich zu nehmen: Da wir die
Seitenlängen des fertigen Segels kennen, kennen wir über die Einhaltquote auch die Länge der
Tischseiten. So können wir also das gesamte Leektau mit den vier Schlaufen außerhalb des Segels
vorfertigen. Um aber nicht päpstlicher zu sein, als der Papst selbst, ist es ratsam, die
Tuchseiten zu messen, die Einhaltquote abzuziehen und die Länge des Leektaus neu zu bestimmen
oder einen Kompromiß zu suchen. Ist ein Bogen gegeben, muß er gemessen werden. Neben dem Vorteil
der gleichmäßigen Verteilung am Leek bietet diese Vorbereitung der Leekschnur die einzige
Möglichkeit, die meist ignorierten Umwicklungen im Schothornbereich und der Rahnocklegel
vorzunehmen. Außerdem ist es möglich, die Legel am Leektau anzubinden.
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Ablauf Legel |
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- Der erste Schritt ist eine grafische Festlegung der Längen (Abb. 6), wobei Lage und Länge der
Schlaufen genau festzulegen sind. Die Leekschnur besteht aus zwei Teilen, einmal der Länge des
Unterleeks zusammen mit den beiden Seitenleeks und aus dem Rahleek. Das Ablängen beider Teile
erfolgt mit ca. 10 mm Zug pro Seite.
- Die Schnur anzeichnen und auf der Wickelmaschine umwickeln (das Maß "b" durch Versuch
festlegen -Abb. 7).
- Binden der beiden Schothörner unter Erreichung des Maßes "UL". Das Auge muß so groß sein, daß
der Rosenknoten des Halsen bzw. der Schoten gerade hindurchgeht.
- Vorbereitend zur Erreichung der Seitenlängen "SL" wird der Zugabebereich verdünnt und mit
etwas Ponal zu einer Spitze verdreht. Dann wird die erste Seite an der entsprechenden Stelle
durch das Rahleek gesteckt. Hier hilft eine Stopfnadel mit großem Auge. Wenn jetzt die Länge "SL"
an der ersten Seite durch Umbinden mit einem dünnen Faden markiert ist, wird die Seite weiter
durchgezogen, das Hilfsstück abgeschnitten und das Stück "C" verdünnt. Die Formung zu einer
flachen Zunge oder einem Fächer mit einer Spur verdünntem Ponal wurde bei anderen Gelegenheiten
beschrieben. Nachdem jetzt die Schnur wieder zurückgezogen wurde, bis die Markierung unter dem
Rahleek steht, wird die Zunge umgelegt und mit einer Spur Uhu-Sekundenkleber-Gel um das Rahleek
gelegt (Abb. 8).
- Zur Festlegung der zweiten Seite "SL" muß neben der Festlegung des Maßes "SL" auch die
Strecke "OL" markiert werden.
- Der letzte Schritt ist das Formen und Festlegen der Rahnocklegel. Der geschlossene Ring muß
manuell umwickelt werden.
- Wie schon eingangs angedeutet, wird jetzt das Segel in diesen festen Rahmen eingenäht.
Hierdurch ist eine gleichmäßige Einhaltung garantiert. Was bei oberflächlicher Betrachtung als
Erschwerung erscheinen mag, stellt sich bei praktischer Anwendung als gar nicht so schlecht
heraus. Ehe wir jetzt aber wirklich zur Nadel greifen, kommt es noch zu einer Verbesserung, die
mir mein seefahrender Freund Willi Pülmanns verraten hat: dem Vorstechen der Nählöcher auf der
Nähmaschine ohne Faden, mit der umgeschlagenen Seite nach oben. Hierdurch werden die
Stichabstände wunderbar gleichmäßig. Bei einer Maschine, die den gleichmäßigen Randabstand von
ca. 1 mm nicht hergibt, greifen wir zurück auf die in Absatz 9, Abb. 4 beschriebene Modifikation
des Füßchens. Hierbei muß das Maß des Anschlaghölzchens noch etwas verbreitert werden, wodurch
der Abstand der Nadel zum Anschlag verkleinert wird. Wenn die Löcher beim Scheinnähen nicht gut
sichtbar werden, sollte man den Randstreifen noch einmal mit einer Leimlösung bestreichen.
- Der eigentliche Nähvorgang ist reine Handarbeit. Es erleichtert die Arbeit, wenn man vor
Beginn die vier bzw. drei Eckbereiche mit Gel anheftet. Anfang und Ende eines Fadens läßt sich
ebenfalls mit Gel unter dem Rand festlegen.
- Anbringen der Legel für Gordinge und Bulins. Während des Kampfes mit den Segeln und mit
allem, was dazu gebraucht wird, tauchen die kleinen Schläufchen nur mal ganz nebenher auf- Die
kriegt man schon irgendwie hin. Das ist kein Problem ... Es sei denn, man fängt an damit. Eine
Aufzählung, was alles nicht klappt, hilft keinem. Für einen Maßstab von 1:50 ergaben sich zwei
Möglichkeiten: Die erste gilt für die hier vorgeschlagene Fertigung, nämlich die Anbindung an den
vorgefertigten Leekrahmen, die zweite ist die Befestigung bei angenähtem Leek
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Abb. 9
Manuelle Umwicklung eines geschlossenen Rings |
Abb. 10
Möglichkeit 1:
Befestigung der Legel am Leek(rahmen) |
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Abb. 11
Möglichkeit II:
Befestigung der Legel bei angenähtem Leek |
Abb. 12
Klebeklämmerchen (M 2:1)
L = Lötgrenze |
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Befestigung der Legel am Leekrahmen (Abb. 10, Op. b-h) |
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- a) Anzeichnen der Position am Leek.
- Der Grundkörper ist ein Stück Schnur mit gut dem halben Durchmesser der Leek. Am Ende wird unter
Drehung zwischen Daumen und Zeigefinger eine Wulst aus Sekundenkleber-Gel aufgelegt.
- Wenn man jetzt diese Wulst schnell zwischen Daumen und Zeigefinger dreht, an die andere Hand übergibt und
noch mal dreht, entsteht ein durchtränkter Bereich von ca. 5 mm Länge, ohne an den Fingern zu
haften.
Beide Methoden der Legelbefestigung sind nicht nur Theorie, sondern lassen sich praktisch
umsetzen.
- d) Das Ausfransen der beiden Seiten ist eine Angelegenheit zwischen einer glatten
Holzunterlage und einer Rasierklinge. Erst dreht man die Kordeln auf und schrubbt dann so lange,
bis ein zarter Wollfächer entstanden ist.
- Dann wird der Fächer mit einer Spur Ponal versteift und platt gedrückt.
- Mit Rundzange und Pinzette kriegt das Stäbchen schon fast die endgültige Form.
- Die Befestigung am Leek erfolgt wieder mit Gel. Hierzu bestreicht man die erste Seite
und drückt sie an der angezeichneten Stelle an das Leek. Das Gleiche geschieht mit der zweiten
Seite. Die Lappen werden jeweils angelegt, auch hier hilft das Rollen zwischen Daumen und
Zeigefinger.
- Die Umwicklung der Befestigungsbereiche erfolgt auf die in Abb. 9 gezeigte
Methode. Die beschriebene Verwirrung ist nur optisch. Man muß den Ring ab und zu mal
schütteln.
- Befestigung der Legel bei umnähtem Leektau Die unter "I" beschriebene Methode läßt sich hier
kaum noch anwenden. In diesem Fall wird nur geklebt und ich bin mir nicht sicher, ob ich diese
Methode einem seriösen Modellbauer anbieten kann. Versuchen wir es trotzdem.
Der Ablauf (Abb. 11, Op. a-g):
- Das Ausgangsmaterial hat knapp den Durchmesser des Leektaus. Es wird mit verdünntem Ponal
imprägniert. Dann werden Stücke à 20-21 mm abgeschnitten. Hierbei ist die Winkeligkeit zu
beachten!
- Erweiterung von zwei Nählöchern an der entsprechenden Position und Einstecken der
Abschnitte.
- Das jetzt notwendige Zusammenkleben der beiden Enden zu einem Ring ist manuell möglich, aber
da das Auge nur in einer Ebene sieht, stimmt die zweite nie. Also wird etwas gebraucht, das auch
die zweite Ebene sichert. Das dürfte machbar sein. Oder wird vielleicht übersehen, daß der zu
verbindende Ring nur einen Durchmesser von ca. 6 mm hat, wovon noch die Hälfte im Stoff steckt?
Da sich aber keine andere Möglichkeit abzeichnet, begeben wir uns in den Nanobereich. Die
Funktionen, die das zu konzipierende Gerät zu übernehmen hat, sind folgende: Die beiden Seilenden
sind unabhängig von einander zu greifen und in eine Flucht zu bringen, mit einem Abstand, der die
Aufbringung des Klebers ermöglicht. Die Spannung muß so ausgelegt sein, daß sie den zur
Verklebung aufzubringenden Druck aushält und trotzdem eine Längenverschiebung zuläßt. Außerdem
muß die Spannung so weit lösbar sein, daß sich der geklebte Ring entfernen läßt, ohne die
Klebestelle zu brechen. Daß die Greifer sich nur in dem vorhandenen Durchmesser bewegen können,
ist klar. Das Dingelchen, das diese Forderungen alle erfüllen soll (und dies auch tut), ist in
Abb. 12 dargestellt. Das Grundmaterial ist 0,5-mm-Messingblech (die Elastizität reicht für diesen
Zweck aus). Die Spannelemente sind zwei 0,5er-Stahldrähte, die mit einer Minischleifscheibe auf
der Anlage und Spannseite halb abgeschliffen wurden. Die beiden Aufnahmerillen haben wir mit
einem 0,5er-Bohrerschaft in eine in die Schraubstockbacke geschliffene Rille geschlagen. Man
braucht also kein Feinmechaniker zu sein, um das Ding herzustellen. Wenn die Schnäbel schief
gehen, macht man sie einzeln und lötet sie an. Die Vorrichtung, die also jetzt vorhanden ist,
bringt man in Position, und nachdem der Ring etwas vorgeformt ist, werden die beiden Enden mit
einem Stäbchen von 0, 5 x 1 mm in die Klammer gedrückt. Die beiden Enden werden so
längsverschoben, daß ein Spalt von ca. 1 mm entsteht. Das Aufbringen des Sekundenkleber-Gels
geschieht hier wie auch bei den zuvor genannten Anlässen mit einem flach geschliffenen
Zahnstocher, mit dem die entsprechende Menge der Tube entnommen wird.
- Das Zusammenfügen erfolgt unter leichtem Druck mit Daumen und Zeigefinger, worauf etwa eine
Minute gehalten wird. Der endgültigen Abbindung sollte man doch einige Minuten geben.
- Da diese extrem kleine Klemmung keine mechanische Lösemöglichkeit zuläßt, nimmt man eine
Stopfnadel und drückt auf einer Seite hinter dem Ring unter den Spanndraht und wiederholt das
Gleiche auf der anderen Seite.
- Um nicht zum Schluß noch die Verbindung zu gefährden, ist ein direkter Knick der Klebestelle
zu vermeiden. Das wird erreicht, wenn man mit einer an der Spitze quer gerillten Pinzette
beiderseits der Verbindungsstelle greift und das Seil knickt. Dadurch läßt sich der Ring ohne
größere Beanspruchung der Klebestelle so verteilen, daß auf beiden Seiten des Tuchs eine gleich
große Schlaufe entsteht.
- Zum Zusammenlegen der beiden Schlaufen greift wieder die Pinzette neben die Klebestelle, um
so die Schlaufen ohne Belastung der Stelle um das Leek legen und verkleben zu können. Daß sich
die hier verkaufte Theorie in die Praxis umsetzen läßt, zeigen die Abb. 13/14. Der Aufwand von
Möglichkeit 1 und 11 ist etwa gleich. Über Optik und Originalität läßt sich streiten.
- Einknüpfen der Reffbändsel: Beim Originalsegel hängen die Reffbändsel immer nach unten, wie
auch immer das Knoten ausgeführt ist. Wo bleibt aber die Schwerkraft bei einem Faden, den schon
ein Hauch wegweht? Hier bestimmt der Knoten die Richtung. Beschäftigen wir uns also damit, wie
ein einfacher Hausfrauenknoten (der genügt für diesen Zweck) die Richtung angibt. Wenn man so
einem Knoten die natürliche Form gibt und ihn nicht durch Langziehen vergewaltigt, sieht er so
aus wie in Abb. 15. Wenn man ihn auch so strammzieht, bilden die Enden einen rechten Winkel. Hat
man jetzt ein Ende durch das Tuch gesteckt, "hängt" das erste schon mal nach unten. Um auch das
zweite zum "Hängen" zu bringen, muß zuerst das schon "hängende" mit ganz wenig Sekunden-Kleber
befestigt werden, damit es nicht die Richtung verliert. Dann wird der austretende Faden in einem
Winkel von 90 Grad zum ersten zur Seite gelegt (Abb. 16). Wenn die Schlaufe nach Zeichnung
geschlagen ist, greift man mit der Pinzette den Faden unmittelbar am Austritt und zieht den Faden
nach unten. Die zwangsläufige Richtung ist aus dem abgebildeten Knoten erkennbar. Es ist ratsam,
die Bändsel erst zum Schluß abzulängen. Übrigens: Der Bändsel verlängert sich von oben nach
unten, da das Segelpaket dicker wird. Und die hinteren sind länger als die vorderen, damit der
Matrose sie um das Paket herum erwischen kann.
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Abb. 15
Knotenstudie |
Abb. 16
Die Lage des Knotens bringt beide Bändsel in eine Richtung |
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Beide Methoden der Legelbefestigung sind nicht nur
Theorie,
sondern lassen sich praktisch umsetzen |
Günter Bossong