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br-07-10-kopf.htm; 06.2007

Hindernisrennen in Duisburg
organisiert von Torsten Hill

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Bericht von Ralph Sutthoff, Bilder von Uwe Wagner

Torsten Hill und seine Crew hatten am zweiten Juniwochenende wieder zur Duisburger Innenhafenregatta geladen, die nach einem einmaligen Interim letztes Jahr nun wieder am alten Standort im Herzen von Duisburg stattfand. Mittlerweile hat die Stadt am Ufer mehrere neue, nicht unbedingt geschmackvolle Zweckbauten errichtet und eine Ringstrasse mit vielen Parkplätzen angelegt, so dass kaum noch etwas an den wilden Charme der früheren Industriebrache erinnert. Der heutige Stadtteil mit seinen schicken Lokalen, der breiten Promenade und den Wasserspielen am durchgängig befestigten Ufer kommt bei der Bevölkerung gut an. Und ausgerechnet hier begegnet dem RC-Skipper auch die Lösung des Rätsels, was eigentlich Votivschiffe in alten Kirchen zu suchen haben. Der moderne, aufgeklärte Mensch glaubt nämlich nicht an das Wunder der Wandlung des unsichtbaren Windes in eine Vorwärtstreibende Kraft. So waren mit schöner Regelmäßigkeit Fragen nach dem „Motor“ unserer Segelschiffe zu beantworten. Mit „Motor“ sind dabei natürlich nie Servos oder Winden gemeint, weshalb gut gemeinte Erklärungen zur eingebauten RC-Technik auf taube Ohren stoßen. Denn wenn vom Schiff das elektrische Surren der Winde über das Wasser herüberschallt, hat der Fragende alle Erklärungen des RC-Skippers als Lügen entlarvt: „Jetzt habe ich den Motor aber genau gehört!“
Etwas guter Glaube und Hoffnung konnte auch dem RC-Skipper nicht schaden, galt es doch drei Problembereiche in den Griff zu bekommen:

1) Funkstörungen
Wie schon in den Vorjahren kämpften einige Teilnehmer mit Funkstörungen. Das Hafenbecken zwischen den hohen Häusern aus Stahlbeton und den Metallgeländern und Aufbauten am Ufer scheint Funkstörungen zu begünstigen. In meinem Fall brachte der dreifache Austausch des Quarzpaares leider keine Besserung. Wer eine moderne, trennscharfe Funkanlage mit Digitaltechnik im Einsatz hatte, war daher klar im Vorteil. Wenigstens zwei Teilnehmer gaben ganz oder teilweise auf. Andere berichteten von Störungen in bestimmten Bereichen, an bestimmten Stahlgebilden oder wenn sich andere Teilnehmer mit ihrem Sender in der Nähe aufhielten. Wie von Geisterhand getrieben führte das Schiffchen plötzlich auf dem Wasser ein Tänzchen auf oder Servos und Winden verfielen in nervtötende Zuckungen. Derartige Störungen bereiten nicht nur erheblichen Verdruss, sondern können auch zu Schäden an der Mechanik führen. Schließlich bedroht ein nicht mehr kontrollierbares Schiff auch andere Boote mit Havarie.

2) Wasserpflanzen
Der Bewuchs mit Wasserpflanzen hat deutlich zugenommen. Selbst Jochen Barg mit seinem Langkieler, der Ghost (Atlantis), hatte es geschafft, sich am ersten Tag eine unerwünschtes Anhängsel einzufangen. Mancher Kurzkieler steuerte sein Schiff nur mit Mühe und Not noch ans Ufer, entfernte die Wasserpflanzen an Kielflosse und Ruder - nur um zwei Schläge später erneut mit dem gleichen Problem zu kämpfen. Den Befall mit Pflanzenpest kann man recht gut vom Ufer aus diagnostizieren. Die Schiffe werden unerklärlich langsam, reagieren nicht mehr auf das Ruder und driften ungewöhnlich stark. Manch einer wie etwa Bernd Borgmann hatte schlicht Pech und plagte sich häufig mit Unterwasserwäldern an Kielflosse und Ruder herum.

3) . . . das himmlische Kind
Bei diesiger, schwülwarmer Luft gab sich der Wind in der durch einige Baulücken durchbrochenen Häuserschlucht besonders launisch und produzierte bunte Effekte. Gelegentlich machte das Schiff auf spiegelglatter Oberfläche gute Fahrt, während eine gekräuselte Wasseroberfläche längst keine Garantie für gutes Vorwärtskommen bot. In einigen Passagen drehte der Verklicker munter Pirouetten. Der RC-Skipper durfte sich Kurs und Segelstellung aussuchen. Interessant war es zuzuschauen, wenn sich die Segel selbst entgegen der Windrichtung, für die sich der Verklicker entschieden hatte, einstellen. Abhängig von der Höhenlage über dem Wasserspiegel konnte auch die Windstärke ausfallen. Wie anders kann man es erklären, dass meine hohe Saturn einmal dicht an Borek Dvoraks niedriger Gaffelketsch vorbeizog, während es 50 m weiter umgekehrt war.

Gut 15 Teilnehmer waren an beiden Tagen z.T. mit Anhang angetreten, die genannten Schwierigkeiten zu meistern. Begeisterte Segler wie Uli Schramm konnten berufsbedingt nur an einem Tag dabei sein. Einige weitere Minisailer und Neuzugänge kamen nur zum schnuppern und segelten die Wanderfahrt außer Konkurrenz mit, wie z.B. ein M-Boot. Manch einer hatte eine lange Autofahrt hinter sich, weshalb Veranstalter Torsten Hill darauf achtete, am Sonntag den offiziellen Teil zeitig zu beenden. Wertungen gab es für beide Tage getrennt. Ansonsten kannte man sich und die Atmosphäre war nahezu familiär. Die meisten Teilnehmer segelten an beiden Tagen mit. Leider fehlt am Innenhafen einen Unterstellmöglichkeit für die Schiffe über Nacht, was das doch etwas erschwert.

Neuerung Stundenregatta

Während die Wandfahrt zeitunabhängig über nahezu die ganze Strecke des Innenhafens hin und zurück verlief gab es statt der bisherigen Dreieckskurse eine Neuerung, die sog. Stundenregatta. Torsten hatte dazu mit Bojen einen recht weiten Kurs ausgelegt, wie er vor allem schnelleren, größeren und weniger wendigen Schiffen (Genuasteuerung!) entgegenkommt. Bei der Stundenregatta also wird gemeinsam gestartet und das durch Bojen abgesteckte Feld gerundet. Nach der ersten Runde wird die Zeit des fünftschnellsten Teilnehmers als Referenzzeit genommen. Dessen Zeit dividiert durch 60 Minuten ergibt gerundet die Anzahl der zu fahrenden Runden. So fuhren wir am Sonntag bei akzeptablen Windverhältnissen 7 Runden. Wem nach einer Stunde Fahrzeit noch Runden fehlen, fährt nur noch seine laufende Runde zu Ende. Die fehlenden Runden werden am Ende hochgerechnet. Die „Beobachter“ des Regattateams führen für jeden Teilnehmer eine Strichliste, so dass diese sich ganz auf das Segeln konzentrieren können. Im Ergebnis bekommt man bei der Stundenregatta ein lang gestrecktes Feld und vermeidet so havarieträchtige Situationen. Unsere Schiffe tragen schließlich keine Gumminase vor dem Bug und Havarievermeidung hat bekanntlich bei Scale-Yachten an erster Stelle Vorfahrt. Die Stundenregatta hat sich m.E. für Scale-Segelyachten bewährt.

Zur Schaffung von Chancengleichheit unterschiedlicher Schiffe fand wie im Scale-Bereich mittlerweile üblich die Rennwertformel Anwendung. Die gefahrene Zeit wurde im günstigsten Fall rechnerisch mit dem Multiplikator0,76 verbessert und im schlechtesten Fall mit dem Multiplikator 1,31. verschlechtert.

Die Wertungen des ersten Tages + RC-Network CUP

Platz Teilnehmer Schiff Rennwert
1. Ronny Feigel Yamaha 0,85
2. Christian Bürger Inga 4 0,84
3. Jochen Barg Ghost 0,96

Die Wertungen des zweiten Tages + RC-Network CUP

Platz Teilnehmer Schiff Rennwert
1. Christian Bürger Inga 4 0,84
2. Ronny Feigel Yamaha 0,85
3. Stefan Dörl Silbermond 0,76

Gesamtwertung Ruhrpott 2007
Ronny Feigel
Christian Bürger
Jochen Barg
Stefan Dörl
Michael Haidn
Martin Haidn
Bernd Borgmann

Claudia und Stefan hatten ihr Kanu mitgebracht, mit dem bisweilen Rettungsfahrten wegen der diverser Funkstörungen, gebrochener Rudergestänge oder - mal wieder - Wasserpflanzen gefahren wurden. Dafür herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle. Neben dem Veranstalter schulden wir Teilnehmer auch den Damen Claudia und Dörthe, die als schreibende Beobachter mit Humor und Zuverlässigkeit die unverzichtbare Verwaltungstätigkeit einer solchen Veranstaltung übernahmen.

Bilder 1 - 14 von Uwe Wagner; Bilder 15 - 19 von Ralph Sutthoff

mini-sail ahoi
Torsten


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