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mb-07-01.htm; 01.2007
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„Maria” ex „Oceanis 60”

Ein Um-Baubericht von Jürgen Schacht

Wie üblich nimmt jeder Modellbauer die Gelegenheit wahr, auf Messen nach möglichen weiteren Projekten zu schauen. Das passierte mir auch auf der Modellbau Bodensee in Friedrichshafen im November 2004. Die Match-Rennen mit der Micro-Magic von Graupner waren wirklich interessant, dann habe ich nach diesem Boot gesucht und mich dann aber doch aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Zwei Freunde und ich haben wir je eine Oceanis 60 gekauft.

Es handelt sich bei der Oceanis 60 um einen Nachbau einer Rennyacht um den America’s Cup und machte für solch ein kleines Boot einen guten Eindruck. Der Rumpf ist aus Holzleisten, das Schwert und Deck aus Plexiglas, der Mast und die Bäume aus Alu-Rohr, die Segel aus Folie. Das Boot ist als RTR-Modell (ready to run) im Angebot, d.h. man muß nur eine Fernsteuerung einbauen, dann kann es schon los gehen. Also den Karton unter den Arm und ab nach Hause, um das Boot nun etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Insgesamt macht die Oceanis einen guten Eindruck, es müßte recht ordentlich segeln, wenn einige Teile geändert oder ersetzt werden.

Die Farbgebung hat mir nicht so gut gefallen, also werden die Klebestreifen entfernt, dann habe ich ein silberfarbenen Rumpf und kann eigene Ideen zu Ausschmückung umsetzen. So dachte ich, doch es kam anders, die Farbstreifen waren mit einem Klarlack überzogen und beim Entfernen kam das blanke Deck zum Vorschein, das bedeutete, das Deck wird komplett neu gemacht. Dabei habe ich gleich die Schotführungen entfernt, ebenso die Steuerräder. Bild 4 zeigt das Boot im Original und mit entfärbten Deck, sehr schön ist dabei zu sehen, wie das Boot insgesamt aufgebaut wurde. Nach diesem Arbeitsgang habe ich das Deck in tannengrün lackiert (die Farbe hatte ich noch übrig). Ich lackiere, sofern möglich nur noch mit der Schaumstoffrolle, die Oberfläche wirkt zwar etwas strukturiert, danach ein farbloser Lack (etwas verdünnt) in seidenmatt macht die Oberfläche richtig schön glatt.

Während die Farbe trocknet, ist Zeit zu überlegen, wie die Technik eingebaut werden kann, das Einbaubrettchen für die Technik ist aus Presspappe und wird durch Sperrholz ersetzt, die Akkus werden unter dem Brett eingebaut und eine Ladebuchse ins Brett eingebaut.

Jetzt wird das Rigg untersucht, dabei wird sehr schnell klar, daß das Boot so nicht recht segeln wird, das Segel steht sozusagen neben dem Mast und nicht dahinter, also wird die Segelstellung verändert, die Aufhängung des Großsegels wird etwa 1 cm nach hinten verlegt, über dem Großbaumbeschlag wird das Segel etwas ausgeschnitten und so dem Mast angepaßt, hier läßt die Bauart keine andere Möglichkeit zu. Mit diesen Modifikationen steht das Segel wie es soll. Jetzt ist noch die Schotführung auf Deck dran. Die etwas plumpen hölzernen Bügel werden nicht wieder genommen, sondern ich habe Schraubösen auf Deck befestigt, das sieht etwas weniger grob aus. Die Decksluke ist aus klarem Plexiglas, also habe ich sie gelassen und habe damit einen freien Blick auf die eingebaute Technik.

Jetzt folgen noch einige Kleinigkeiten, die Schotumlenkung am Heck sollte über einen einfachen Haken erfolgen, dort habe ich jetzt einen Rollenblock eingesetzt. Die Ruderanlenkung war sehr primitiv, dies habe ich durch justierbare Messingstäbe gelöst (Lüsterklemmen aus dem Elektrobereich sind hier einfach spitze). Zum Schluß noch die beiden Steuerräder an ihren Platz auf Deck. Die Farbe ist trocken, die Technik ist eingebaut, das Rigg gestellt, also geht’s an den Baggersee, aber leider ist so gut wie Flaute. Einige Schläge gehen, aber für einen richtigen Test ist es zu wenig. Dummerweise haben wir gerade Winter, was die Planung etwas unsicher werden läßt und es kommt wie es kommen muß, ich habe Zeit aber der See ist… zugefroren. Also warten. Dann ein Superwetter mit strahlendem Sonnenschein, doch mein Baggersee ist immer noch zu, also fasse ich mir ein Herz und gehe an den Bodensee.

Dies mache ich nach einer nicht so guten Erfahrung zumindest bei einer Premiere nicht so gerne, doch das Wetter ist zu verführerisch, der Sender wird eingeschaltet, dann der Empfänger, die Technik wird geprüft, alles ist OK und das Schiff ins Wasser. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, es macht richtig Spaß, das Boot nimmt sehr schnell Fahrt auf und läuft recht hoch am Wind. Einige Schläge gesegelt, halbwind, am Wind, vor dem Wind, endlich wieder am See und Segeln, so macht das Leben Spaß.

Die Fotos habe ich leider selber machen müssen, das ist nicht so einfach, denn der Wind schickt das kleine Schiff recht schnell vom Ufer fort, Foto machen, das Boot wieder zurückordern, einen anderen Kurs anlegen, Foto machen usw. Nach einiger Zeit sind genügend Fotos gemacht, jetzt noch etwas segeln. Das Boot wirkt auf dem großen See richtig klein aber fein.

An Land dann noch die Kontrolle, ob Wasser eingedrungen ist, dies ist nicht der Fall, also ein voller Erfolg für Oceanis 60.

Ergänzung nach 1 Segelsommer:

Die Masthalterung hat die Beanspruchungen nicht verkraftet, denn das Material war recht weiches Aluminium – das sieht man schon auf Bild 6, daher habe ich es ersetzt, jetzt ist es aus Messing und hält sowohl den Großbaum als auch den Niederholer einwandfrei. Während eines Segeltreffens habe ich nicht aufgepaßt und das Boot lief komplett mit Wasser voll. Zum Glück konnte ich das Boot noch rechtzeitig ans Ufer holen, anscheinend war das Wasser durch die Schot- und Rudergestängeführung eingetreten. Also hieß es jetzt Fernsteuerung und Akkus raus, das Schiff liegt 2 Monate zum Trocknen, dann wird das ganze Boot mit G4 von innen versiegelt (ca. ¼ Liter rein und gut im Schiff verteilen, der Rest kommt wieder raus und dann wieder durchtrocknen lassen.

Bei der Gelegenheit wollte ich auch noch das Rigg ersetzen (Carbonmast und neue Segel, dazu das Ruder etwas vergrößern, leider kamen andere Dinge dazwischen, für diesen Winter habe ich mir vorgenommen, das endlich zu machen.

b01k.jpg Bild 1 der Baukasteninhalt
b02k.jpg Bild 2 der Holzrumpf ist gut zu erkennen
b03k.jpg Bild 3 das Technikbrett im Rumpf
b04k.jpg Bild 4 das Original mit den schwarzen Seilführungen und den Steuerrädern an Deck und der Umbau noch mit farblosem Deck
b05k.jpg Bild 5 Das Groß vor dem Umbau (dem Versetzen nach hinten)
b06k.jpg Bild 6 Das Groß ist so nicht segelfähig, die Aufhängung erfolgt mit Kugelköpfen auch beim Niederholer
b07k.jpg Bild 7 das neue Heck mit Umlenkblock, die Durchführungen für Schot und Ruder im Rumpf fehlen noch
b08k.jpg Bild 8 hier wird das Potenzial der Boote deutlich
b09k.jpg Bild 9 Premiere auf dem Bodensee
b10k.jpg Bild 10 Vorwindkurs
b11k.jpg Bild 11 am Wind
b12k.jpg Bild 12 so klein und schon auf einem so groooßen See

Jürgen Schacht

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