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br-03-07.htm; 04.2003
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8. Fühlinger See Regatta
Matchraces unter freiem Himmel
Herausforderungen durch Thermik, Böen und wechselnde Winde


Bericht von Bernhard Reimann
Bilder von Ulla Dvořák

33 Modellkapitäne folgten dem Ruf zur 8. Fühlinger See-Regatta vom 29.3.- 30.3.2003 nach Köln unter der Schirmherrschaft des Rodenkirchener Modellbauclubs und sorgten für ein bunt gemischtes Feld, vom Rahsegler, Arbeitsschiff, Hochseeyachten und schnittigen Küstenseglern bis hin zum vorbildgetreuen Nachbau einer Dschunke aus dem Reich der Mitte.
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Kurz vor dem Start sammeln sich alle Schiffe hinter der Start/Ziellinie; ein imposanter Anblick.
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Start frei zur ersten Wanderregatta.
Nach Bekanntwerden des Termins Ende März hätte keiner der Teilnehmer zu hoffen gewagt, dass sich das Wetter so gut entwickeln würde. Bei Temperaturen bis 18 Grad kamen zeitweise sommerliche Gefühle auf, wenngleich sich doch die eine oder andere dunkle Wolke am Himmel zeigte. Ab 9.30 Uhr treffen am Samstag nach und nach die Erbauer mit ihren Schiffen im Jugendraum des Landesleistungszentrums für Wassersport ein. Herzlich sind die Begrüßungen, denn viele der Teilnehmer kommen aus Berlin, Hamburg und dem süddeutschen Raum; entsprechend selten ist der persönliche Kontakt.
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Volle Konzentration an der Wendemarke vor der Brücke. Die Winde sind hier sehr launisch.
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Mit der höchstmöglichen Fahrt geht es in diesem Windloch auf die Boje zu, um die günstigste Position zu bekommen.
Und Gesprächsstoff gibt es reichlich. Hier entdeckt man ein neues Bauprojekt, dort ein pfiffige Lösung zur Ansteuerung von Vorsegeln oder den Fortschritt bei der Trimmung eines Bootes. Spannend sind immer wieder die per Internet geschlossenen Bekanntschaften, welche auf diesen Treffen mit dem Vis a vis der Beteiligten stets mit großem Hallo vonstatten gehen: „Du bist doch der Eric aus Hamburg, der mit der flotten Rubin?“. „Du bist der Bernhard, über den ich erst hierhin gekommen bin?“ So verfliegt die erste Stunde mit viel Spaß und Witz, bevor es ans Auftakeln der Modelle geht.
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Nach der Wendemarke liegen die "Kir Royal" und "Argus" vorne, doch die Verfolger haben aufgeholt.
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Auf der Strecke parallel zum Ufer müssen sich die Skipper in Geduld, da hier nur eine leichte Briese vorherrscht.
Wettkampf? Na klar, gibt es auch, wenngleich hiervon nichts zu spüren ist. Doch schließlich geht es nicht um Punkte sondern den Spaß, sein Modell und sein Können in Regatten mit den anderen zu vergleichen und die Gewißheit zu haben, noch an sich und seinem Schiff arbeiten zu dürfen. Während sich der Raum füllt, arbeiten die Damen mit Hochdruck daran, die Teilnehmer mit belegten Brötchen, Kuchen, Süßem, Cola, Fanta, Kaffee und Tee zu versorgen. Was da wie selbstverständlich vonstatten geht, ist das Ergebnis einer logistischen Meisterleistung des Organisationskommitees rund um Borek Dvořák und Frank Rudolf. Für die perfekte Umsetzung sorgt wie jedes Jahr die eingespielte Damenriege.
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Die "Solara" hat sich aus dem Pulk gelöst und sucht ihren Weg in Richtung Ziel.
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Diese Dreiergruppe hat auf dem Schlag über den See viele Bootslängen herausgefahren. Es entwickelt sich ein spannendes Rennen zwischen den Dreien.
Mittlerweile ist alles aufgebaut, bereit und nur der Wind läßt noch auf sich warten. Als es dann um 12.00 Uhr heißt, „Noch fünfzehn Minuten bis zum Start der Wanderregatta “, geht ein leichter Zug über den See. Wer kann, setzt die Genua und streicht die Baumfock, um den leichten Wind effektiver nutzen zu können. Die Wanderregatta ist immer etwas besonderes. Hier wird nicht nur einfach ein gesteckter Kurs im See abgefahren. Vielmehr geht es mit den Schiffen am Ufer entlang, wohl innerhalb eines durch Bojen markierten Kurses. Dabei gilt es, zahlreichen Herausforderungen zu begegnen. Unstetige Windverhältnisse, „Luftlöcher“, die Sicht versperrende Bäume oder Büsche und nicht zuletzt die anderen Schiffe fordern einem alles ab.
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Während die "Kir Royal" und der Tumlaren-Nachbau von Gerd Berger in einem Windloch stecken...
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... holt die "Marie" mit gutem Wind mächtig auf.
Für die mittlerweile zahlreichen Zuschauer immer ein besonderer Leckerbissen sind die mit ihren Fernsteuerungen plötzlich los sprintenden Modellskipper, wenn sie ihre Standorte wechseln, um wieder in „Augenkontakt“ mit ihrem Modell zu kommen. Am Samstag konnten wir aufgrund sich ständig verbessernder Windverhältnisse vier Wanderregatten fahren. Abends hatten einige von uns das Gefühl, eher auf einem Sportfest denn einer Regatta gewesen zu sein.
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Es geht auch beschaulich. Wo kein Wind ist, kann sich auch der Kapitän auf einem Baumstumpf ausruhen.
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Der Atlantis-Nachbau "Argus" in ruhigem Gewässer bei mäßiger Fahrt.
Bei jedem Start bot sich den Zuschauern ein herrliches Bild, als alle 33 Segelschiffe gleichzeitig die Startlinie passierten, um sich dann jedes für sich seinen Weg zur ersten Wendemarke zu suchen. Am besten kam Peter Spaeth aus Berlin mit seiner Old Lady mit allen Widrigkeiten zurecht. In allen Läufen an beiden Tagen konnte er einen klaren Start/Ziel-Sieg herausfahren und zeigte einmal mehr, wie gut Schiff und Kapitän harmonieren. Zwar kristallisierten sich schnell mit der Gaffelketsch „Marie“ von Borek Dvořák, der Hochseeyacht Rubin von Eric Lhoir, der Gaffelyawl „Solara“ von Manfred Magnus und dem Spreizgaffelschoner „Argus“ von Horst Oltersdorf die weiteren Favoriten heraus, doch blieben sie häufig im Konvoi mit anderen Schiffen und liefen nicht immer so klar davon.
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Als Brigantine getakelter Walfänger.
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Volle Konzentration, denn das Matchrace kommt in die entscheidende Phase.
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Trotz großem Vorsprung auf der Kreuz muß sich die Slup am Ende mit einer halben Sekunde Rückstand gegen die heranfahrende Gaffelketsch geschlagen geben.
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Oblgeich das Wasser teilweise spiegelglatte ist machen die Schiffe gute Fahrt.
Spannend war es stets im Mittelfeld. Hier lieferten sich die Segler teilweise packende Duelle, die sich im Laufe der beiden Tage zu internen Matchraces entwickelten. Da rückte der Gesamtsieg in den Hintergrund; wichtiger war die momentane Position zu „seinem Widersacher“. Und während die Boote auf dem Wasser um die Führung kämpfen, stehen die beiden Skipper nebeneinander und geben sich Ratschläge, wie denn jetzt wohl die bessere Segelposition wäre, um den anderen abzuhängen. Sportsgeist pur im Sinne der MiniSail-Regatten.
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Windspiel als Windmesser.
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Nervenstärke bewiesen hier die Kapitäne der großen Segler. Bug an Bug bis zur Boje dauerte der Kampf um Positionen, bis man sich zum Wenden absprach.
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Fernöstliche Schiffbaukunst auf unseren Gewässern. Die prachtvolle Dschunke zog die Blicke der Zuschauer magisch an.
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Wer sagt denn, das Modellsegeln kein Sport ist?
Nervenstärke bewiesen am Sonntag Borek Dvořák, Horst Oltersdorf, Peter Spaeth und Bernhard Reimann mit ihren großen Schiffen, als sie fast den gesamten Weg von der Startlinie bis zur ersten Wendemarke im engen Verband Bug an Bug der Boje zustrebten. Da keiner einen wirklichen Vorteil erzielen konnte, sprach man sich ungeachtet seiner Position an der Tonne ab. So konnte jeder der Segler sicher die Boje runden, ohne eines der anderen Schiffe zu gefährden. Auf der anschließenden Vorwindfahrt fiel meine Smaragd dann deutlich zurück, während „Marie“, Old Lady“ und „Argus“ Boden, pardon Wasser, gut machen konnten.
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Immer in Fahrt; der Spitzenreiter jedes Laufs und Gewinner des Blauen Bands: Old Lady.
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Segelromantik pur, wenn solch imposante Modelle in langsamer Fahrt an einem vorübergleiten.
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Gegen Abend frischt der Wind auf und sofort liegen die großen Schoner deutlich vor den anderen Schiffen.
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Die "Fukkelum" behauptet sich mit weit geöffneten Segeln in dem nötigen Wind.
Mit dem stets am Nachmittag auffrischenden Wind kamen die großen Schonermodelle von Ulrich Schramm und Hans Unger sowie die Brigantine von Peter Schuster immer besser ins Rennen und zeigten, was in ihnen steckt. Unter Vollzeug mit Flieger und Klüver pflügten die imposanten Schiffe mit schäumender Bugwelle durch das Wasser, wobei die Gischt je nach Blickwinkel bis hinauf zu den Segeln stieb. Unwillkürlich verlieren sich dann die Gedanken im Weit der Ozeane, schweift der Blick vom Masttop gen Horizont, um die Weite des Meeres nach anderen Schiffen zu erkunden. Bis ein leises Fluchen den Träumer aus seinen Gedanken reist, da Ulrich, Hans und Peter zeitgleich den Gott der Winde verfluchen, da er diese wieder einmal schwächeln läßt.
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Neben Hochseeyachten und Küstenseglern kämpft auch ein MicroMagic gegen Wind und Wellen.
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Ein Segelboot in Seenot. So manches mal mußte das Rettungsboot auslaufen, um Modelle aus widriger Lage zu befreien.
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Mit zunehmendem Wind zeigten die Segelschiffe, wie hier die Smaragd, was in ihnen steckt.
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Während der schnellen Manöver bei mittlerweile gut 3,5 Beaufort darf man sich keinen Fehler leisten.
Mit der Siegerehrung am Sonntag Nachmittag gingen zwei spannende, schöne und anstrengende Regattatage zu Ende. Auch wenn sich einige mehr Wind gewünscht hätten, hing zu keiner Zeit eine wirkliche Flaute über der Veranstaltung. Die achte Fühlinger See-Regatta sah in Peter Spaeth einen wirklich überzeugenden Sieger. Für alle anderen ein Ansporn mehr, ihm beim nächsten Mal Paroli zu bieten. Im Schein der untergehenden Sonne verabschiedeten sich alle Teilnehmer. Wir freuen uns jetzt schon auf den Oktober, wenn man sich zur neunten Fühlinger See-Regatta vom 11.-12. Oktober wieder auf der herrlichen Anlage in Köln-Fühlingen trifft.
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Old Lady mit schäumender Bugwelle.
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Was kann es schöneres geben? Segelmodelle unter Vollzeug hart am Wind.
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Segeln
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Segeln
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Mir macht das nichts:
Auch jetzt noch fährt die MicroMagic
mit den Segeln in Schmetterlingsposition.

mini-sail ahoi
Bernhard Reimann


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