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Zum zehnten Mal lud der Rodenkirchener Modellbauclub vom 03. - 04.April 2004 nach Köln-Fühlingen ein und 51 Kapitäne sorgten für eine Rekordbeteiligung. Für zwei spannende und Ereignisreiche Tage sollte auch das Wetter sorgen.
Bereits am frühen Morgen gegen acht Uhr traf sich das Organisationsteam in den Räumen des Landesleistungszentrums für Wassersport, um alles für die kommenden zwei Tage klar zu bekommen. Während sich die Herren um das Setzen der Bojen und den Aufbau der Tische kümmerten, sorgten die Damen wie jedes Jahr für das leibliche Wohl der Teilnehmer und Besucher. Brötchen, Suppe, Würstchen, Kuchen und Süßes standen ebenso zur Auswahl wie Wasser, Limo, Cola, Kaffee und Tee.
Ab 8.30 Uhr treffen die ersten Modellbauer mit ihren Schiffen ein und innerhalb von einer Stunde hat sich auf den Tischreihen ein ansehnliches Spalier von Modellschiffen aller Klassen gebildet. Schnittige Hochseeyachten klassischer Bauart zeigen ihre Flagge neben modernen Ocean Racern, während einen Tisch weiter die Dschunke aus dem Reich der Mitte die asiatische Schiffsbaukunst nach Deutschland trägt. Ein Chapman-Schoner ruft die Zeit der Rahsegler in Erinnerung, während Yachten der Jahrhundertwende und ein Schärenkreuzer im Licht der durch die Fenster fallenden Sonne erstrahlen. Erstmals dabei sind auch elf Nachbauten der Basic-Jolle, eines Seglers mit Knickspantrumpf. Dieses Modell wurde vom Modellbauverein Rodenkirchen speziell für Einsteiger und Jugendliche konzipiert, ist einfach zu bauen und weist hervorragende Segeleigenschaften auf. Übrigens: den Bauplan dieses Einsteigerbootes können Interessierte samt Bauanleitung kostenlos von der Webseite www.ModellbauRodenkirchen.de herunterladen.
Waren die letzen beiden Fühlinger See-Regatten von Flaute bis leichtem Wind geprägt, so sollte es dieses Mal anders sein. Bereits um 10.30 Uhr gab der Windmesser im Mittel 2,6 Beaufort, in Böen bis zu 4,2 Beaufort an. Tendenz steigend. Dies versprach Spannung, denn bei auffrischenden Winden kommt es neben den Qualitäten der Skipper auch in hohem Masse auf die Standfestigkeit der Modelle an. Als erster Törn der Scale-Boote stand die Wanderregatta auf dem Programm. Für die Zuschauer immer spannend und imposant, denn hier sind alle Segler gleichzeitig auf dem Wasser. Für die Kapitäne ist es stets eine besondere Herausforderung, denn man muss sich permanent auf neue Verhältnisse einstellen.
Die Anlage am Fühlinger See ist prädestiniert für Wanderregatten, bei denen die Modelle nicht um einen Bojenkurs sondern entlang des Ufers rund um den See gesteuert werden. Die Route führt uns von der Startlinie in einem großen See rechts herum durch eine Brücke, wo man auf die Ragattastrecke der Ruderer gelangt. Dies ist für uns Modellsegler eine 500 Meter lange Gerade mit zahlreichen Windlöchern und Luftwirbeln. Am Ende geht es wieder rechts durch eine Brücke mit viel Gegenwind und Strömung in den so genannten kleinen See. Diese Passage kann man nur durch ständiges Kreuzen durchfahren und sie entscheidet auch in der Regel über die Platzierung. Denn einmal festgefahren, braucht man viel Zeit, um diese Stelle zu passieren. Am Ende des kleinen Sees schließlich befindet sich an einem weiteren Ponton die Ziellinie. Bei niedrigerem Wasser kann man vom kleinen See in den großen unter einer weiteren Brücke durchfahren, was jedoch dieses Mal für einige Segler unmöglich war. Sehr schön für Teilnehmer und Zuschauer ist der Wanderweg, der sich komplett entlang der gesamten Strecke befindet und jederzeit freie Sicht auf die Ereignisse auf dem Wasser bietet.
Vor der Wanderregatta führen jedoch zum ersten Mal die Basic-Jollen-Fahrer drei Regatten auf einem Dreieckskurs gegeneinander. Obgleich der Wind noch nicht so stark auffrischte, forderte das Wetter den Kapitänen alles ab. Und die schenkten sich nichts sondern lieferten sich auf dem Wasser packende, faire Duelle, welche die Zuschauer in ihren Bann zogen.
Nun folgte der Aufmarsch der Scale-Modelle und es bot sich ein prächtiger Anblick, als 41 Segelmodelle gleichzeitig vor der Startlinie auf- und ab kreuzten. Aufgrund der Tatsache, dass einige Schiffe nicht unter der Verbindungsbrücke des kleinen und Großen Sees hindurch fahren konnten, erfolgte der Start zur Wanderregatta unüblicherweise mit Rückenwind. Mittlerweile ist der Wind stärker geworden und in den Böen hatte mancher Mühe, sein Schiff auf Kurs zu halten. Kein Wunder, dass sich einige Blicke gen Himmel richteten, an dem sich vereinzelt dunkle Wolken zeigten. Pünktlich um 12.00 Uhr fiel der Startschuss und alle Segler strebten mit achterlichem Wind der ersten Brücke zu.
Mit schäumender Bugwelle jagten Smaragd und Rubin in voller Fahrt und den Segeln weit in Schmetterlingsposition gestellt über den See. Gischt stieb bei den großen Schonern mit jeder Welle über die Aufbauten und die hart am Wind segelnden Schiffe tauchten immer wieder mit der Steuerbordseite in die vorbeirasenden Wellen ein. Es bot sich ein überwältigender Anblick, denn genauso mussten die großen Regatten der Jahrhundertwende auch gewesen sein.
Mit der ersten kniffligen Passage unter der ersten Brücke traten kleinere Havarien ein, zum Glück jedoch ohne ernste Folgen. Die sich hier tückisch drehenden Winde nutzen jede Gelegenheit, um den unachtsamen Skipper zu überraschen und das Schiff in eine andere Richtung zu zwingen. So musste auch der "Alte Schwede" von Franz Hemmersbach, ein schneller Schärenkreuzer, aus den Ufersteinen befreit werden, bevor er seine Fahrt weiterführen konnte. Derweil konnte sich die Smaragd von Josef Domgörgen gemeinsam mit der Rubin von Michael Kuchen und der zweiten Smaragd von Bernhard Reimann auf der Regattastrecke vom Feld absetzen und als erste Schiffe zur zweiten Brücke gelangen.
Pech hatte dann Josef Domgörgen, als er sich verkalkulierte und seine Smaragd sanft in den Steinen parkte, wohin ihn eine Böe drückte, da er dem Ufer zu nahe kam. Von diesem Missgeschick profitierten Reimann und Kuchen, steuerten ihre Schiffe zügig durch die Engstelle und hatten wieder freies Wasser vor sich, als das Hauptfeld auf der anderen Seite der Brücke auftauchte. Auch bei dem schweren Wetter wurde jedoch deutlich, dass es bei den Scale-Sail-Regatten um den Spaß am Segeln und nicht um das Gewinnen geht. Denn immer da, wo Not am Schiff herrschte, waren andere zur Stelle und halfen ungeachtet der Platzierung, so gut es ging. Dies zeigte sich auch bei etwaigen Positionskämpfen. Denn anstatt einen Bootskontakt zu riskieren, schützt jeder die wertvollen Modelle und dreht lieber ab; Sportsgeist pur.
Kameradschaftlich ging es denn auch in der "Werft" im Jugendraum zu. Immerhin gab es zahlreiche kleinere Reparaturen durchzuführen, denn Wind und Wellen schonten die Segelschiffe nicht. Wer auf dem Wasser eben noch um Positionen kämpfte, ist nun eifrig bestrebt, etwaige Mängel am "gegnerischen" Boot zu beheben, damit auch Jeder beim nächsten Lauf wieder starten kann. Borek Dvorak fuhr sogar mal eben nach Hause, um Holz für die herausgerissenen Salinge an Peter Spaeth´s "Old Lady" zu besorgen, welche diese bei einer durch Windböen verursachten Kollision verloren hatte.
Kaum ein Modell blieb Innen wirklich trocken, wobei die "aufgenommene" Wassermenge zwischen 50 Millilitern und 1,5 Litern schwankte. Diesen Rekord brach die "Fukkelum" von Stephan Ludwig, was ihr allerdings zu einer guten Lage im Wasser verhalf (und das Tempo mächtig drückte). Da halfen auch die versuche von Gerhard Berger nicht viel, mittels einer Lenzpumpe eingedrungenes Wasser nach außen zu befördern, denn auch hier beförderte er noch einige "Absaugspritzen Wasser" aus seiner "Kiwi".
Am Nachmittag frischte der Wind weiter auf, so dass die Bojen für den Dreieckskurs in den windgeschützteren kleinen See verlagert werden mussten. Auch hier wehte es noch kräftig, doch konnten die restlichen Läufe durchgeführt werden. Pünktlich zum Ende der letzten Regatta kam dann auch der angekündigte Regen und beschloss einen herrlichen, anstrengenden Tag.
Der Sonntag wurde leider vom Wetter diktiert. Böen bis sieben Beaufort und ein kräftiger Wind im mittel um 5 Beaufort ließen nur eine Wanderregatta sowie einen Dreieckskurs zu. Selbst bei diesen beiden Läufen zogen es viele Kapitäne vor, ihre Modelle nicht mehr aufs Wasser zu setzen sondern lieber den wenigen Wagemutigen zuzusehen. Und die kämpften sich buchstäblich über das Wasser, lieferten sich weniger mit den anderen Schiffen als vielmehr mit den Naturgewalten einen packenden Zweikampf - Kap Horn ließ grüßen.
Nach den beiden von lauem Wind und Thermiksegeln bestimmten Veranstaltungen im letzten Jahr bereitete die stürmische Regatta allen viel Spaß. Dennoch waren sich die meiste einig: im Herbst zur 11. Fühlinger See-Regatta böte die goldene Mitte zwischen letztem und diesem Jahr ideale Voraussetzungen. Wir haben es an Ulli Schramm, Pfarrer und Mittelsmann zu den Himmlischen, als Aufgabe mit nach Hause gegeben.
Bericht: Bernhard Reimann