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fib-02-07.htm
05.2004 |
fib-02-07.htm; 07.2008
erschienen in MODELLWERFT 07/2007
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Kleine Blöcke mit Stroppen
... in "Billigfertigung"
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Vorwort |
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Dieser Fertigungsvorschlag ist im Grunde ein Vorspann des in Vorbereitung befindlichen
Artikels über die Besegelung. Wenn in dieser Phase, beherrscht von Tuch und Tau, mal irgendwo ein
Blöckchen fehlt, ist es gut, wenn man hier mit einer relativ raschen Fertigung Abhilfe schaffen
kann. "Billig" steht hier jedoch nicht für "Qualität mindernd", sondern für geringeren
Aufwand.
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Aufwandreduzierung |
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Abb. 1 : Modifizierte gekröpfte Greifpinzette
Die erste Aufwandsreduzierung ist der Wegfall von Schlitz und Scheibe (bei Blöcken von unter 4
mm ohnehin kaum erkennbar). Die zweite Vereinfachung ergibt sich bei der Bearbeitung der zweiten
Kopfseite. Das Problem hierbei ist das Festhalten der kleinen Werkstücke. Die Verwendung einer
mit Leder beklebten Zange war ein dauernder Ärger. Alles zusammengerechnet habe ich wohl mehrere
Stunden mit der Suche nach weggesprungenen Blöckchen auf der Erde kriechend zugebracht. Das
Halten mit einer Pinzette ist auch nicht gerade eine Offenbarung, es sei denn, es handelt sich um
eine Klemmpinzette (gekröpfte Greifpinzette von Selva) mit entsprechend nachgearbeiteten
Greifspitzen (Abb. 1). Der Block läßt sich damit sowohl in der Stroppnut als auch in der
Scheibennut sicher festhalten. Wer's nicht glaubt, soll's versuchen. Ich habe es auch an
gezweifelt. Ebenso bringt der Einsatz dieser Pinzette eine Erleichterung bei der Einfassung des
Blocks in den Stropp. Hierbei ist es allerdings wichtig, daß die Rille nicht mit Lack oder
Einlaßgrund gestrichen wird. Als Klebstoff kommt nur Sekundenkleber-Gel in Frage. Dieser
Klebstoff läßt sich genau dosieren, indem man ihn bis an die Tüllenöffnung drückt und dort eine
geringe Menge mit dem Zahnstocher entnimmt. So läßt sich der Kleber in die jeweils zu klebende
Teilstrecke einbringen.
Durch die sparsame Anwendung ist es möglich, die Schnur mit dem Finger anzudrücken, dann
festzukleben, wobei die bloße Holzoberfläche ein schnelles Abbinden garantiert. Die Lackierung
erfolgt entweder um die Nut herum mit eventuellem Freikratzen oder vorsichtig um den Stropp
herum.
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Fertigungsbeispiel |
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Abb. 2: Herstellung des Holzkörpers,
Op. 1-2. ST = Sägetisch,
A = Anschlag,
H = Hilfsplatte,
GS = Grätingsschlitten,
AR = Arretierung
Als Beispiel werden folgende Daten angenommen:
H = 4 mm, B = 3 mm, D = 2 mm,
Stroppdurchmesser: 0,8 mm (halber Schnurdurchmesser plus Umwicklung),
Läuferdurchmesser: 0,5 mm.
Die Umwicklung der Schnur erfolgt auf der Wickelmaschine. Die Einfassung in den Stropp kann nur gelingen, wenn die notwendige Länge
vorher festgelegt wird. Die Endpunkte werden dann mit Sekundenkleber benetzt und abgeschnitten.
Die Länge des Blocks aus dem Beispiel beträgt etwa 11 mm.
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1. Herstellung des Holzkörpers, Ablauf (Abb. 2) |
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- Sägen eines Stabes von 3 x 2 mm.
- Einsägen mit einem 0,5-mm-Sägeblatt: eine Rille 0,5 mm tief auf den beiden Schmalseiten und
eine Rille 0,3 in tief auf den beiden Breitseiten.
- Für diese Sägeoperationen ist es erforderlich, daß die Auflage beiderseits bis fast
unmittelbar an das Blatt heranreicht. Hierfür gibt es eine Patentlösung: Im Mittenbereich eines
Stücks Messingblech mit der Laubsäge einen Schlitz einsägen, über das Sägeblatt streifen und mit
ein paar Punkten Sekundenkleber auf dem Sägetisch festkleben oder Tisch über das eingespannte
Sägeblatt abtauchen. Das sind Provisorien, aber mindestens eines davon funktioniert.
- Einsägen der Trennschlitze 1 mm breit und 0,8 mm tief auf beiden Schmalseiten. Diese
Operation läßt sich sicher und schnell auf dem Grätingsschlitten durchführen. Sollte bei einer längeren Leiste, also bei mehreren Blöcken, eine Seite
voreilen, so läßt sich das durch leichten Druck gegen die Aufnahme korrigieren. Bei Vergrößerung
der Rillenabstände in die Taktrichtung drücken und umgekehrt.
- Bohren der Läuferbohrung von 0,8 mm. Es empfiehlt sich die Herstellung einer kleinen
Bohrplatte, die sich an dem jeweiligen Querschlitz orientiert. Hierbei bietet die
Minibohrmaschine in Verbindung mit der Führungsplatte aus der Blockfertigung eine gute Hilfe.
Alternativ kann das Bohrplättchen als Ankörnvorrichtung gebraucht werden.
- Seitenflächen mit Schmirgelholz runden auf gesamter Länge.
- An dieser Stelle ergibt sich die beste Gelegenheit, die Bohrungskante für die Läuferschnur
etwas zu brechen und die Rille etwas zu korrigieren. Das geschieht mit einem in die
Minibohrmaschine eingespannten Diamantstift.
- Vorderste Kopfseite formen mit der Stroppnut, und die feste Seite so viel wie möglich
bearbeiten, bis der Block leicht abzubrechen ist.
- Block mit Klemmpinzette nacheinander in beide Nutenpaare fassen und zweiten Kopf mit Rille
formen.
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2. Einfassen in Stropp, Ablauf (Abb. 3) |
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Abb. 3: Einfassen in Stropp, Ablauf Op. 1-6
- Ermittelte Länge auf eine Unterlage auftragen, Schnur auflegen, eine Spur Kleber an beide
Trennstellen geben, härten lassen und mit Rasierklinge möglichst gerade ablängen.
- Mit Spezial-Klemmpinzette in Scheibennut greifen und Kleber in Nut bringen und Seilende
eindrücken (5 sec).
- Wenden und zweite Teilstrecke kleben.
- Pinzette lösen, Block umspannen und zweites Ende ankleben. Vor dem Einbringen des Klebers
sollte man den Stropp vorbiegen.
- Kleber mit Zahnstocher in Dreieck "D" geben, mit der Adlerschnabelpinzette zusammendrücken
und zehn Sekunden halten.
- Damit auch die Optik stimmt, werden als letzte Operation auf der Wickelmaschine ein paar
Wicklungen um die Verbindungsstelle gelegt. Einfachen Knoten mit einer Spur Sekundenkleber
anziehen, ein paar Umwicklungen per Hand ausführen, etwas Sekundenkleber an den Endpunkt geben
und abschneiden. Mit etwas Sorgfalt geht das auch ohne Wickelmaschine. Es verstößt zwar gegen
jede Regel, daß ein Autor sich selbst lobt, aber ich war mit dem Resultat zufrieden.
Falls man sich entschlossen hat, den Lackiervorgang an den Schluß zu legen, muß man zwar
aufpassen, daß man nicht den Stropp verschmiert, aber man kann das Blöckchen wunderbar mit der
Klemmpinzette dort festhalten.
Günter Bossong