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07.2008 |
Viele Aufgaben und ihre Lösungen beim Bau von seetechnischen Details oder der Ornamentik historischer Segelschiffmodelle hat Günter Bossong in der MODELLVVERFT schon beschrieben. Im Folgenden betreten wir mit ihm den Schiffssalon und widmen uns der Intarsienarbeit.
Einblick ins Private | Mobiliar und Verzierung | Die Gestaltung des Bodens | Der Ablauf |
Einblick ins Private | -.- | |
Da wird ein Königssalon (oder besser gesagt Königinnensalon, denn für Caroline von Österreich wurde die Jacht gebaut) liebevoll eingerichtet, doch wenn die letzte Planke gelegt ist, kann die prunkvolle Einrichtung nur noch mit Worten umschrieben werden. Ist das nicht verrückt? So etwas kann man nur in Modellbauerkreisen erzählen. Wenn man hingegen das Deck im Salonbereich abnehmbar gestaltet, könnte das als mildernder Umstand gewertet werden. Klar ist, daß das Ganze von vornherein geplant werden muß. Die Beschreibung eines speziellen Falls ist hier wenig hilfreich, weil sich die gleiche Situation kaum je wiederholt. In jedem Falle wird man ein paar Takel anders führen müssen und irgendwo wird auch ein Auf- oder Niedergang berührt. Wie man das Deck abnehmbar oder aufklappbar macht ohne daß der Schiffscharakter darunter leidet, bedarf ebenfalls einiger Überlegungen.
Abb. 1 : Vier Stuhlmodellteile | Abb. 2 a/b: Die Montage des Stuhls | Abb. 3: Positionieren und Ankleben von Verzierungselementen.
0 = Ornament, T = Tesafilm |
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Mobiliar und Verzierung | -.- | |
Was in jedem Falle anfällt, ist die Fertigung von Tischen, Stühlen, Schränken und
Verzierungsteilen. Die Herstellung von Verzierungsteilen wurde in vorangegangenen Artikeln
ausreichend behandelt. Tische und Schränke müssen je nach Veranlagung und Vorstellung akribisch
gebaut werden. Für die Stühle allerdings, die in größerer Stückzahl gebraucht werden, sind ein
paar Hinweise nützlich. Der folgende Ablauf hat sich als gut und gangbar erwiesen. (Abb. 1) Der
Stuhl besteht sowohl im Modell als auch im späteren Abguß aus je vier Teilen.
Die Teile 1 und 2 sind die beiden Seitenteile,
Teil 3 ist die Rückenlehne und
Teil 4 die Sitzfläche.
Die Seitenteile sind dreidimensional und erfordern daher eine zweigeteilte Form. Der Sitz und die
Rückenfläche lassen sich in einer einfachen Pfanne gießen. Ehe man die Teile abformt und gießt,
sollte man die Modellteile provisorisch zusammenbauen und gegebenenfalls korrigieren.
Die Montagevorrichtung ist nichts anderes als ein Winkel, der Sitzplatte und Rückenlehne zusammenbringt (Abb. 2 a) und eine Leiste, welche die beiden Seitenteile mit dazwischengelegter Rückenlehne-Sitzflächen-Kombination zusammenbringt (Abb. 2 b).
Damit die Königin sich so richtig wohl fühlt, werden die Innenwände salongerecht gestrichen und mit den hierfür gefertigten Verzierungsornamenten beklebt. Es ist gut, wenn die Vergoldung schon ein paar Wochen vorher geschieht. Es besteht die Gefahr, daß das Blattgold sich sonst bei der ganzen Fummelei wieder abgreift. Daß man zum sicheren Positionieren etwas erfinden muß, wird einem klar, wenn man zum wiederholten Mal den Druckfinger wegnimmt und dann feststellt, daß das Dingelchen verrutscht ist. Das Problem ist: Der Arbeitsbereich ist während des Klebevorgangs unsichtbar. Wie man den Bereich sichtbar macht, zeigt Abb. 3. Das durchsichtige Tesaband erlaubt eine Kontrolle während des Abbindevorgangs.
Da Wind und Wetter vor einer Königsjacht nicht Halt gemacht haben, wenn es darum ging, alles durchzuschütteln, wurde auch hier das Mobiliar auf Deck befestigt. Was beim Vorbild mit kräftigen Winkeln geschah, bewirkt beim Modell eine Spur Kleber.
Abb. 4: Intarsienarbeit, das Zusammenfügen verschiedener Hölzer zu einem Gesamtbild, ist etwas Wunderbares |
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Die Gestaltung des Bodens | -.- | |
Weil die Vernunft davon abriet, Schiffsräume mit Teppichen zu belegen, wurden fürstliche Schiffe mit kunstvollen Holzböden ausgestattet. Auf ein Modell übertragen, würde man das Intarsienarbeit nennen. Gleichviel, ob es sich wie in diesem Fall um einen Salonboden handelt, um die Bodenplatte eines Schiffsständers oder um eine maritime Darstellung, das Zusammenfügen von verschiedenen Hölzern mit verschiedenen Farben und unterschiedlichen Maserungen zu einem Gesamtbild ist etwas Wunderbares (Abb. 4). Die im Anschluß vorgestellte Technik ist von jedermann anwendbar und erfordert auch keine besonderen Fähigkeiten. Zugegeben, sie erscheint etwas langwierig, und weiterhin zugegeben weiß ich auch nicht, wie der Profi diese Vorgehensweise beurteilt, ich weiß nur, daß das Resultat ganz passabel wirkt.
Der Grundgedanke ist, daß man das Einzulegende auf das Grundholz legt, das Laubsägeblatt einfädelt und schräg sägt. So paßt das aufgelegte Holz spaltfrei in das Grundholz (Abb. 5).
Vorab ein Grundsatz, der durchgehend Gültigkeit hat: Es darf nur dann entlang einer Linie gesägt werden, wenn das einzulegende Holz mit dem jeweiligen Grundholz die endgültige Nachbarschaft bildet. Wenn nicht, muß man die Linie in neutralem Bereich umsägen (siehe Abb. 8 a/b).
Um einen detaillierten Ablauf darzustellen, wird eine einfache Intarsie, bestehend aus vier Holzarten (A-D) und fünf Teilen, zugrunde gelegt (Abb. 6). Die Rhythmen sind immer die Gleichen, sowohl bei dem dargestellten Teil als auch bei der abgebildeten Seeszene (Abb. 4). Sie fallen dort nur etwas häufiger an. Die Basis des gesamten Unternehmens ist ein Sperrholzbrett in den Abmessungen der größten Grundplatte mit einer Klemmleiste am oberen Ende und einem seitlichen Anschlag. Der Entwurf erfolgt auf einem Transparentpapier, das unverrückbar unter der Klemmleiste befestigt wird. Was bei einem Gemälde die Farbe ist, sind hier verschiedenste Furnierreste aus einer Tischlerei. Die werden den Feldern zugeordnet und gegebenenfalls numeriert.
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Der Ablauf | -.- | |
Wenn es sich bei einem als Einzelpartie einzulegenden Teil wie bei Teil 5 um einen Zyklus handelt, läßt sich das Teil nach dem Transparent ausrichten.
Bei mehreren Arbeitsfolgen, die bei einem komplizierten Teil wie zum Beispiel den Schiffen in Abb. 4 und 7 anfallen. müssen für den kleineren Bereich Hilfsanschläge gelegt werden. Andernfalls müßten auch kleinste Details mit einer weit ausgelegten Laubsäge gesägt werden.
Weil das Abnehmen des Quarterdecks trotz aller Vorplanung etwas kompliziert ist, wird der Einblick in den Salon nur ganz besonderen Leuten gewährt. Der Anblick der fertigen Intarsienarbeit belohnt einen für alle Mühen.