fib-02-03.htm
05.2004 |
Vorwort | Wantenform | Wantenvorbereitung | Juffernschlaufen | Korrekturen | Wanten festziehen |
Hebetakel | Kausche einbinden | Exkurs | Webleinen | Vorbereitung | Webeleinen |
Abbildung 1: Wantenformen a) vordere Wante, ganz bekleidet b) bekleideter Schlaufenbereich c) Einzelwante |
Abbildung 2: Gestreckte Länge der Wicklung "G" = O - Maß + ca. 3,7 % (Maß gilt für eine Schlaufenseite) Null-Maß = a + b |
Wenn es allerdings darum geht, etwas über das Setzen der Wanten beim Original beziehungsweise beim Modell zu sagen, sieht es schon ein wenig besser aus. Die Original-Wanten hatten meist vier Stränge und einen Mittelstrang, Seele oder Herz genannt. Um der Dehnung während des Einsatzes entgegenzuwirken, wurden die Wanten als vorbereitende Maßnahme bis zum Zerreißpunkt des Mittelstranges vorgedehnt. Es brach also je nach Namensgebung das Herz, oder es zerriß die Seele. Bei dem sprichwörtlichen Aberglauben, der die christliche Seefahrt beherrschte, ist es schon erstaunlich, daß die Seeleute über Generationen mit lebenswichtigen Teilen gefahren sind, deren Herzen gebrochen oder deren Seelen zerrissen waren. Vielleicht hatten sie auch nicht die Zeit zu solch nutzlosen Betrachtungen.
Obwohl die Wanten nochmals mit Flaschenzügen gespannt wurden, um dann das Taljereep in die Juffern einzuscheren, zeigt sich beim Einsatz eine weitere allmähliche Verlängerung. Beim ersten Rüsten spricht man von einem Abstand von zwei Juffern-Durchmessern zwischen den beiden korrespondierenden Juffern. Wenn diese sich dann durch wiederholt notwendig werdendes Nachzurren des Taljereeps berührten, mußten die Wante gekürzt werden. Übrigens müssen auch unsere selbstgeschlagenen Taue vor dem Einsatz kräftig gezogen werden.
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Wantenform- und Formation | -.- | |
Bei der sonstigen Billigkeit guter Ratschläge; diesen Satz sollten Sie schnell wieder vergessen. Erstens wurde diese Verfahrensweise bei weitem nicht überall angewandt. Zweitens muß die Vorratshaltung auf dem Schiff äußerst problematisch gewesen sein, und drittens gibt es keine befriedigende technische Erklärung für die Notwendigkeit verschiedener Schlagrichtungen.
Aber was auch immer die Experten behaupten, der Modellbauer muß sich darüber klar sein, daß sich ans dem gleichen Grundfaden nur immer die gleiche Schlagrichtung ergibt.
Beispiel: | ||
Schlagoperation: | Einsatzmaterial_ | Ergebnis: |
1 | 0,3 Durchmesser, 3 Stränge, rechtsgeschlagen, (trossweise) | 0,65 Durchmesser linksgeschlagen (kabelweise) |
2 | 0,65 Durchmesser, 3 Stränge, linksgeschlagen | 1,5 Durchmesser rechtsgeschlagen (trossweise) |
Das bei der zweiten Operation geschlagene Tau mit 1,5-Durchmesser ist immer rechtsgeschlagen. Wenn aber die entgegengesetzte Schlagrichtung sein muß. bestehen auch hier die berühmten zwei Möglichkeiten.
Möglichkeit 1:
Bei der ersten Schlagoperation andersherum schlagen. Die vorhandenen Wicklungen lösen sich dabei
zuerst auf und werden dann unter fleißigem Weiterorgeln in der Gegenrichtung wieder aufgedreht.
Fehlschläge sind hierbei nicht zu vermeiden. Der wesentliche Nachteil dieser Verfahrensweise ist
jedoch die Tatsache, daß der Faden durch das Aufdrehen gelockert wird und damit die
vielgepriesene Flusenfreiheit dahin ist.
Die zweite Möglichkeit
heißt Suchen, nämlich einen Faden, der 0,3 dick und linksgeschlagen ist, oder einen Faden, der
0,65 dick ist und rechtsgeschlagen.
Ob links oder rechts geschlagen: Es muß mit den Wanten noch einiges passieren, ehe sie ihre
endgültige Haltefunktion übernehmen können.
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Wantenvorbereitung | -.- | |
Als Erstes wird an dem jeweiligen großzügig abgelängten Wantenpaar beziehungsweise den Einzelwanten die zu bekleidende Strecke angezeichnet. Dabei gibt es drei verschiedene Formen: a) das vordere, also zum Bug hin gelegene Paar, mit der vorderen Wante ganz bekleidet. b) die übrigen Paare mit nur dem umkleideten Schlaufenbereich und c) die Einzelwante mit Schlaufe (bei ungerader Wantenzahl) (Abbildung 1). Wie eingangs erwähnt, wird hier die Möglichkeit, die Bekleidung, also die Tauwicklung vorzunehmen, vorausgesetzt. Der Pferdefuß aber, der sich hinter dem simplen Satz "wird die zu bekleidende Strecke angezeichnet'' verbirgt, ist ein richtiger Hammer. Aus dem Umstand, daß die Wantenschlaufen aufeinander gelegt werden, ergibt sich für jede einzelne Wante eine andere Länge. Um also eine waagerechte Linie der Wicklungsabschlüsse zu erreichen, ist das Maß der zu umwickelnden Strecke bei jeder Wante ein anderes. Hier ist es weniger eine konsequente Planung als ganz einfach die exakte zeichnerische Darstellung, die zum Ziel führt.
Nirgendwo ist der Spruch vom Teufel der im Detail steckt, so angebracht wie bei uns Modellbauern. Oft sieht es sogar so aus, als hätten wir einen Teufel für uns ganz alleine. Der erste Schritt im Kampf gegen den oben Zitierten, ist die Festlegung des Null-Maßes. Das ist das Maß vorn Scheitelpunkt der Schlaufe bis zum Endpunkt der Umwicklung der zweiten Wante steuerbordseitig. Die Differenz zwischen der gebundenen Schlaufe (Null-Maß) und dem gestreckten Bereich "G" beträgt zirka 3.7 1/0. Also (Abbildung 2): 6 = Null-Maß + 3,7 %.
Die stufenweise Verlängerung von Wante zu Wante geht aus Abbildung 3 hervor Mit der hier dargestellten Möglichkeit. die Endpunkte der umkleideten Bereiche festzulegen, steht dem Wickeln der Bekleidung beziehungsweise der Schlaufen nichts mehr im Wege. Während der eigentliche Wickelvorgang im vorigen Artikel beschrieben wurde. geht es hier nur noch um die Fadenfixierum, zu Beginn und am Ende der Wicklung (Abbildung 4). Zum Einsatz eines Klebstoffes siehe den Exkurs in Teil 2 des Berichts.
Es ist durchaus verzeihlich, wenn man sich trotz genauer Längenberechnung beim Wickeln der Wulings ein Hintertürchen offen läßt, indem man die am Ende geschlagene Schlaufe nicht verklebt und ein Stück Faden stehen läßt.
Abbildung 8: Längenkorrektur a) Ursprünglicher Knoten, b) Verkürzung, c) Verlängerung, d) Schlaufenende |
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Abbildung 6: Anwendung der Wantenklammer. Operation 1-8 (Operation 3 und 6-8 siehe Text) |
Abbildung 7: Umwicklung a) Verkürzen, b)Verlängern |
Abbildung 9: Metallkausche |
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Juffernschlaufen Position fixieren | -.- | |
Jetzt werden die Wanten in angegebener Reihenfolge Über den Masttopp (das ist die Mastspitze über der Mars) gelegt: erstes Paar Steuerbordseite vorne, erstes Paar Backbordseite vorne, zweites Paar Steuerbordseite, zweites Paar Backbordseite usw. Wenn jetzt die Schlaufen so groß sind, daß sie sich gerade überstreifen lassen, dann baut sich ein schön säuberliches Schlaufenpaket nach oben auf (Abbildung 3). So läuft's natürlich nur ab. wenn das Eselshaupt noch nicht aufgesetzt ist. Sollte das der Fall sein, dann muß die Schlaufe vor Ort gewickelt werden. Und das wiederum ist eine Arbeit für jemanden, der Vater und Mutter erschlagen, nicht für jemanden, der nur irrtümlich ein Eselshaupt angeleimt hat. Also die Moral von der Geschichte: Keinen Leim an's Eselshaupt! Jetzt, wo wir alle Vorgänge oben am Mast voll im Griff haben. geht's wieder an die Juffern. Der Einschnürvorgang an nur einer Juffer wäre eine einfache Handlung. Die Schwierigkeit ergibt sich daraus, daß der Abstand zwischen den einzelnen Juffernpaaren gleich sein muß, wenn man eine Flucht der oberen Juffernreihe anstrebt. Die Drahtklammern, die man in je eine Bohrung der korrespondierenden Juffer steckt und so gleiche Abstände erreicht, kennt jeder Modellbauer. Was dabei unbefriedigend ist, ist die fehlende Möglichkeit, das provisorisch um die Juffer gelegte Wantenende so zu fixieren, daß sich die jeweilige Wante aushängen läßt, ohne zu verrutschen, und so außerhalb fertig umwickelt werden kann. Die auf Abbildung 5 dargestellte Wantenklammer tut ihr Bestes, das zu erreichen.
Der Vorrichtungsgrundkörper ist ein 0,5 mm dickes Formblech. Es hat einen Stift zum Abstecken in der unteren Juffer und eine verschiebbare Hilfsjuffer mit reduziertem Durchmesser und einer Aussparung für die Wicklung. Ein Bolzen sorgt für eine feste Anlage der Wante im Wickelbereich, und ein Klemmblech hält sie in der eingestellten Position. Bei dem angegebenen Abstand von 1,2 mm zwischen Hilfsjuffer und Bolzen läßt sich die 1,5-er Wante gut eindrücken. Der reduzierte Durchmesser der Hilfsjuffer garantiert den gewünschten Festsitz der Juffer in der Schlaufe. Bei geänderten Grundmaßen müßten lediglich die Hilfsjuffer gewechselt und der Abstandsstift neu verbohrt werden.
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Korrekturen | -.- | |
Wenn alle Wanten provisorisch gespannt sind und man dann einen Blick auf sein Werk wirft, ist man zufrieden oder man ist es nicht. Für Unzufriedenheit gibt es vier mögliche Gründe: Wicklungsabschlüsse liegen zu tief oder zu hoch, oder Juffern liegen zu tief oder zu hoch.
a) Bei zu tief liegenden Wicklungen lassen sich ein paar Windungen abdrehen (Abbildung 7a).
b) Bei zu hoch liegenden kommen ein paar Windungen hinzu. Wenn man jetzt das unter "Wantenvorbereitung" erwähnte "Hintertürchen" offen gelassen hat, läßt sich das mit einer Stopfnadel lösen (Abbildung 7b). Wenn nicht. bleibt immer noch die Möglichkeit, an einer nicht einsehbaren Stelle neu zu beginnen. Die Fixierung erfolgt gleich der Juffernschlaufe, wie im Exkurs beschrieben.
c) Ob die Juffer zu tief oder zu hoch liegt, der Korrekturvorgang ist fast der gleiche (Abbildung 8). Nachdem die Juffer herausgedrückt ist, wird die Position der Zwischenfixierung anvisiert, die bei der Kontrolle gemessene Abweichung wird angezeichnet und eine neue Fixierverknotung gelegt. Nach Entfernung des alten Knotens erfolgt eine neue Umwicklung auf die unter 5 beschriebene Weise. Wie die Abbildung zeigt, ergibt sich aus der Verlegung der Wicklung im Uhrzeigersinn eine Verlängerung und umgekehrt. Für alle Korrekturarbeiten können die Wanten abgehoben werden.
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Wanten endgültig festziehen | -.- | |
Genau wie bei der Wantenschlaufie kommt uns auch bei diesem Vorgang die Abnehmbarkeit der Wanten entgegen. Also werden alle Wanten abgehoben, die Schlaufenenden auf die entsprechende Länge abgeschnitten und die Schlaufe mit zwei oder drei Laschungen versehen. Auch hier lohnt sich der Einsatz der Wickelmaschine. Bei diesen fünf bis sechs Windungen pro Lasche ist es nicht die Vielzahl der Windungen, die den Einsatz dieses Maschinchens rechtfertigt, sondern ganz einfach die Tatsache, daß man zwei Hände zur Verfügung hat, die braucht man nämlich, um die Enden zu verknoten. Wie auch immer man verfährt, man erspart sich 4ne Menge Ärger, wenn man alle Wanten bezeichnet (Stb. 1 und 2 Wante, Bb. 1 und 2 Wante; Stb. 3 und 4 Wante; Bb. 3 und 4 Wante usw.). Wenn eine Verwechslungsmöglichkeit auf diese Weise ausgeschlossen ist, ist das letztliche Überstreifen der Wantenschlaufen über den Masttop reine Routine. Wie das Taljereep durch die Juffernaugen geführt wird, weiß auch jeder.
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Hebetakel und Kausche | -.- | |
Die Hebetakel mit ungefähr Wantenstärke werden eigentlich als erstes, also noch vor den Wanten, über den Masttopp gelegt. Die Schlußposition ist deshalb gewählt, weil sie nicht zwangsläufig überall vorkommen und weil sie eine Sonderheit aufweisen, nämlich eine Metallkausche zum Einhängen des eigentlichen Takels.
Abbildung 10: Metallkausche - Herstellungsablauf |
Abbildung 11: Kauschenschlaufe vorbereiten |
Das Bilden der Schlaufe mit viel Leim zusammen mit der Umwicklung erscheint im folgenden Abschnitt.
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Kausche einbinden | -.- | |
Genau wie die Kausche selbst, ist auch der Einbindevorgang ein Sonderfall: Hier wird etwas gemogelt. Wie auf allen Abbildungen klar zu erkennen ist, sind derartige Schlaufen nicht nur gespleißt, sondern die einzelnen Stränge sind auch kontinuierlich verdünnt. Ich hab's versucht: Mordsarbeit, und die Optik stimmt immer noch nicht.
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Exkurs | -.- | |
Beim Festlegen von Fadenenden ist oft eine Verknotung zu aufwendig, zu sichtbar, oder es fehlt
die Hand, die verhindern soll, daß sich eine Windung wieder löst, bevor der Knoten geschlossen
ist. Hier muß ein Leim her, der schnell bindet und unsichtbar bleibt. Den gibt es bestimmt, aber
man kann ja nicht alles wissen. Was jeder kennt, ist eine Vielzahl von Sekunden- und
Sofort-Klebern. Aber für unseren Zweck ist bei weitem keiner "sofort" genug. Und außerdem bringen
diese Klebstoffe eine starke Verfärbung mit sich. Da bleibt nur noch UHU-hart. Aber auch UHU wird
glänzend oder je nach Behandlung häßlich weiß, und keines von beiden paßt in unseren Kram. Hier
muß also ein Weg gefunden werden, der diesen Nachteil ausschaltet oder zumindest mildert. Was
letztlich gefunden wurde, war ein holpriger Wanderweg. Unter idealen Bedingungen jedenfalls, ist
er gut begehbar:
Eine Umwicklung ist auf der "Wickelmaschine" oder einer sonstigen Einrichtung durchgeführt. Jetzt
wird am Wicklungsende eine Schlaufe gelegt (Abbildung 4) und festgezogen. Zur besseren Handhabung
wird jetzt eine Spannstelle gelöst. Das Gelingen des gesamten Vorhabens ist davon abhängig, daß
die beiden nun folgenden Operationen unmittelbar hintereinander liegen:
1. Aufbringen einer möglichst geringen Menge Klebstoffes an die festgezogene Stelle.
2. Mehrmaliges Hin- und Herrollen zwischen Daumen und Zeigefinger.
Wenn die Finger durch überflüssigen Klebstoff stark verschmiert sind, kann schnell die andere
Hand übernehmen. Meist hilft schon ein neuer Finger. Falls dieses Rollen, sei es wegen der Form
oder wegen der Lage, nicht möglich ist, wird der Rollvorgang durch leichtes Klopfen mit einem
Finger, etwa mit halber Spechtgeschwindigkeit, ersetzt.
Abbildung 12: Verschlußeinrichtung |
Abbildung 14: Webeleinenbindung |
Abbildung 15: Streckenteilung a) Zu teilende Strecke, b) Hilfsstrahl |
Hier wird das, was vorher als eine Wanderung auf holprigem Weg bezeichnet wurde, zu einer
Gratwanderung. Trotzdem ist die Erfolgsquote nach einiger Übung ziemlich hoch. Der eigentliche
Haken aber wurde bereits vornehm übergangen, der liegt nämlich in der Passage "Operation
unmittelbar hintereinander". Zwischen diesen beiden Operationen liegt das Weglegen und Schließen
der Tube. Selbst wenn man beide Hände zur Verfügung hätte, wäre die Zeit mit den vorn Hersteller
beigestellten Mitteln (Dosierspitze und Käppchen) viel zu hoch. Die oben angeführte Forderung
liegt bei 0,0. Da aber auch ein Modellbauer keine Naturgesetzte aufheben kann, räumen wir uns
eine Sekunde ein. Das ist etwa die Zeit, in der man eine Tube beiseite legen kann. Wenn man aber
nur das tut, geschieht das, was jeder kennt:
Der Klebstoff läuft munter weiter und gibt erst dann Ruhe, wenn etwa das Zehnfache der
gebrauchten Menge ausgelaufen ist.
Es muß also eine Einrichtung gebaut werden, mit der sich die Tube innerhalb der Ablegezeit
verschließen läßt. Das auf Abbildung 12 abgelichtete Etwas ist alles. Es ist keine hohe
Technologie, sieht auch nicht besonders gut aus, aber es hat sich besser bewährt, als die bloße
Optik vermuten läßt. Zugegeben, es bedarf einiger Pflege, und für den Anfänger sind auch ein paar
Trocken-Zielübungen angebracht. Aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, geht kein Stich mehr
daneben. Wie aus der Fertigungszeichnung (Abbildung 13) hervorgeht, ist der Herstellungsaufwand
ziemlich gering. Die ganze Einrichtung besteht aus einer 4-5-mm-Grundplatte, mit einem Stück
Leder beklebt als Vorführung. Auf der Platte befestigt ist der Verschlußnadelhalter. bestehend
aus einem U-förmigen Messingblech mit aufgelöteter Stopfnadel und einem Holzklötzchen mit einer
Zentrier-Führungs-Bohrung. Auf die Dosierdüse ist zur Parallelführung ein Plastikring
aufgeschoben. Der Blechbogen wurde gewählt, weil hiermit die Möglichkeit besteht, die
Verschlußnadel nach der Tubenöffnung auszurichten. Der Plastikring kann aus einer alten
Dosierdüse herausgeschnitten werden.
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Webleinen | -.- | |
Ob jetzt der vorige Artikel beim Setzen der Wanten geholfen hat oder nicht, hier wird
vorausgesetzt, daß sie stehen, leicht gespannt, mit exakt ausgerichteten Juffern. Wir rutschen
zwar ungewollt immer tiefer in den Bereich des Takelwerks, aber Mast mit Wanten und Webeleinen
gehören nun mal zusammen. Die Qualität der Webeleinen macht zwar nicht die Qualität des gesamten
Modells aus, aber der erste Blick des Betrachters fällt dorthin, und nichts haftet so wie eine
erste Wahrnehmung. So kann es dann zu Ausrufen kommen wie:
"Er ist ja wirklich ein hervorragender Modellbauer, aber seine Webeleinen", oder
"er ist ja wirklich kein hervorragender Modellbauer, aber seine Webeleinen", vielleicht aber auch
"er ist ja wirklich ein hervorragender Modellbauer, aber seine Webeleinen erst."
Nisten wir uns also in der letzten Vorstellung ein - und fangen an. Die Schwierigkeit einer
vorbildgetreuen Knüpfung einer Webeleine ist die Logik der originalen Ausführung (Abbildung 14):
Durch die vorbereitende Anbringung von Schlaufen an beiden Enden jeder Webeleine wurde die
Befestigung vor Ort durch einfaches Anbinden mit einem dünneren Seil möglich. Während es beim
Original noch denkbar ist, daß man die erste Schlaufe außerhalb macht und die jeweils zweite nach
dem Ablängen vor Ort, ist das beim Modell (Maßstab 1: 50) nur noch unter Qualitätsverlust
möglich. Folglich bleibt nur die Methode der konsequenten Vorbereitung, das heißt Binden der
Schlaufen an beiden Seiten bei exakter Ablängung. Das erfordert zwar äußerste Präzision, hat aber
den üblichen Verfahren gegenüber den Vorteil, daß sich Fehlschläge und Ausreißer besser
korrigieren lassen, und zwar durch maßliche Beeinflussung. Darüber hinaus kommt die nachfolgend
aufgezeigte Verfahrensweise der Idealvorstellung, nämlich daß man die gesamte
Wanten-Webeleinen-Chose außerhalb zusammenbaut und dann einhängt, etwas entgegen. Das vorher
erwähnte Wort "Präzision" bezieht sich mehr auf die vorbereitenden Tätigkeiten als auf die
eigentliche "Weberei". Wenn die Länge der oberen beziehungsweise der unteren Wante festliegt, ist
alles übrige Blindflug mit Autopilot.
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Vorbereitung; Webeleinen ablängen; Webeleinen knüpfen | -.- | |
Die erste noch vom "Piloten" zu übernehmende Tätigkeit ist die Anfertigung einer
Kartonschablone, die auf dem Rüstbrett aufliegt und den Webeleinen-Bereich abdeckt. Nachdem die
obere und die untere Webeleine in Lage und Höhe angerissen sind, werden die dazwischen liegenden
eingezeichnet (siehe Abbildung 16). Zur Erinnerung daran, wie man eine vorgegebene Strecke in
gleiche Teile teilt, siehe Abbildung 15. Die ungefähren Teilstrecken werden auf einem Strahl, der
von einem Punkt aus gezogen wird, abgestochen und dann von einem parallel verschiebbaren Lineal
übertragen. Der möglichst genauen Ermittlung des oberen und des unteren Abstandes zwischen den
Wanten folgt wieder die hohe Mathematik. Zur Verdeutlichung werden feste Werte angenommen:
20 Webeleinen = 19 Abstände, unterer Wantenabstand = 65, oberer Abstand = 22 (Abbildung 16).
Die Differenzen zwischen den beiden Abständen wird durch die Zahl der Teilungen geteilt. Wenn
jetzt der untere Abstand um dieses Ergebnis reduziert wird, ergibt sich jeweils der Wantenabstand
"W" bei der nächst höheren Webeleine (65 - 22 = 43; 43 19 = 2,26; 65 - 2,26 = 62,74, 62,74 - 2,26
= 60,58 usw.). Und das war sie schon, die "höhere Mathematik". Jetzt braucht man nur noch zu
jeder Strecke das Stück zuzuaddieren, das durch das Schlagen der Knoten um die inneren Wanten
verloren geht. Diese Verlängerung (gesamte Knotenlänge) ist abhängig vom Wanten- und vom
Webeleinendurchmesser. Also werden auch hier feste Werte angenommen. Wantendurchmesser ist 1,5,
Webeleinendurchmesser = 0,3. Während die Wantenstärke von der Schiffsgröße abhängt, liegt die
Webeleinenstärke, da ja die Seemänner auf kleinen Schiffen auch nicht leichter waren als auf den
großen, durch die Bank bei zirka 12 mm. Über den Daumen beträgt die notwendige Verlängerung pro
Wante beziehungsweise pro Knoten etwa das 2,5fache des Wantenumfanges. Die Gesamtverlängerung
wäre in diesem Falle:
1,5 x 3,14 x 2,5 = 11,8;
11,8 x 5 = 59 mm.
Zu dieser Strecke werden jetzt mal einfach die 65 mm des untersten Wantenabstandes hinzuaddiert, macht 124 mm. Zur Ermittlung der genauen Knotenzugabe wird ein Faden auf dieses Maß abgelängt, über die inneren Wanten geknüpft und so festgezogen, wie es im Endzustand sein soll. Wenn man jetzt die Enden nach außen zieht und den Abstand mißt, ergibt sich aus der Differenz zwischen diesem Maß und der gestreckten Länge (124 mm) der Schnuranteil, der durch die Knoten verloren geht. Übrigens erleichtert es den Meßvorgang, wenn man die Fadenenden mit UHU versteift (Abbildung 17). Dieses so ermittelte Maß "K" wird jetzt anstelle des "Daumen-Maßes" (59 mm) zu den abgestuften Wantenabständen "W" hinzuaddiert, und man erhält die Webeleinenlänge von Schlaufe zu Schlaufe: WL 1 - 20 = W 1 - 20 + K.
Jetzt, wo die Längen auf´s Zehntel genau vorliegen, dürfte der Rest nur noch ein Klacks sein. Jedoch beim freihändigen Knüpfen der beiden äußeren Schläufchen unter Einhaltung des Längenmaßes erlernt man die Bedeutung des Wortes "Frustration". Der nachfolgend beschriebene, etwas ungewöhnliche Einsatz einer Schieblehre war das Resultat eines solchen Gemütszustandes. Die Abbildung 18 zeigt eine Mauser-Schieblehre, auf deren Schnäbeln je ein Holzklötzchen aufgeklebt ist, welches einen 0,5-er Stift trägt. Der Einsatz dieses modifizierten Meßzeuges ist auf Abbildung 19, Operation 1-4 dargestellt.
Abbildung 17: Ermittlung der Knotenlänge; V = Versuchslänge; KV = Länge nach dem Knoten; Knotenlänge K = V - KV |
Abbildung 20: Mischpult |
Abbildung 21: Richten der Wanten |
Das ist die mit der Klemmpinzette (eine Wäscheklammer tut's auch), die klemmt man einfach auf halber Höhe an den Faden. Wenn der Klebstoff gebunden hat, werden die Fäden abgeschnitten sowie der Strang mit den Knoten.
Wenn die Kartonschablone ihren Platz eingenommen hat, nämlich hinter den Wanten auf dem
Rüstbrett stehend, wird die unterste vorbereitete Webeleine eingeknotet, beginnend mit der
zweiten Wante von vorne. Der Abstand der Schlaufe zur ersten Wante sollte möglichst groß sein,
wobei die Schlaufe noch nicht ganz festgezogen wird. Das Gleiche gilt für die Knoten der anderen
Wanten. Da beim Schlagen des letzten Knotens das Fadenende meist sehr knapp wird, verlängert man
die Webeleinen zu Beginn der Operation indem man einen ca. 10 cm langen Faden durch das
Schläufchen schert und die beiden Enden verknotet. Wenn's geschafft ist, werden die beiden
Schlaufen angebunden, mit dem gleichen Faden, der zum Umwickeln der Schlaufen gebraucht wird.
Jetzt sieht es mit der Richtung der Wanten ziemlich wüst aus. Die werden jetzt etwas
zurechtgezupft, und das im Sinne des Wortes. Wenn man nämlich eine Pinzette am Punkt "P"
(Abbildung 21) ansetzt und etwas zupft, löst sich der Knoten. Wenn jetzt in Richtung "V" gezupft
wird, verlängert sich die Webeleine in der gleichen Richtung, und die Wante wandert nach hinten.
Wenn in Richtung "H" gezupft wird, passiert das Gegenteil:
Die Webeleine verlängert sich nach hinten, und die Wante wandert nach vorne. Wenn alles
zurechtgezupft ist, gibt es drei mögliche Resultate:
Wenn letztlich die erste Webeleine den richtigen Sitz hat, kann die hier gemachte Erfahrung,
also Vergrößerung respektive Verkleinerung des Einstellmaßes, auf alle übrigen Webeleinen
übertragen werden. Diese Möglichkeit verdanken wir der genauen rechnerischen Vorarbeit.
Zusammengefaßt heißt das:
Wenn eine Webeleinenlänge stimmt, stimmen die übrigen mit Sicherheit auch. Und so sieht's aus,
wenn die Theorie stimmt: Abbildung 23.
Damit keine Euphorie aufkommt, noch ein Nachsatz: Der versprochene "Blindflug" muß etwas modifiziert werden. Sollte es sich auf dem Weg nach oben nicht verhindern lassen, daß die Wanten eine Idee nach innen gezogen werden, sollte man den in die Rechnung eingesetzten Wantenabstand, das Maß "W", auf halbem Wege neu festlegen.
In eigener Sache
Ich bin selbst platt, daß sich aus solch ein paar Wanten und Webeleinen ein so großer Umfang ergeben hat. Aber da der Teufel nun mal im Detail steckt, kann er auch nur dort aufgespürt und erledigt werden. Das Problem ist freilich, daß der Teufel jedem ein anderes Gesicht zeigt und man oft nicht weiß, ob man vom selben Teufel spricht. Oben heißt es zwar "in eigener Sache", aber im Grunde gilt das für all die armen Poeten die verzweifelt versuchen, Erfahrenes und Widerfahrenes umsetzbar weiterzugeben, um dann zu hören, daß das kein Mensch versteht. Hier sollte vielleicht mal erwähnt werden, daß überall da, wo Handwerkskunst übermittelt wird, dem theoretischen Teil ein praktischer folgt. Bei der schriftlichen Übermittlung fehlen also die Wahrnehmung des Auges und die Führung der Hand. Wenn sie trotzdem hier und da jemanden in die Lage versetzt, das Übermittelte in die Tat umzusetzen, ist das schon'ne ganze Menge.