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Hindernisrennen in Duisburg
organisiert von Torsten Hill
Bericht von Ralph Sutthoff, Bilder von Uwe Wagner
Torsten Hill und seine Crew hatten am zweiten Juniwochenende wieder zur Duisburger
Innenhafenregatta geladen, die nach einem einmaligen Interim letztes Jahr nun wieder am alten
Standort im Herzen von Duisburg stattfand. Mittlerweile hat die Stadt am Ufer mehrere neue, nicht
unbedingt geschmackvolle Zweckbauten errichtet und eine Ringstrasse mit vielen Parkplätzen
angelegt, so dass kaum noch etwas an den wilden Charme der früheren Industriebrache erinnert. Der
heutige Stadtteil mit seinen schicken Lokalen, der breiten Promenade und den Wasserspielen am
durchgängig befestigten Ufer kommt bei der Bevölkerung gut an. Und ausgerechnet hier begegnet dem
RC-Skipper auch die Lösung des Rätsels, was eigentlich Votivschiffe in alten Kirchen zu suchen
haben. Der moderne, aufgeklärte Mensch glaubt nämlich nicht an das Wunder der Wandlung des
unsichtbaren Windes in eine Vorwärtstreibende Kraft. So waren mit schöner Regelmäßigkeit Fragen
nach dem „Motor“ unserer Segelschiffe zu beantworten. Mit „Motor“ sind
dabei natürlich nie Servos oder Winden gemeint, weshalb gut gemeinte Erklärungen zur eingebauten
RC-Technik auf taube Ohren stoßen. Denn wenn vom Schiff das elektrische Surren der Winde über das
Wasser herüberschallt, hat der Fragende alle Erklärungen des RC-Skippers als Lügen entlarvt:
„Jetzt habe ich den Motor aber genau gehört!“
Etwas guter Glaube und Hoffnung konnte auch dem RC-Skipper nicht schaden, galt es doch drei
Problembereiche in den Griff zu bekommen:
1) Funkstörungen
Wie schon in den Vorjahren kämpften einige Teilnehmer mit Funkstörungen. Das Hafenbecken zwischen
den hohen Häusern aus Stahlbeton und den Metallgeländern und Aufbauten am Ufer scheint
Funkstörungen zu begünstigen. In meinem Fall brachte der dreifache Austausch des Quarzpaares
leider keine Besserung. Wer eine moderne, trennscharfe Funkanlage mit Digitaltechnik im Einsatz
hatte, war daher klar im Vorteil. Wenigstens zwei Teilnehmer gaben ganz oder teilweise auf.
Andere berichteten von Störungen in bestimmten Bereichen, an bestimmten Stahlgebilden oder wenn
sich andere Teilnehmer mit ihrem Sender in der Nähe aufhielten. Wie von Geisterhand getrieben
führte das Schiffchen plötzlich auf dem Wasser ein Tänzchen auf oder Servos und Winden verfielen
in nervtötende Zuckungen. Derartige Störungen bereiten nicht nur erheblichen Verdruss, sondern
können auch zu Schäden an der Mechanik führen. Schließlich bedroht ein nicht mehr
kontrollierbares Schiff auch andere Boote mit Havarie.
2) Wasserpflanzen
Der Bewuchs mit Wasserpflanzen hat deutlich zugenommen. Selbst Jochen Barg mit seinem Langkieler,
der Ghost (Atlantis), hatte es geschafft, sich am ersten Tag eine unerwünschtes Anhängsel
einzufangen. Mancher Kurzkieler steuerte sein Schiff nur mit Mühe und Not noch ans Ufer,
entfernte die Wasserpflanzen an Kielflosse und Ruder - nur um zwei Schläge später erneut mit dem
gleichen Problem zu kämpfen. Den Befall mit Pflanzenpest kann man recht gut vom Ufer aus
diagnostizieren. Die Schiffe werden unerklärlich langsam, reagieren nicht mehr auf das Ruder und
driften ungewöhnlich stark. Manch einer wie etwa Bernd Borgmann hatte schlicht Pech und plagte
sich häufig mit Unterwasserwäldern an Kielflosse und Ruder herum.
3) . . . das himmlische Kind
Bei diesiger, schwülwarmer Luft gab sich der Wind in der durch einige Baulücken durchbrochenen
Häuserschlucht besonders launisch und produzierte bunte Effekte. Gelegentlich machte das Schiff
auf spiegelglatter Oberfläche gute Fahrt, während eine gekräuselte Wasseroberfläche längst keine
Garantie für gutes Vorwärtskommen bot. In einigen Passagen drehte der Verklicker munter
Pirouetten. Der RC-Skipper durfte sich Kurs und Segelstellung aussuchen. Interessant war es
zuzuschauen, wenn sich die Segel selbst entgegen der Windrichtung, für die sich der Verklicker
entschieden hatte, einstellen. Abhängig von der Höhenlage über dem Wasserspiegel konnte auch die
Windstärke ausfallen. Wie anders kann man es erklären, dass meine hohe Saturn einmal dicht an
Borek Dvoraks niedriger Gaffelketsch vorbeizog, während es 50 m weiter umgekehrt war.
Neuerung Stundenregatta
Während die Wandfahrt zeitunabhängig über nahezu die ganze Strecke des Innenhafens hin und zurück verlief gab es statt der bisherigen Dreieckskurse eine Neuerung, die sog. Stundenregatta. Torsten hatte dazu mit Bojen einen recht weiten Kurs ausgelegt, wie er vor allem schnelleren, größeren und weniger wendigen Schiffen (Genuasteuerung!) entgegenkommt. Bei der Stundenregatta also wird gemeinsam gestartet und das durch Bojen abgesteckte Feld gerundet. Nach der ersten Runde wird die Zeit des fünftschnellsten Teilnehmers als Referenzzeit genommen. Dessen Zeit dividiert durch 60 Minuten ergibt gerundet die Anzahl der zu fahrenden Runden. So fuhren wir am Sonntag bei akzeptablen Windverhältnissen 7 Runden. Wem nach einer Stunde Fahrzeit noch Runden fehlen, fährt nur noch seine laufende Runde zu Ende. Die fehlenden Runden werden am Ende hochgerechnet. Die „Beobachter“ des Regattateams führen für jeden Teilnehmer eine Strichliste, so dass diese sich ganz auf das Segeln konzentrieren können. Im Ergebnis bekommt man bei der Stundenregatta ein lang gestrecktes Feld und vermeidet so havarieträchtige Situationen. Unsere Schiffe tragen schließlich keine Gumminase vor dem Bug und Havarievermeidung hat bekanntlich bei Scale-Yachten an erster Stelle Vorfahrt. Die Stundenregatta hat sich m.E. für Scale-Segelyachten bewährt.
Zur Schaffung von Chancengleichheit unterschiedlicher Schiffe fand wie im Scale-Bereich mittlerweile üblich die Rennwertformel Anwendung. Die gefahrene Zeit wurde im günstigsten Fall rechnerisch mit dem Multiplikator0,76 verbessert und im schlechtesten Fall mit dem Multiplikator 1,31. verschlechtert.
Die Wertungen des ersten Tages + RC-Network CUP
Platz | Teilnehmer | Schiff | Rennwert |
1. | Ronny Feigel | Yamaha | 0,85 |
2. | Christian Bürger | Inga 4 | 0,84 |
3. | Jochen Barg | Ghost | 0,96 |
Die Wertungen des zweiten Tages + RC-Network CUP
Platz | Teilnehmer | Schiff | Rennwert |
1. | Christian Bürger | Inga 4 | 0,84 |
2. | Ronny Feigel | Yamaha | 0,85 |
3. | Stefan Dörl | Silbermond | 0,76 |
Gesamtwertung Ruhrpott 2007
Ronny Feigel
Christian Bürger
Jochen Barg
Stefan Dörl
Michael Haidn
Martin Haidn
Bernd Borgmann
Claudia und Stefan hatten ihr Kanu mitgebracht, mit dem bisweilen Rettungsfahrten wegen der diverser Funkstörungen, gebrochener Rudergestänge oder - mal wieder - Wasserpflanzen gefahren wurden. Dafür herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle. Neben dem Veranstalter schulden wir Teilnehmer auch den Damen Claudia und Dörthe, die als schreibende Beobachter mit Humor und Zuverlässigkeit die unverzichtbare Verwaltungstätigkeit einer solchen Veranstaltung übernahmen.