mb-06-17.png Modellbau
Baupraxis
mini-sail e.V.icon-ms-040

mb-06-17.htm; 06.2006
erschienen in SchiffsModell 10/87
b01.jpg Fisch und Butt an Deck
oder: originalgetreue Decks auf Modellyachten

F. K. Ries

Um Irrtümer auszuschließen muß ich am Anfang klarstellen, daß hier kein Anglerlatein verzapft wird. Es handelt sich vielmehr um die Herstellung von besonders schönen Decks, wie sie häufig auf teuren Luxusyachten zu sehen sind. Auf Rennyachten findet man solche Decks weniger, weil hier mit Gewicht gespart werden muß. Außerdem ist ein Antirutschbelag aus Kork oder Gummi noch sicherer als teuren Teakholzplanken.

Dabei ist der eigentliche Materialwert gar nicht so hoch:
Was diese Decks so teuer macht, ist der Arbeitsaufwand. Pro Quadratmeter müssen zwischen 1000 und 1500,- DM für das fertige Deck berechnet werden. Auf alten Großseglern waren die Decks aus schmalen, aber 10 bis 12 cm hohen Decksbohlen verlegt und die keilförmigen Nähte wurden kalfatert. Diese Planken waren kurz und wurden gerade verlegt, weil sie schlecht zu biegen waren. Heute, auf modernen Schiffen, wird das Deck viel dünner gebaut und aus Stahl, Kunststoff oder auch aus wasserfestem Sperrholz an gefertigt. Darauf wird dann der rutschfeste Belag verlegt.

Auch Teakholz ist rutsch hemmend und sehr wasserresistent, außerdem sieht solch eingeöltes (niemals lackiertes) Teakdeck von allen Decksbelägen am besten aus: Es hat eine Ausstrahlung von Kunst und Seemannschaft, der man sich nicht entziehen kann. Mancher Eigner wertet damit seine "Kunststoffschüssel" optisch auf.
Das Deck ist so aufwendig weil es praktisch zweimal verlegt wird. Einmal wird es Planke für Planke angepaßt dann wieder abgenommen und danach erst mit einem elastischen Kunststoffkleber auf die Unterlage das eigentliche Deck geklebt. Einseitig oder auch an beiden Seiten sind Nuten in die Planken gefräst, die später mit schwarzem Gummispachtel verfugt werden.

  1. Legende zu untenstehender Zeichnung:
  2. Schandeck mit Fußreling
  3. Königsplanke oder Fisch
  4. Decksplanken
  5. Leibung
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  1. Backskisten (Sitzflächen)
  2. Sitzbank neben Ruderkoker
  3. Bodenbretter (herausnehmbar)
  4. Fußreling
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Im Modellbau müssen wir ähnlich vorgehen. Originalplanken sind 40 bis 50 mm breit und haben 5 mm breite Nuten, die aber nur etwa halb so tief sind wie die Planken dick sind. Die Planken werden also - dicht aneinanderverlegt und mit eingelassenen Schrauben auf die Klebemasse gepreßt. Die Schraubenlöcher verschließt man anschließend mit Holzpfropfen.

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Mit kurzen, eingebutteten Planken wurden starke Rundungen gemäßigt

Bei unseren nur 4 bis 5 mm breiten Planken aus Teak, hellem Mahagoni oder Kirschfurnier wird die Fuge durch schwarzes Papier imitiert. Das geht sehr einfach, wenn schwarze Letraset-Klebestreifen, die es z.B. in 0,75 oder 1 mm Breite im Zeichenbedarfhandel zu kaufen gibt, seitlich an die Planken geklebt werden. Aufgeklebt werden die Planken dann mit Kontaktkleber. Die einzelnen Planken sollen so lang wie möglich und absolut astfrei sein, damit sie sauber fluchten. Eventuell gewünschte Plankenstöße kann man mit dem Kugelschreiber oder einem auf Stempelkissen gefärbten Schraubenzieher imitieren.

b05.jpg Die Buttbreite entspricht einem Drittel der Plankenbreite.
Die Buttlänge wird durch den Winkel der Planke zum Fisch bestimmt Mit der letzen Planke werden Differenzen ausgeglichen

Zuerst faßt man die Aufbauten, das Cockpit-Süll, Luken, Mastfuß usw. mit einer Leibung ein. Eventuelle Stöße an den Ecken werden auf Gehrung geschnitten und Rundungen an den Aufbauten läßt man außen eckig oder scharfkantig. Dann wird von der Leibung aus zur Außenhaut hin ausgemessen, wieviel Planken nebeneinander gelegt werden müssen. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die Planken dann bündig mit der, Außenhaut abschließen. Man läßt daher zum Ausgleich die letzte Planke etwas breiter, etwa das Anderthalb bis Zweifache der übrigen Planken. Diese breite Planke an der Außenhaut ist das Schandeck. Das Schandeck wird angepaßt aber noch nicht fest verlegt, um so eventuelle Ungenauigkeiten beim Beplanken noch ausgleichen zu können. Vom Vorsteven bis zum Heck wird dann in der Mitte des Decks die doppelt breite Königsplanke verlegt. An dieser Planke treffen sich die von beiden Seiten kommenden Decksplanken. Besonders gut sieht es aus, wenn das Holz der Königsplanke, der Leibung und des Schandecks einen anderen z.B. dunkleren Farbton als das übrige Deck hat. Man sollte auch möglichst feinporiges Holz wählen. Jetzt erst können die einzelnen Decksplanken oder -stäbe verlegt werden Wenn man sich die Arbeit etwas vereinfachen will, so werden die Stäbe dort auf Gehrung geschnitten, wo sie gegen die Leibung, die Mittelplanke oder das Schandeck stoßen. An den Stoßstellen aber an den schwarzen Papierstreifen denken!

Ganz exklusiv ist aber ein Deck erst, wenn die Stäbe in die Mittelplanke und das Schandeck "auf Butt gesetzt" werden. Durch das Butten wird dann aus der Mittelplanke der "Fisch". Es wird immer nur ein Drittel der Stabbreite auf Butt gesetzt, die Stäbe sollten deshalb mindestens 5 mm breit sein, damit die fertige Arbeit sauber aussieht.

Nach dem Verlegen wird das Deck geschliffen, danach mit Einlaßgrundierung oder Porenfüller satt behandelt und nach ausreichender Trockenzeit fein geschliffen. Erst nach dem Feinschliff sollte man, dann das Holz wachsen oder - zum Beispiel bei Teakholz - ölen. Ein diesbezüglicher Vorversuch an Resten kann nicht schaden, weil sich die verschiedenen Holzarten doch unterschiedlich verhalten.

Solch ein fachmännisch verlegtes Deck ist eine Augenweide und praktisch unbezahlbar.
Wenn Sie mit der Arbeit fertig sind, werden Sie mir sicherlich zustimmen.


F. K. Ries
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