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Bericht von Hartmut Köbke
Seit nunmehr 21 Jahren präsentieren sich kleine nationale Werften und Einzelkämpfer auf der Boot in Düsseldorf im Zusammenschluss unter dem schönen Namen "Classic Forum".
Es sind Werften, die die Fahne hoch halten für den traditionellen Holzbootsbau. Es war wieder einmal ein buntes "Kaleidoskop" der unterschiedlichsten Boote, die meisten aus Holz gebaut. Hier, in der Halle 14, wurden nicht nur geklinkerte offene Segeljollen von der kleinen dänischen Insel Lyø (früher von der Schlei) gezeigt, sondern auch mit Hightech formverleimte Sperrholzboote vom Dümmer See. Teilweise wurden alte Schätzchen präsentiert, in ihrer alten, von Wind und Wetter gegerbten, Pracht. Ja, richtig, die Rede ist von einem Riva-Boot, die "Super Florida", aus den Fünfzigern. Hier müsste man vermuten, das Boot ist gerade noch gut genug um als Brennholz zu dienen. Aber nein, es wird mit sehr viel Herzblut wieder flott gemacht um wieder im alten Glanz sein zweites Leben zu genießen. Wann das sein wird, wurde mir leider nicht gesagt und ebenso, was es kostet.
Ein ähnliches Schicksal wurde den Besuchern mit einem alten 40er Schärenkreuzer, Bauahr 1920!,der Bootswerft Beck von der Bodensee-Insel Reichenau, gezeigt. Er lag auf dem blauen Ausstellungsteppich, wie gerade gestrandet. Aber auch hier werden einige Bootsbauer, vom Ehrgeiz gepackt, ihre erfahrene Bootsbaukunst zu meistern wissen.
Ein Hauch vom Gardasee zeigten aber auch fertig restaurierte "Rivas" in vollem Glanz der fünfziger Jahre. Die Bootswerft "Fricke & Dannhus", vom Dümmersee, präsentierte einen voll ausgerüsteten Regatta-Jollenkreuzer, 15 m². Das komplette Rigg reichte bis zur Hallendecke.
Nicht immer schaffen es die Planer, allen voran Bernd Klabunde und Michael Bartz, erfolgreiche Highlights nochmals zu präsentieren: Die Absage des LWL-Römermuseums, mit der Fluss-Galeere "Viktoria" hinterließ doch zunächst eine schmerzhafte Lücke. Diese konnte aber geschlossen werden durch die Werft "Nusser Yachtbau" aus Offingen an der Donau (östlich von Ulm). Ein "Venedig-Taxis" (siehe "Donna Leon"), füllten die Lücke bestens. Und ebenso das Venedig-Taxi "Serendipitá" von Benyamin Tanis.
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Klassische Boote, zeitlose Eleganz und das perfekte Zusammenspiel aus Moderne und Tradition, das zeigte die Werft "Classic Yachten" aus Nettetal mit ihrer traumhaften RW32. Die Eissegler waren auch wider da. Diesmal nicht mittendrin, sondern schön an der Besucherpromenade. Bei der "Korsar"-Regattajolle von Dr. Peter Schwarz konnte man bewundern, wie langlebig Jollen aus formverleimten Sperrholz sind.
Aber das "Classic-Forum" ist noch mehr als nur Boote zu präsentieren: Das Programm des Classic-Forums umfasste noch einen Segelmacher, den Marinemaler Olaf Rahardt. Man vergisst fast die Schiffe die er malt, wenn man sich nur die "See" anschaut. An einem kleinen Stand konnte man einen Gallionsfiguren-Schnitzer bei der Arbeit zu sehen.
Neu in diesem Reigen war auch der gemeinnützige Verein "CLIPPER Deutsches Jugendwerk zur See" (DJS) e. V. Hier wird Segelinteressierten – insbesondere jungen Menschen – das Leben an Bord traditioneller Segelschiffe und die damit verbundenen Aufgaben und Verantwortungen näher gebracht. Burghard Pieske, mehrfacher Weltumsegler, war nicht nur auf der Vortragsbühne vertreten ("Segeln statt Saufen - Rudern statt Raufen"), sondern er zeigte auch seine Schaluppe "Bounty Bay", die auf der Messe versteigert wurde. Mit diesem offenen Rettungsboot hatte Burghard Pieske 1998 die Reise des Kapitäns Bligh (Meuterei auf der „Bounty“) nachgesegelt.
Eine vielköpfige Vertretung bildete wieder auch die "Knotengilde". Neben den vielen bunten Zierknoten konnte eine kleine Reeperbahn bestaunt werden. Hier wurde per Workshop gezeigt wie früher und heute noch Taue geschlagen wurden, bzw. werden, oder wie ein Tauwerksfender angefertigt wird. Aber auch "Gebrauchsknoten" wurden gezeigt und erläutert.
Für den Zeitvertreib für Kinder wurde auch wieder gesorgt: An einem kleinen Stand mit dem Titel "Kinderwerft" wurden kleine Segelmodelle, als Bausatz vorgefertigt, von Kindern zum fertigen Modell zusammengebaut. Für viele war es wohl auch die erste Begegnung mit dem Handwerk.
Wie schon gesagt, der Classic-Forum-Stand war riesengroß. Mittendrin wurde sogar eine kleine Vortrags-Bühne aufgebaut.
Wer während der Messe mal eine kleine Verschnaufpause einlegen wollte, konnte aus einer riesigen Auswahl interessante Vorträgen aussuchen.
Doch nun zum Segelschiffsmodellbau:
Ich schreibe nun das zweite Jahr nach Gerold. Mein Colin-Archer-Gaffelkutter "Larvik" (Norwegen) und meine Lemsteraak "Robbedoes" (Niederlande) zierten wieder die Rückwand unseres Modellbau-Stands. Beide Modelle passten sehr gut zu der Holz-Orgie der "Großen". An der angefangenen zweiten "Micro-Magic" habe ich weiter gebastelt. Hier noch einmal die Besonderheit bei diesem Modell: Es ist ein Nachbau des bekannten Baukasten-Modells (Kunststoff-Fertigrumpf, ehem. Fa. Graupner), nur in Holz (Mahagoni). Für die Besuchenden war es sehr interessant, weil ich den Rumpf ohne jegliche Spanten gebaut habe. Auf einer "Malle", einer Bootsform aus Hellingbrett, Spanten und Längsverbindungen, wurde Planke für Planke miteinander verleimt, ohne mit der Malle verbunden zu werden (Trennung mittels Plastikfolie). Für viele Besucher war verblüffend, wie ich die Mahagoni-Planken, 7 x 2 mm, über die "breite" Seite gebogen habe. Die heißgewässerten Planken wurden unter einem Dampfbügeleisen peu à peu zu einem "Säbel" gebogen. Der nötige Verlauf wurde vorher mit einem angelegten Kartonstreifen von der vorher angeleimten Planke von der Rumpfschale abgezeichnet. Die gebogene Planke konnte dann spannungsfrei angeleimt werden, Leim nur an der 2 mm-Kante. Damit wurde der Rumpf superleicht.
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Sehr viel Beachtung fand auch meine Lemsteraak. Nicht nur, dass sie sehr schön sei, sondern auch, dass so ein schönes Modell auch noch "fährt"!?!
Mittlerweile ist auch der Kartonmodellbau Tradition beim Classic-Forum. Dieter Matysik zeigte wieder seine verschiedensten Leuchttürme mit allerfeinsten Details. Hier konnte man also bestaunen, wie man aus Karton echte 3D-Modelle formt. Geduldig beantwortete auch er sämtliche Fragen.
Die weiteren Aktivitäten des Classic-Forums war auch die traditionelle "Maritime Versteigerung. Hier wurde alles was sich maritim vermarkten ließ und zuhause den Keller oder Dachboden verstopft, versteigert: Schiffs-Laternen, Marine-Bilder, Buddelschiffe, Schiffsglocken, Kompasse und anderes Navigations-Equipment, bis hin zu ganzen Segel- und Motorbooten. Diesmal auch ein Venedig-Taxi und die Bounty Bay von Burghard Pieske.
Das Vergnügen für die Classic-Forum-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen kam aber auch nicht zu kurz: Nach Messeschluss konnten an einem Abend die "Großen" (26 - 78 Jahre und 60 - 100 kg) bei einer Opti-Regatta ihr Können zeigen."Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten!" (Bernd Klabunde)