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Am 28./29. September wurde der Fühlinger See bei Köln zum Schauplatz der 7.Fühlinger
See-Regatta. Über 30 Skipper gaben sich mit ihren Schiffen ein Stelldichein, um bei herrlichem
Wetter auf Dreieckskursen sowie Wanderregatten mit historischen Seglern und modernen Yachten die
bestmögliche Plazierung zu ersegeln.
Bereits gegen 9.00 Uhr morgens trafen die ersten Kapitäne im Bootshaus ein, dessen Räume
alljährlich für zwei Tage zum Heimathafen der Modellsegler werden. Das achtköpfige Team um Borek
Dvořák hat wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet. Für jedes Schiff steht ausreichend
„Werftfläche" in Form freier Tische zur Verfügung, für das leibliche Wohl sorgt die
altbewährte „Thekenmannschaft", die sich aus engagierten Damen zusammensetzt. Beste
Voraussetzungen für zwei ereignisreiche Regatta-Tage.
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Aufmarsch der Segelschiffe. Bei strahlendem Sonnenschein trafen
sich über dreißig Modellkapitäne, um gemeinsam zwei schöne Regattatage miteinander zu
verbringen. |
Auf dem Weg zum "Liegeplatz": Borek Dvořák mit seiner
Gaffelketsch Marie. |
Innerhalb von einer Stunde verwandelt sich der Jugendraum in eine Hafenkulisse, wie sie der
Yachthafen von Antigua nicht schöner liefern könnte. Für jeden Besucher ist dies stets eine
Zeitreise durch Jahrzehnte des Segelschiffbaus. Gaffelgetakelte Schoner stehen neben modernen
Hochseeyachten, Rahsegler zeigen stolz ihre Flagge neben den schlanken Rümpfen schnittiger
Küstensegler der Jahrhundertwende. Jede Frage ist willkommen, gerne gibt man Tipps und Tricks
weiter. Von „Wettkampfstimmung" keine Spur. Natürlich sieht jeder am liebsten sein Boot als
„First Ship Home" über die Ziellinie fahren. Im Vordergrund aber stehen Spaß und Freude am
Modellsegeln.
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Langsam füllt sich der Steg mit Schiffsmodellen, Skippern und
Zuschauern. Währenddessen laufen die Vorbereitungen an den Booten auf Hochtouren |
Jetzt sind es nur noch wenige Minuten bis zum Start der
Wanderregatta und die letzten Segler werden ins Wasser gelassen. |
Dies bekommen auch die zahlreichen Besucher zu spüren. Selbst am Morgen während des Auftakelns
der Modelle beantwortet jeder bereitwillig die Fragen der Gäste und freut sich ob des vielfach
verteilten Lobes. Dennoch ist kurze Zeit vor dem ersten geplanten Start die aufkeimende
Konzentration unter den Skippern deutlich spürbar. Jetzt geht es runter ans Wasser, das
„Lesen" des Windes und Erkennen der toten Ecken, in denen Windverwirbelungen den
Vorwärtsdrang der Modelle deutlich bremsen, ist der Grundstein erfolgreichen Segelns.
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Kurz vor Beginn der Wanderregatta kreuzen die Schiffe vor der
Startlinie auf und ab, um die jeweils günstigste Position zu erreichen. Die leichte Brise
verlangt von den Skippern höchste Konzentration. |
Start frei und los geht's. Bei achterlichem Wind machen die Boote
ordentlich Fahrt und streben der ersten Wendemarke zu. Hier noch in Front die Schamane von
Torsten Hill. |
Der Wettergott meint es gut an diesem Wochenende und beschert uns reichlich Sonne, leider
jedoch auch wenig Wind. Zwei Beaufort waren angesagt, jetzt scheint es noch weniger zu werden.
Schnell steht die Entscheidung fest: Die Fock muß der Genua, jenem baumlosen, speziell für
leichten Wind konzipierten Vorsegel, weichen. Obgleich es nicht nach einer drastischen Änderung
der Windverhältnisse aussieht, begleitet ein gewisses Unbehagen stets diese Entscheidung. Denn so
vorteilhaft die Genua bei schwachem Wind auch ist, so nachteilig wirkt sie sich aus, sollte er
stärker werden.
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Wie hier der Seewind wurden die zahlreichen Wasserpflanzen
unvorsichtigen Kapitänen häufig zum Verhängnis. Da hilft nur anlanden und die Ruder wieder
freilegen. |
Gerade an der Boje Nummer sieben lieferten sich die Segelschiffe
packende Duelle. Während Saphir und Marie bereits die Boje passiert haben, kämpfen die Smaragd
von Bernhard Reimann und die Albatros von Walter Ludwig noch um die günstigste Position für den
Weg zur letzten Wendemarke. |
Um vor dem Start kein allzu großes Durcheinander und Gedränge zu erzeugen, ist das Startfeld
in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe eins führt die größeren Schiffe über einem Meter Rumpflänge,
während sich in der zweiten Gruppe die kleineren Segler vereinen. Dennoch ergeben sich zwischen
den einzelnen Booten erhebliche Unterschiede, die der Rennwert ausgleichen soll. Hier fließen die
Länge der Wasserlinie, die Verdrängung (Gewicht) des Schiffes sowie die Segelfläche ein. Je
größer die einzelnen Werte sind, desto höher (sprich negativer) ist der Rennwert. Später wird die
tatsächlich gefahrene Zeit mit diesem Wert multipliziert und so die wirkliche Plazierung
errechnet.
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Volle Konzentration am "Windloch", der letzten Wendemarke. Die
schnellsten sind bereits auf dem Rückmarsch, während Walter Ludwig und Torsten Hill noch unter
Land kreuzen. |
Während die Skipper auf dem See mit Begeisterung ihren Kurs
absolvieren, haben die Damen hinter der Theke bereits alles fest im Griff und die Vorbereitungen
für den Ansturm der Gäste abgeschlossen. |
Die Fühlinger Regatten bestehen aus mehreren zu absolvierenden Dreieckskursen sowie einer
Wanderregatta. Hier fahren die Schiffe einen weitläufigen Kurs ab, während dessen die Skipper mit
ihren Schiffen mitlaufen (eben wandern) und dabei einen großen Teil des Sees umrunden. Dabei
bietet sich den Zuschauern manches lustige Bild, wenn die Modellfahrer plötzlich lossprinten, um
einen die Sicht versperrenden Baum möglichst schnell hinter sich zu lassen. Die Wanderegatta ist
stets der Höhepunkt des Treffens, da sie einerseits viel Spaß macht und sich andererseits für die
Gesamtwertung viele Minuten gut machen lassen.
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Auch fast ohne Wind immer in Fahrt: der Schärenkreuzer "alter
Svede" von Franz Hemmersbach. Im Hintergrund muß die Smack "Nellie & Leslie" von Gerold
Schnebbe den schnittigen Küstensegler passieren lassen. |
Pause zwischen den Läufen bei prächtigstem Herbstwetter. Von
Konkurrenz keine Spur. Jederzeit werden Informationen ausgetauscht und Hilfe zur Optimierung der
Segelleistungen gegeben. |
Ob der herrschenden Windverhältnisse eröffnet Borek Dvořák die 7. Fühlinger See-Regatta
denn auch mit der Wanderregatta. Da es hier keine Gruppeneinteilung gibt, präsentiert sich den
mittlerweile zahlreichen Zuschauern ein prächtiges Bild. Gegen zwölf Uhr kreuzen rund dreißig
Modellsegelschiffe vor der Starlinie auf- und ab, um die günstigste Position zu ergattern. Dann
geht es los und majestätisch gleiten die Segler bei einer mäßigen Brise an den begeisterten
Zuschauern auf Am-Wind-Kurs vorüber.
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Das ist ein klasse Lösung. Borek Dvořák, Bernhard Reimann und
Gerfried Neumann freuen sich über eine gelungene Bauaussführung an der Albatros. |
Hoher Besuch auf der 7.Fühlinger See-Regatta. Andreas Burkhardt
(links) und Franz Hemmersbach (rechts) bewundern die Miniatur-Schnitzarbeiten von
Standmodellbau-Spezialist Günter Bossong (mitte). |
Bereits die erste Wendemarke zieht das Feld auseinander, da hier im Schatten der großen Weiden
die ersten Modelle ohne Wind dümpeln. Da heißt es Ruhe bewahren, auf Gegenkurs gehen und aus dem
Windloch herauskommen. Als die letzten Schiffe diese Marke passieren, befinden sich die
schnellsten bereits wieder auf dem Rückmarsch. Taktisches Geschick und prophetische Gabe sorgen
während des Laufes für spannende Positionskämpfe. So mancher Segler mußte zwischenzeitlich den
bereits vermeintlich geschlagenen Gegner erneut passieren lassen, wenn dieser auf der Suche nach
dem passenden Wind mehr Glück (oder Geschick) bewies. Nach über einer Stunde trafen schließlich
die letzten Schiffe an der Ziellinie ein, begleitet von den Anfeuerungsrufen der
Modellbaukollegen.
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Wenn es auch einmal auffrischte, so begleitete uns der schwache
Wind beide Regattatage. Hier nutzen die Yachten der Gruppe zwei gerade eine "windige Phase" für
ihren Start zur Dreiecksregatta. |
Der Tumlaren-Nachbau "Kiwi" von Gerhard Berger konnte sich gut
behaupten, mußte jedoch leider am Samstag abend aufgrund eines Lecks im Kielbereich aus dem
Rennen genommen werden. |
Nicht minder spannend, wenn auch ungewöhnlich lange, entwickelten sich die Duelle während der
Dreieckskurse. In beiden startenden Gruppen fuhren einzelne Verbände lange Zeit mit wechselndem
Glück innerhalb der Startfelder gegeneinander. Allen voran lief der Schärenkreuzer „alter
Svede" von Franz Hemmersbach, mit 2,3 Metern das längste Schiff der Veranstaltung. Selbst den
leisesten Windhauch nahm das schnittige Modell auf und lies die Konkurrenz hinter sich. Nicht
minder beeindruckend die Leistung der Gaffelketsch „Marie" von Borek Dvořák. Das mit
1,2 Metern deutlich kleinere Modell war stets in der Lage, an der Spitze mitzusegeln und konnte
manchen Lauf für sich entscheiden.
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Hilfe auf offener See. Aufgrund der Wasserpflanzen kam das
Rettungsboot häufiger zum Einsatz. Hier muß Frank Rudolf sein eigenes Schiff befreien, um das
Rennen wieder aufnehmen zu können. |
Die Optimierungsarbeiten der letzten Monate haben sich gelohnt.
Die Albatros macht jetzt auch bei leichtem Wind viel Fahrt und liegt gut auf dem
Ruder. |
Eine Augenweide bildeten die großen Schonermodelle von Uli Schramm und Willi Pülmanns. Zwar in
den Regatten stets im Hintertreffen, dominierten sie in der Gunst der Zuschauer und beeindruckten
durch ihre Größe und deren majestätisches Fahrbild. Bei derart leichtem Wind haben diese
imposanten Modelle aufgrund ihrer hohen Verdrängung von bis zu 30 Kilo normalerweise leichte
Vorteile. Dass die stolzen Segler dennoch nicht ganz vorne mitfahren konnten, liegt an dem hohen
„Anfahrgewicht". Einmal in Fahrt gekommen, gleiten sie auch bei lauem Wind dahin. Dafür
aber war die Brise eben zu schwach. Gespannt sind die Teilnehmer auf die Aufnahmen von Uli
Schramm, der auf seinem Neufundlandschoner eine Videokamera installierte, um damit die
Segelmodelle life in ihrem Element zu filmen.
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Anspannung pur. Gerade bei leichtem Wind heißt es aufgepaßt.
Schließlich muß hier jeder Windhauch rechtzeitig erkannt und in Fahrt umgesetzt werden. Die
jugendlichen Teilnehmer beobachten gespannt die Szenerie, um von den "alten" zu
lernen. |
Der Chapman-Schoner von Willi Pühlmanns ist eine Augenweide und
begeisterte durch sein majestätisches Fahrbild. |
Trotz schwachem Wind mußten so manche Schiffe zwischendurch in die Werft. Meiner Smaragd
bereitete eine verdrillte Genuaschot Schwierigkeiten, während bei einer Bermuda-Slup neue Wanten
fällig waren. In einer Hochseeyacht streikte plötzlich der Empfänger, was vier Kollegen in einer
Gemeinschaftsaktion letztendlich lösen konnten. Lediglich den Totalausfall eines
Tumlaren-Nachbaus gab es zu beklagen, bei dem aus bislang ungeklärten Gründen Wasser ins
Rumpfinnere drang. Um schlimmeres zu verhüten, wurde das Boot aus der Veranstaltung genommen,
nicht aber der Skipper. Der nämlich konnte mit einem „Leihboot" zumindest auch den zweiten
Regattatag bestreiten; Dabeisein ist eben alles.
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Moderne Yachten gegen alte Konstruktionen. Es zeigte sich einmal
mehr, zu welchen Leistungen die klassischen Segler in der Lage sind. Hier läuft der
Schärenkreuzer dem Hochseeracer Smaragd leichtfüßig davon. |
Schöne Positionswechsel gab es stets an der letzten Wendemarke und
nicht immer konnte der vermeintlich vorne Liegende seinen Vorteil auch wirklich
umsetzen. |
Neben dem Spaß am Segeln kam der Erfahrungsaustausch natürlich nicht zu kurz. Hier wechselte
so mancher gute Tipp den Besitzer, von denen einige noch am Abend des Sonntags in die Tat
umgesetzt wurden. Am Ende freuten sich Teilnehmer und Organisatoren über die gelungene
Veranstaltung. Als Verbesserungswürdig erachtete man lediglich die Windverhältnisse, woraufhin
Borek Dvořák eine Aufbesserung seines Verhältnisses zum Wettergott versprach. Bei der
nachmittäglichen Bekanntgabe der Gesamtplatzierungen, bei der es grundsätzlich ja nur Gewinner
gibt, mußte sich Franz Hemmersbach mit Preisen förmlich abschleppen. Denn sein Schärenkreuzer
gewann nicht nur das Blaue Band als schnellstes Schiff, sondern gleichzeitig die Auszeichnung als
schönstes Modell der Veranstaltung sowie den Preis für die schnellste Runde auf dem
Dreieckskurs.
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Der kleinste Teilnehmer im Feld: Die "Piranha" von Claudia
Borkmann-Dörl. |
Gut getrimmt machten die meisten Boote auch unter diesen
schwierigen Bedingungen Fahrt, wie hier die Saphir. |
Wir freuen uns schon heute auf die nächste Regatta am Fühlinger See, die im Frühjahr 2003
stattfinden wird. Lob und Dank an die Organisatoren und vor allem an die Damen hinter der Theke,
welche Teilnehmer und Besucher in hervorragender Weise mit Kuchen, Brötchen, Suppe, Kaffee und
kalten Getränken während zwei spannender und aufregender Tage versorgten.
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Ich mache meinen eigenen Wind. Unter dieses Motto stellte Torsten
Hill das Experiment einer Luftschraube auf dem Rumpf seiner Schamane. Natürlich lief diese
"Testversion" außer Konkurrenz. Derart ausgerüstet dient das Schiff auch als Rettungsboot für
havarierte Modelle. |