Modellbau
Bauplan |
mini-sail e.V. |
MIRABELLA - 2 in 1
Baubericht von Uwe Kreckel
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Vorwort | -.- | |
Modellbauer sind eigentlich immer auf der Suche nach dem nächsten Projekt und das obwohl
der Bau eines Modell-Schiffes nach mehreren Modellen an vielen Stellen Routinearbeit ist.
Aber es hat jedes Schiff und Vorbild auch seine besonderen Reize, die zum Bau animieren. Und
schließlich erwartet man bei jedem neuen Projekt auch spezifische Schwierigkeiten (oder besser
Herausforderungen), die besonders gut im Gedächtnis haften bleiben.
So ist es auch bei dem hier vorgestellten Modell:
Der Rumpfausbau war (fast) die Routinearbeit und sollte besonders schnell abgeschlossen werden.
Die besonderen Reize kamen aus dem angestrebten variablen Erscheinungsbild, denn ich wollte ein
Modell bauen, das schnell und einfach in ein anderes verwandelt werden kann.
Aber die spezifische Schwierigkeit die mich besonders lange beschäftigt hat, war
… die Namensfindung.
Geplant war ein Modell auf der Basis der DULCIBELLA (siehe SchiffsModell 10/04 und 01/05 oder
auch www.dulcibella-modell.de ) mit
möglichst vielen Übernahmeumfängen (Rumpf, Kiel, Steuerung), aber einem Erscheinungsbild, das
zwar an seine Herkunft erinnert, aber trotzdem eigenständig ist. Und genau das sollte bereits im
Namen des Modells zum Ausdruck kommen.
Also wollte ich von DULCIBELLA die Endung –BELLA behalten (denn schön sollt sie ja auf
jeden Fall werden…). Namen wie „Arabella” wurden wegen gleichnamiger
Fernsehmoderatorinnen nicht umgesetzt und „Mirabella” ist der Name der derzeit
größten Slup-getakelte Einmaster der Welt, also auch eher unpassend für einen kleinen
2-Mast-Küstensegler.
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Herausgekommen ist schließlich "MARIBELLA". | -.- | |
MARIBELLA hat den Rumpf von DULCIBELLA bekommen und damit im Prinzip also wieder eine einfache, anfängertaugliche Konstruktion als Basis erhalten. Zusätzliche Details können aber darüber hinaus den Anspruch an den Erbauer geringfügig erhöhten so dass in Summe folgende selbst gestellten Anforderungen zusammenkamen:
Einige Modellbauer hatten mich über den Namen DULCIBELLA auf das Buch „Das Rätsel der Sandbank” von Erskine Childers angesprochen. Denn die spielt in diesem Buch die „schiffige” Hauptrolle und stand tatsächlich bei der Namensfindung des Modells Pate. Liest man aber in diesem Buch nach, so findet man eine Beschreibung, die von einem lang gezogenen Aufbau, von einem Oberlicht und von einem 2. kurzen Mast erzählt, also eigentlich genau die Beschreibung einer YAWL. DULCIBELLA war laut Buch zwar ursprünglich ein Kutter, wurde aber aufgrund der Erfahrungen mit viel Wind zu einer Yawl umgeriggt.
Und genau das steckt auch hinter der Entwicklung von MARIBELLA.
mit der Segelfläche des Gaffelkutters ist der kleine Rumpf sicher an seine Grenze gekommen,
was die Tragfähigkeit von Segelfläche angeht.
Verteilt sich die gleiche Segelfläche nun auf 2 Masten und damit auf mehr Länge, rutscht
insgesamt der Flächen-Schwerpunkt der Segelfläche nach unten, das Modell segelt stabiler. Leider
ist dabei das Gewicht eines 2. Mastes zu kompensieren. Dies kann aber erreicht werden, indem die
Segelfläche gegenüber dem Kutter doch ein wenig reduziert wird und eine geringere Masthöhe
vorgehalten wird. Zusätzlich sollte man sich mit dem Thema Leichtbau etwas intensiver
auseinandersetzen. Was Thomas Dreyer in Heft 08/2005 über Gewichtreduzierung bei
Micro-Magic-Modellen ausführt, gilt natürlich analog für alle kleineren Segelboot-Modelle und
damit auch für MARIBELLA.
So ergab sich eine sinnvolle Auswahl aus möglichen Besegelungen
eher in Richtung der einfacheren Versionen des Modells, die jede mit nur 2 Servos (statt 3 = Leichtbau) betrieben werden können und als kleine Fahrtenyachten durchaus vorbildgetreu sind incl. Fock mit Baum, wie ein Bilder aus Fachzeitschriften beweisen. …
Im Rahmen der Suche nach Vorbildern fiel mir u.a. ein Buch des Mystic Seaport Museums in die
Hände, in dem mehrere Konstrukteure und Ihre Entwürfe vorgestellt werden. Darunter war ein
Konstrukteur, der auf eine Grundkonstruktion von Rumpf und Aufbau immer mehrere verschiedene
Riggs zeichnete.
Varianten als 1- und 2-Master bestätigten beim Betrachten der entsprechenden Zeichnungen quasi
die Idee: es müßte doch möglich sein, dem 2-Master durch Entfernen des Besan und durch Umsetzen
des verbliebenen Mastes aber ohne weitere Veränderung und ohne die Notwendigkeit ein 2. Rigg
erstellen zu müssen, in einen 1-Master zu verwandeln und dem Boot damit einen neuen Charakter zu
verpassen.
Gleichzeitig wird dadurch Segelfläche reduziert, also „gerefft”.
Mit der reduzierten Segelfläche erhöht sich natürlich das Einsatzspektrum (in Windstärken
gemessen) des Modells erheblich.
Dabei ist neu, daß man dem gerefften Modell nicht ansieht, daß Segelfläche weggenommen wurde
und überflüssiger Ballast, wie ein Mast ohne Segel bleibt auch nicht an Bord.
Da durch diese Art der Reduzierung der Segelfläche bei der Version mit Bermudarigg optisch wieder
eine „ganz normale” DULCIBELLA „übrig geblieben” wäre, entschied ich mich
letztendlich für die Gaffelversion mit Steilgaffel und ohne Topsegel.
Schließlich sollte das neue Modell auch ein neues Erscheinungsbild bekommen.
Und so ganz nebenbei demonstrieren die verschiedenen Besegelungen dann auch die Entwicklungsgeschichte des Riggs von der Gaffelbesegelung hin zum Bermudarigg mit der Steilgaffel als Zwischenschritt.
Hier nun ein Vergleich von dieser Version mit den bereits vorhandenen DULCIBELLA-Versionen (siehe Bilder):
Neben dem Rumpf wurde auch die Mastposition für den 1-Master beibehalten.
Somit kann MARIBELLA mit dem ursprünglichen DULCIBELLA-Slup-Rigg versehen werden und trotzdem den
Besan zusätzlich erhalten, wenn es gelingt, die Segelflächen der beiden Slup-Versionen etwa
gleich groß zu halten.
Wer also MARIBELLA baut und bereits eine DULCIBELLA besitzt, der kann dann die Segelsätze untereinander austauschen und hat zwar nur 2 Boote gebaut, kann diese aber in 4 Varianten „zusammenstecken” und immer wieder anders segeln gehen. Hat er das Gaffelrigg ebenfalls, dann sind es bereits 6 mögliche Schiffe…
Diese Feststellung regte mich dazu an, die überhaupt möglichen Varianten einmal auszurechnen:Trotz dieses Höhenfluges der Variabilität bin ich dabei geblieben, die oben bereits erwähnte einfache Variante umzusetzen und diese in einem Plan der MARIBELLA darzustellen. Die komplexeren und komplizierteren Versionen bleiben (vorerst…?) den experimentierfreudigen Segel-Freaks als Spielwiese überlassen und der Schwerpunkt bei MARIBELLA sollte die Verwandlung vom 2- zum 1-Master sein.
Im Gegensatz zu DULCIBELLA, sollte es dabei nicht erforderlich werden, für die 2. Variante ein neues Rigg zu erstellen, sondern wer den 2-Master gebaut hat, hat die alternative Besegelung quasi „aus Versehen” bereits fertig. …
Das erfordert einige Sonderlösungen in der Planung und beim Bau, die ich aber gerne suchen wollte. Um diese Vision mit ihren speziellen Herausforderungen in der ausgewählten Version wahr werden zu lassen, begann ich also das Modell zu bauen.
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Der Rumpf | -.- | |
Dieses Mal wollte ich das Schiff auf einem tiefgezogenen ABS-Rumpf aufbauen.
In mehreren Gesprächen über das Modell der DULCIBELLA auf Messen oder beim Segeln am See hatte
sich gezeigt, daß es doch einige Modellbauer (insbesondere Anfänger) gibt, die sich trotz des
einfachen Aufbaus des Rumpfes aus nur 4 Planken nicht an die Holzbauweise herantrauen wollten.
Immer wieder kam die Frage nach einem Fertigrumpf.
Angestoßen durch diese Fragen hat sich Wolfgang Schäfer irgendwann mit einem Tiefzieher in
Verbindung gesetzt. Ich hatte ein Urmodell aus Holz in bewährter Art und Weise gebaut und der
„Tiefzieher” hat daraus (nach erheblicher Nacharbeit) ein für die Abformung
geeignetes Werkzeug erstellt. Das Endprodukt lag nun in 10-facher Ausführung vor mir und um das
Lackieren im Bootsinneren und die verschiedenen Bootslack-Schutzschichten mit zugehörigen
Trockenzeiten einzusparen, verwendete ich solch einen Fertigrumpf für den Bau der MARIBELLA.
In der ABS-Form ist ein um 5-10 mm erhöhtes Freibord vorgehalten, die ich aber nur im
Bugbereich voll nutzte. Der angehobene Bug sollte etwas mehr Reserven gegen ein Abtauchen bei
extrem viel Wind bieten und um es vorwegzunehmen, das tut er auch.
Daß dieser funktionale Vorteil aber zusätzliche Probleme beim Bauen bringen würde, wurde mir
erst klar, als das Deck aufzubringen war. …
Davor aber stand der Innenausbau der ABS-Schale. Der begann mit dem Übertragen der
Bordwandoberkante aus dem Plan. Am einfachsten geht das, indem man die Abwicklung der oberen
Planke aus dem Plan ausschneidet und in die Rumpfschale legt. Mit dem Bleistift oder einem
Filzstift an der Oberkante entlang zeichnen und die gesuchte Beschnittkante ist übertragen. Wie
oben erwähnt habe ich den Bug darüber hinaus etwas angehoben und die Deckskante dann so
angepaßt, daß ein schöner Deckssprung (Überhöhung der Bug und Heckpartie) entstand. Dabei
erreicht dann die Seitenwand deutlich vor der Bootsmitte wieder die
„DULCIBELLA-Kontur”.
Da die Kontur wenig Einfluß auf die Auslegung des Bootes hat, kann hier der persönliche
Geschmack entscheiden, ob viel oder wenig Sprung vorgehalten wird.
Wichtig ist nur, daß der Bezug Schwert, Ruder, Rigg zueinander erhalten bleibt.
Nachdem beide Bordwände beschnitten und beschliffen sind, wurden innen seitlich 2 Leisten als Decksauflage mit Pattex angeklebte und die Formgebung war abgeschlossen.
Nächster Schritt: Übertragen der Mastposition aus dem Bauplan.
Ich wollte die ABS-Schale nur mit einem einzigen Spant versehen. Zum einen verringert das den
Bauaufwand, zum anderen kompensiert der Entfall der Spanten das Mehrgewicht der ABS-Schale
gegenüber einem Holzrumpf. Dieser eine Spant sollte dann aber optimalerweise direkt am Mast
sitzen. Wenn er zusätzlich mit dem Kiel verbunden ist und die Brettchen zur Aufnahme der
Wantenunterzüge an ihm befestigt werden, ergibt sich ein System, das den Rumpf nahezu frei macht
von allen auftretenden Kräften und eine weitere Aussteifung wird überflüssig. Eigentlich könnte
sogar eine dünnere Wandstärke des Rumpfes eingesetzt werden.
Also wurde ein einfacher Mastspant konstruiert, der eigentlich nur wie ein auf dem Kopf
stehendes Geodreieck im Rumpf steht und nur an den Decksaussenkanten und in der Mitte unten mit
dem Rumpf verbunden ist. Dadurch wird vermieden, daß sich der Spant in der Außenhaut abzeichnet
(bei Baukästen / ABS-Rümpfen kommt das gelegentlich vor, wenn Spanten eingeklebt werden, da der
Klebstoff beim Abbinden schrumpft). Vor allem aber spart es eine Anpassung des Spantes an die
Bordwände und sollte im späteren Einsatz einmal Wasser den Weg ins Boot finden, so läuft es am
Spant vorbei zur tiefsten Stelle im Rumpf und kann dort problemlos abgesaugt werden.
Der Spant erhält an seiner Oberseite die Deckswölbung des nächstgelegenen Konstruktionsspantes
aus dem Bauplan.
Der nach vorn verlegte Spant zieht auch das Servobrett mit nach vorn. Das ist auch gut so, dann kann ein längerer Hebelarm für die Segelverstellung eingesetzt werden, der immer noch an der Plicht vorbei laufen kann. Voraussetzung ist dafür aber ein entsprechend großer Zugang ins Bootsinnere über ein großes Dach. … (Hinweis: der MARIBELLA-Plan geht von einem Holzrumpf aus und zeigt diese Modifikation nicht.)
Als nächstes der Bau der Plicht. Vorder- und Rückwand können bis zur Bordwand verbreitert
werden gemäß der Breite der entsprechenden Spanten an dieser Position.
War der Hauptspant noch aus 10 mm Pappelsperrholz gefertigt, so wurde jetzt 1mm ABS für die
Seitenwände eingesetzt.
Aufgrund der extremen Labilität wurden vorn und hinten Stützspanten aus 1mm-Sperrholz aufgeklebt.
Dabei schafft ein kleines ebenfalls 1mm dickes Sperrholzplättchen eine Vergrößerung der
Klebefläche für die Verklebung mit dem Rumpf und sorgt gleichzeitig bei den versehentlich zu kurz
geratenenen Spanten für die Verlängerung damit sie wieder am Rumpf anliegen und die Plicht in der
„planmäßigen” Position sitzt. Der ABS-Rumpf ist über einen „normalen”
Rumpf als Form abgenommen und deswegen umlaufend um die Beplankungsstärke (1mm) des Ur-Rumpfes zu
groß. Überträgt man Spanten aus dem Bauplan, so fehlt genau dieser 1 mm , was aber mit dünnen
Reststreifen des Sperrholzes oder mit Kaffee-Rührstäbchen (von z.B. Mc-Donalds) problemlos
ausgeglichen werden kann.
Die vordere Mastposition schätzte ich einfach aus einem Entwurfs-Foto (einer
Computer-Spielerei auf Basis der DULCIBELLA mit Kutterrrigg): 7 cm.
Damit war dann auch die mögliche Länge des neu geplanten Aufbaus festgelegt…
Der hintere Mast wird so kurz wie möglich hinter der Ruderanlenkung eingesetzt, so daß er gerade
den Einbau und die Betätigung des Ruders über eine Seilzugmimik, genau wie bei DULCIBELLA,
zuläßt.
Jetzt kam der Moment, alle ausgesägten Teile auch wirklich fest im Rumpf zu verkleben…, also fanden der Spant, das Schwert und die Mastführungen ihren festen Platz. Ein entscheidender Moment, denn für Modifikationen der Mastposition ist es danach zu spät. Das Servobrett wurde lediglich verschraubt. Anders als bei der DULCIBELLA sollte es trotz der größeren Abmessungen durch das längere Dach des geplanten neuen Aufbaus herausgenommen werden können, Einkleben war nicht erforderlich.
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Das Deck | -.- | |
Bevor das Deck verklebt wird, ließ ich mir alle weiteren Schritte nochmals durch den Kopf
gehen, überlegte noch einmal wo überall Verstärkungen der 1 mm dünnen Deckshaut anzubringen waren
um später Wanten und Stage, Halterungen für Bugspriet und Heckspiere usw. verschrauben zu können.
Auch die Deckswölbung stellt sich mit nur einem Spant nicht von alleine ein, eine längs laufende
Leiste (durch eine darunter geklebte hochkant gesetzte Leiste zum stabilen T-Profil ergänzt) im
Vorschiffbereich sorgt heute für die Formgebung. Dann wurde das Deck ausgeschnitten, die
Öffnungen unter dem späteren Aufbau eingebracht, ein Ausschnitt für die Zugänglichkeit zum Ruder
geschnitten und nun sollte das Deck endlich aufgeklebt werden.
Leider mußte ich dabei feststellen, daß der hochgezogene Bug auch seine Nachteile hat: der
Deckssprung will das Deck in eine andere Richtung biegen als die Deckswölbung. Trotzdem ist es
bei der DULCIBELLA möglich, das dünne Sperrholz des Decks so zu „Verbiegen”, daß es
als 1 Stück aufgeklebt werden kann. Hier aber war durch den stärkeren Sprung eine Teilung
erforderlich, es war einfach unmöglich überall eine saubere Anlage für eine ganze Decksplatte zu
bekommen.
Also hieß es: Zweiteilen (einfach quer mittendurch…), anpassen, ausflicken.
Für mich hatte das dann 2 Auswirkungen:
Eine Planänderung der DULCIBELLA mit bereits eingearbeiteter Rumpfmodifikation, ebenfalls mit
höherem Bugbereich wird nicht ausgeliefert, für einen Anfänger ist das Aufbringen des Decks
bereits schwierig genug. (unter Umständen, muß bereits bei der DULCIBELLA ein längs verlaufender
Entlastungs-Schnitt gesetzt werden, der später mit Hilfe einer Mittelleiste auf dem Deck wieder
kaschiert wird).
2. wird die Erhöhung auch in dem MARIBELLA-Plan stark reduziert, der Prototyp bleibt also in
dieser Hinsicht „einzigartig”.
Im Fall der MARIBELLA verläuft der Schnitt nun quer durch das Deck und nimmt damit die
Möglichkeit ein Holz-Deck einfach aufzuzeichnen, was aber in diesem Fall nicht schlimm war: Ich
wollte das Deck sowieso mit Glasmatte (40 gr/m²) überziehen. In der Entstehungszeit von ähnlich
gearteten Originalen gab es oft Schiffe, die nicht mit Planken belegt waren. Die Decks genauso
wie die Dächer dieser Originale, wurden mit grobmaschigem Stoff überzogen, der selbst nach der
wasserfesten Lackierung immer noch einen raue Oberfläche und damit eine gewisse Rutschsicherheit
bescherte. Und das wollte ich mit der Glasmatte imitieren.
Die Matte wurde nun mit dünnflüssigem Sekundenkleber aufgebracht, damit es schnell geht…
Es ging auch sehr schnell: So schnell hatte ich noch nie jede Menge Blasen und harte Beulen im
Deck wie bei diesem Modell. Und dabei hatte doch bei dem Probestück, das als Plichtboden zum
Einsatz kam alles so gut geklappt… Aber da war die Fläche auch entsprechend klein und eben.
Also blieb nichts übrig als daraus zu lernen: Beim nächsten Mal wieder mit Epoxydharz eine
Glasfasermatte aufzukleben…
Trotzdem hatte ich keine Lust das ganze Deck zeitintensiv abzuschleifen und neu aufzubringen, ich
wollte versuchen mit vielen Decksdetails das Dilemma zu verdecken.
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Der Aufbau | -.- | |
Als nächstes sollte ein Aufbau entstehen.
Wie bei der DULCIBELLA, sollte wieder das Dach abnehmbar sein und die Seitenwände sollten zum
Schutz gegen überkommendes Wasser fest mit dem Deck verklebt werden.
Ein langes Dach sollte trotz der beengten Platzverhältnisse einen großzügigen Zugang in den
Innenraum gewährleisten.
Eine erste Skizze entstand:
Bereits beim Zeichnen wurde mir klar, daß der Mast am besten vor dem Aufbau steht. Dann kann das Dach auch bei aufgetakeltem Modell problemlos abgenommen werden und ein Zugang zu den Innereien bleibt immer möglich. Trotzdem sollte seine Länge ausreichen für ein Skylight vor dem Schiebeluk…Umgesetzt wurde der Aufbau schließlich so, daß das vordere Mastführungsrohr vor dem Aufbau, das 2. Mastrohr aber im Aufbau sitzt und zwar genau unter dem Skylight. Segelt das Boot als 2-Master hat es ein Skylight und kein Loch im Dach ist sichtbar. Die Slup-Version muß ohne Oberlicht auskommen der Mast steckt im Aufbau, das vordere Loch im Deck kann durch ein Taubündel zugedeckt werden.
Also begann ich den Aufbau aus 1mm ABS auszuschneiden, damit es schnell geht (kein
Lackieren…), mußte aber feststellen: ABS Ist zu weich, es ließ sich nicht gut in Form
halten und ohne Vorlage an das Deck anpassen, alles wurde krumm, schief und asymmetrisch. Also
wieder nicht schnell, schnell… Ein „Urmodell” aus Holz wurde erstellt. Es
diente zum Abschätzen der Proportionen und als alles brauchbar aussah wurde es wieder in seine
Einzelteile zerlegt und die konnten dann als Schablonen zum zuschneiden der ABS-Teile verwendet
werden.
Als diese mit entsprechenden Verstärkungen in den Ecken wieder auf das Deck geklebt waren
entstand das Dach, aufgrund der Form und der Länge dieses Mal gleich in bewährter Holzbauweise
und mit formgebenden Spanten.
Mit mehr Sorgfalt als beim Deck klebte ich wieder die Glasfasermatte auf, natürlich trotz aller
bekannten Probleme mit Sekundenkleber, dieses Mal aber leidlich erfolgreich…
die Prozedur ist aber immer noch nicht zum Nachahmen zu empfehlen.
Der Termin eines Minisail-Treffens in Salem stand nun quasi vor der Tür…
auf der das Modell eigentlich hätte bereits segeln sollen …
aber davon war ich nun meilenweit entfernt.
So wurde lediglich noch ein Skylight komplett aus 1 mm Sperrholz erstellt und ein Kohlefaserstab
zersägt, der die Masten symbolisiert. Auch ein Segel konnte noch provisorisch angeschlagen
werden. Dann ging es zum Treffen, wo das „Neubauprojekt” auch unfertig seine
Betrachter fand, denen ich gerne die Konzepte und Ideen die bereits eingearbeitet waren,
erklärte. Gesegelt wurde eben weiterhin mit der DULCIBELLA.
Nach dem Treffen konnte ich nun in aller Ruhe weiterbauen, ich hatte ja keinen Zeitdruck mehr. Das war auch gut so, schließlich mussten die in der Eile eingebauten Fehler alle wieder beseitigt oder kaschiert werden.
Aber zunächst einmal wollte ich sehen, ob das Ganze auch voll getakelt gut aussah und die Besegelung mit den nun existierenden Vorgaben (Aufbauhöhe, Mastposition) entwerfen.
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Planung | -.- | |
Also setzte ich mich an meinen Computer und begann das neue Rigg zu konstruieren. Aus meiner
eigenen Erfahrungen mit der DULCIBELLA wußte ich, daß trotz vorhandener Variabilität, das
Modell nur sehr selten tatsächlich umgebaut wird. Der persönliche Favorit findet sicher öfter den
Weg zum See…
Voraussetzend daß das bei MARIBELLA wieder so sein würde, wollte ich vor allem einen schönen
2-Master entwerfen und habe angefangen genau diese Version zu zeichnen.
War aber der Mast zeichnerisch in seine 2. Position gebracht und der Besan entfernt, rutschte der
Segelschwerpunkt immer wieder von der vorgesehenen Stelle weg.
Also wurden Segel verlängert oder breiter ausgeführt, die Winkel verändert und, und, und... Aber
irgendwie war das Ergebnis immer wieder:
Entweder der Segeldruckpunkt ist an der richtigen Stelle, oder es sieht vernünftig aus…
beides zusammen schien irgendwie nicht zu funktionieren.
Nach 3 intensiven Konstruktionsstunden am Bildschirm war ich ziemlich entnervt und begann an
dem Konzept zu zweifeln, aber aufgeben wollte ich doch nicht.
Also am nächsten Tag ein neuer Versuch, dieses mal aber mit verdrehten Vorzeichen: erst wurde die
Slup gezeichnet. Und die mußte ja einfach nur den Segelschwerpunkt genau da haben, wo er auch
bei DULCIBELLA lag.
Und als die für meine Begriffe ganz passabel aussah, war es auf einmal kinderleicht, das Rigg in
die vordere Position zu schieben und durch Hinzufügen eines Besansegels den Segelschwerpunkt
wieder an die ursprüngliche Position zu bringen.
Durch die einfache Segelform des Besansegels waren hier nicht so viele Stellhebel: einmal kurz
die Höhe einmal die Baumlänge modifiziert und eine recht hübsche Besegelung war beisammen. Das
ganze hatte jetzt nur 30 min in Anspruch genommen, ich hätte einfach gleich so anfangen
sollen.
DULCIBELLA | Slup | 140,44 (Grossegel) | 207,47 |
67,03 (Fock) | |||
Kutter | 135,92 (Großsegel) | 271,16 (232,63 ohne Topsegel) | |
38,53 (Topsegel) | |||
50,94 (Fock) | |||
45,77 (Klüver) | |||
MARIABELLA | 2-Master | 145,57 (Großsegel) | 259,21 (218,09 Slup) |
72,52 (Fock) | |||
41,12 (Besan) |
Bei dieser Arbeit am Bildschirm fiel mir zum ersten Mal auf, daß der 2. Mast zwar hinter dem Ruder steht, aber nicht hinter der Wasserlinie. Bei der Festlegung der Mastposition am unlackierten realen Modell, war das nicht aufgefallen. Damit stellte ich mir die Frage nach dem Schiffstyp, den ich da gerade erstellte. Nach deutschen Definitionen hat eine Ketsch ihren Besan-Mast innerhalb der Wasserlinie, eine Yawl hat ihn außerhalb. Englischsprachige Definitionen sagen dagegen: Ketsch heißt Besan vor Ruder, Yawl heißt Besan hinter dem Ruder. Ich beschloß, zumindest für diesen Bericht, daß es eine Yawl ist, denn bei einem modernen Schiff ohne hinteren Überhang könnt es gemäß der deutschen Definition ja eigentlich keine moderne Yawl geben und das wollte ich nicht glauben.
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Rigg | -.- | |
Unabhängig von diesen Überlegungen und zugehörigen Recherchen im Internet wurde der Entwurf im
Maßstab 1:1 ausgedruckt.
Die Segel wurden ausgeschnitten und zunächst an den vorhandenen Kohlefaser -Masten mit Klebeband
provisorisch fixiert.
Bereits grob zugeschliffene Mastspitzen aus Balsa (für die oben erwähnte Veranstaltung in Salem
angefertigt) wanderten in die Abfalltonne, denn ich mußte feststellen, sie waren zu niedrig.
Aber neu machen aus Balsaholz aus dem Baumarkt ging raz-faz und die Papiersegel konnten
angeschlagen werden.
Das passierte bei einem Freund im Rahmen eines wöchentlichen gemeinsamen Bastelabends. Und ich
glaube ich habe mich gefreut wie ein Schuljunge, als ich das Modell zum ersten Mal vollständig
aufgeriggt stehen sah. Den ganzen Abend haben wir nun damit zugebracht das Konzept zu diskutieren
und ich bin immer wieder um das auf einem Stuhl aufgestellte Modell herumgelaufen um es ausgiebig
von allen Seiten zu betrachten. Die Ableitung von der DULCIBELLA immer noch im Kopf war MARIBELLA
optisch deutlich eigenständiger ausgefallen als ich erwartet hatte, die Verwandtschaft war nur
schwer zu erkennen. Die Ideen begannen wahr zu werden, die Zeichnung war in die 3. Dimension
gegangen.
Fazit des Abends war ein richtiger Motivationsschub: es sieht gut aus, so wie es ist, wird das Modell umgesetzt.
Der Motivationsschub war auch nötig, denn der Familienurlaub rückte unerbittlich näher und ich wollte MARIBELLA mitnehmen nach Österreich. Und es gab noch mächtig viel zu tun…
Die Segel wurden ohne weitere Überarbeitung aus weißem Drachenstoff ausgeschnitten und mit
einer grünen Vorderkante zur Verstärkung versehen. Eine mißratene Verstärkung wurde zur Fahne
und hängt jetzt als „Verklicker” am Gaffeltop. Das volle Vertrauen in die
Computerberechnung der Segel hat sich später bestätigt… aber als ich das Skalpell ansetzte
um die Segel auszuschneiden kam ich doch kurz ins Grübeln… Als nächstes entstanden 3 Bäume
und ein Bugspriet aus Buchenrundholz. Die Position des Großbaumes wurde festgelegt, sie sollte
ermöglichen, daß die Modellbaupuppe der DULCIBELLA hier wieder sitzen konnte. Und ein
Niederholer war einzuplanen, der in der Yawl-Version über das Skylight hinweggeht und dessen
Fixpunkt am Mast immer noch über dem Dach liegt, wenn der Mast in der hinteren Position montiert
ist. Steht die Höhe fest, werden die Bäume fixiert und zwar mit dem einfachsten mir bekannten
System: 2 ineinander greifende Schraubösen. Dabei ist lediglich darauf zu achten, daß die Öse am
Mast waagerecht liegt, die des Baumes senkrecht eingeschraubt wird.
Da an dem kleinen Modell auf Backstagen und ähnliche Abstützungen der Takelage nach achtern
verzichtet werden sollte, sind die Masten möglichst steif auszuführen. Deshalb sind sie aus
Kohlefaserstäben gefertigt und lediglich im oberen Bereich aus Gewichtsgründen aus ausgesuchten
Balsa-Leisten. Als Balsa-Rundholz war leider nichts passendes zu bekommen, also wurden
4-kant-Leisten zurechtgeschliffen und in den Mast gesteckt und dann von außen angepaßt und
konisch bearbeitet. Ausgesuchtes Balsa Holz deshalb, da die Stabilität doch deutlich streut und
eine zu geringe Festigkeit vielleicht doch zu einem Mastbruch führen könnte. Immerhin müssen die
Kräfte der Fock hier übertragen werden.
Das gleiche leichte Holz habe ich verwendet um die Gaffel zu erstellen. Lediglich die den Mast
umgreifende Gaffelklaue besteht aus 2 Lagen 1 mm-Sperrholz. Diese beiden dünnen Lagen wurden mit
Sekundenkleber verklebt und dabei über einer Tischkante gebogen. So entsteht ein formverleimtes
Bauteil, das um den Mast greifen kann, aber trotzdem in der steilen Gaffel endet.
Großsegel und Besan wurden angeschlagen um zu sehen ob die Segel auch an den endgültigen Masten
sauber stehen.
Um nun auch die Fock am Modell setzen zu können, mußte der Bugspriet jetzt noch auf Deck
befestigt werden.
Dazu waren bereits im Vorfeld die entsprechenden Beschläge entstanden:
Als hinteres Lager dient ein Stück Alurohr das im vorderen Bereich mit einem leichten Schwung
schräg abgesägt ist. Das Bett für das hintere Lager entstand aus einem 4-kant-Holz: Ein Loch mit
dem Außendurchmesser des Alurohres bohren und dann das Holzstück längs durchsägen ergibt ein
schönes und exakt passendes Element. Hinter diesem hinteren Lager des Bugspriets steht noch ein
Poller aus Holz, er verhindert ein durchrutschen des Bugsprites. Das vordere Lager an der
Bugspitze ist wieder ein Alurohr-Abschnitt, der schräg geschnitten ist. Beide Beschlagteile sind
auf Deck geschraubt, der schräge Abschnitt erlaubt die Zugänglichkeit der Schraube. Der Bugspriet
selbst wird nur gesteckt und kann so ausgetauscht werden gegen seinen um 7 cm kürzeren
„Kollegen”, der bei Slup-Takelung eingesetzt wird.
Um diesen Austausch auch jederzeit möglich zu machen, sind 2 Klampen, die am Bugspriet die Befestigung der Verspannung zum Rumpf hin aufnehmen sollen, steckbar ausgeführt.
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Details | -.- | |
Zwar war nun die Takelage vollständig, aber irgendwie sah alles doch ziemlich
„nackt” aus. Ich wollte ja eigentlich mit wenig Holz auskommen, aber so ganz ohne
gefiel mir das Boot dann doch nicht.
Also begann ich vorsichtig mit Leisten aus Mahaghoni, die das Deck entlang der Bordkante
einrahmen. Da ich versehentlich nicht die passende Breite fertig gekauft hatte, mussten die Teile
noch einmal über die Kreissäge geschoben werden. Dabei entstanden dann neue, dünne Leisten als
„Abfall”, die sich „wie von selbst” unten umlaufend um den Aufbau
anlegten. Zu dieser Optik paßte nun das einfache, leicht überstehende Dach des Aufbaus
eigentlich nicht mehr so recht. Also wurde der seitliche Überstand sehr vorsichtig abgetragen.
Mit Hilfe einer weiteren Leiste konnte dann der fast zwangsläufig entstehende Spalt zwischen
Seitenwand und abnehmbarem Dach kaschiert werden.
Am Beispiel des Skylights bedeutete das:
der 1. Entwurf des Skylights komplett in Sperrholz und mit aufgezeichneten Fenstern, den ich
bereits für die 1. Ausstellung des Modells erstellt hatte war nun nicht mehr gut genug.
Also wurde er aus Mahaghoni-Leisten neu gebaut.
Zusätzlich war ich nach dem Betrachten einiger Fotos der Meinung dieses Aufbauelement müßte eher
etwas „wachsen”. Also wurden alle Teile etwas größer ausgeführt…
mit dem Resultat, daß es absolut zu klobig wirkte und den Aufbau quasi „erschlug”.
Reumütig reduzierte ich wieder auf die ursprünglichen Abmessungen. Die Höhe mußte ich sogar noch
weiter abnehmen, denn mit aufgesetzten Abweisern aus MS-Draht wurde das Skylight ja erneut höher
und sah schon wieder unförmig aus.
Also wurde die ganze Höhe nochmals reduziert und auch die Holzleisten zur Aufnahme der MS-Stäbe
wurden ggü. der 1. Ausführung nochmals filigraner erstellt In dem Zug mußte auch der Durchmesser
von 1,5 auf 1 mm reduziert werden.
Um die 6 Halter mit je 4 gleichmäßig verteilten Löchern zur Aufnahme der Abweiser zu bekommen
mußte ich trotz Bohrschablone 15 Stäbe fertigen. Aber die Stäbe saßen irgendwie immer noch nicht
perfekt parallel…
Letztendlich habe ich einfach einige Löcher um 0,5 mm größer gebohrt um die Stäbe nachträglich
ausrichten zu können. So hat es dann leidlich funktioniert.
Das kostet natürlich Zeit, Zeit die man bei einem Baukasten oder auch einem Originalnachbau
eigentlich nicht investieren muß, denn hier ist das Meiste fest vorgegeben, hat bereits ein
Anderer diese Zeit und Kreativität investiert.
Aber trotzdem möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich jeden ermutigen sich selbst in dieser
Richtung zu betätigen, den Plan als Anregung zu nutzen und das Boot zu modifizieren, eigene Ideen
zu verwirklichen, das macht einfach Spaß!
So entstehen Modelle, die vielleicht sogar vorbildgetreu genannt werden könnten, weil sie immer die Vorbilder für ein mögliches Original sind, das man selbst gerne segeln würde…
Modellbauer vereinen etwa 30 Berufe in Ihrer Aktivität, hier ist der eines Designers gefragt. Und da Schiffe im Allgemeinen und Yachten im Besonderen sind wie Kunstwerke , man sollte sie immer wieder aus der Entfernung und als Ganzes betrachten, sie aus dem Bastelkeller holen und ‚drum herum laufen um auch das komplette Werk auf sich wirken zu lassen, dann geht auch im Detail nichts daneben…
Somit war das Skylight abgeschlossen und ich konnte mich der weiteren Detaillierung widmen:
Auf eine Reling wollte ich verzichten, ich habe lediglich auf die umlaufende Decksleite hochkant
eine weitere Leiste geklebt. Sie ist unterbrochen in den Bereichen der Schraubösen zur
Wantenbefestigung und soll an den Originalen noch ein wenig Sicherheit bieten, da sich die Segler
bei Schräglage mit den Füßen hier abstützen können.
Auch der 2. Bugspriet ist immer mit an Bord, denn ich wollte auf jeden Fall erreichen:
Wer die Yawl mit an den See nimmt, hat die Slup immer vollständig mit dabei.
Umgekehrt funktioniert das natürlich nicht, denn nach der Umrüstung des Bootes bleiben jede Menge
Teile übrig, für die man ein geeignetes Behältnis mit zum See bringen sollte…
Der Bugspriet hat 2 Mahaghoni-Auflager, die auf Deck an Stellen platziert werden sollten, die
durch die Sekundenkleber-Aktion nicht besonders gelungen aussahen.
Die weitere Abdeckung von Fehlerstellen gipfelte im Erstellen von Holz-Blöcken, die zu einer
Talje zusammengefaßt auch an ganz besonderen Stellen des Decks zu befestigen waren. Sogar die
Leine dieser „locker” auf Deck liegenden Vorsegel-Talje (für ein gerade nicht
gesetztes größeres Vorsegel…) hat ihren Verlauf genau so, daß wieder möglichst viele
Fehlerstellen kaschiert sind. Wo das dann nicht mehr möglich ist kommen Taubündel zum Einsatz.
Daß die Blöcke nicht wirklich gebaut, sondern aus einem Stück geschliffen und lediglich
durchbohrt sind fällt erst bei genauerem Hinschauen auf. Und um die Illusion möglichst perfekt zu
machen wurden die Nägel, die einen echten Block zusammenhalten genauso wie die metallischen
Achsabdeckungen aufgemalt.
[Vorwort] | [Gefunden] | [Rumpf] | [Deck] | [Aufbau] | [Planung] | [Rigg] | [Details] | [Cockpit] | [Lackierung] | [Bombe] | [Segeln] |
Aufbau und Cockpit | -.- | |
Die Cockpitseitenwände sind separat am Aufbau aus ABS angesetzt.
Dadurch kann der Aufbau schmaler werden, das Cockpit aber bleibt bei der erforderlichen Breite.
Damit Wasser im Cockpit nicht automatisch für nasse Füße und noch wichtiger einen nassen Hintern
der Segler sorgt, ist bei vielen Vorbildern zu sehen, daß hier ein einfacher Lattenrost sitzt.
Diesen habe ich an beiden Stellen mit Kaffee-Rührstäbchen (z.B. von MC Donalds) nachgebildet.
Diese Holzrührstäbchen gibt es in verschiedenen Ausführungen, Formen und Materialstärken und seit
ich sie für den Modellbau entdeckt habe, verwende ich die etwas schmaleren aber dickeren Teile
sehr gerne. Wenn ich in den entsprechenden Fast-Food-Restaurants freundlich gefragt und den
geplanten Einsatz mit 2 Sätzen erklärt habe, durfte ich mich bisher großzügig an den Theken mit
den Stäbchen bedienen.
Auch am Schiebeluk kamen die Stäbchen zum Einsatz:
Nachdem ich eine „Einfach-Variante” die schlicht aus furniertem Sperrholz entstanden
war, in die Abfalltonne verbannt hatte, versuchte ich mich an einer Version, bei der die hellen
Stäbchen eine innere Kassette aus dunklem Holz umrahmen, das dann wiederum von dunklerem Holz
umschlossen ist.
Daß es dabei wichtig ist die Winkel möglichst exakt zu bearbeiten mußte ich beim nächsten
Versuch lernen und der wanderte ebenfalls in die Tonne. Die endgültige Variante mit
Rührstäbchen-Intarsien wurde noch mit einer Griffleiste vervollständigt und ist nun am Modell
verbaut…
Die Niedergangsbretter sind eher schlicht und aus einfachen Holzleisten an die Rückwand
geklebt.
Nun fehlten die Bullaugen und sie wurden zu einer neuen Lektion:
Um mich auch hier von meiner DULCIBELLA zu unterscheiden, wollte ich ovale Bullaugen herstellen.
Versuche diese aus Unterlegscheiben oval zu biegen scheiterten kläglich, sie wurden also aus 6
übereinander geklebten Alu-Plättchen mehr oder weniger gleichmäßig ausgesägt und mit
Schlüsselfeilen nachbearbeitet. Beim Aufkleben auf den Aufbau mit Sekundenkleber mußte ich dann
herausfinden, daß neben der Möglichkeit ungleichmüßige Abstände zwischen den einzelnen Bullaugen
zu bekommen, diese auch noch in der Höhe variabel waren und aufgrund der ovalen Ausführung jetzt
auch noch verkippt werden konnten…
Muß ich erwähnen, daß ich nicht auf beiden Modellseiten alle 3 Freiheitsgrade perfekt in den
Griff bekommen habe?
Letzte Ausschmückung waren 2 Schaschlikspieße, die von 3 Schraubösen auf dem Aufbaudach gehalten werden. Sie sind ein perfekter Handlauf.
Nun fehlt noch das Steuerrad. MARIBELLA ist eine kleine Fahrtenyacht und als solche sollte sie
ein Steuerrad bekommen und keine Pinne. Das Rad ist hinter der Plicht an einem Podest angebracht,
in dem im Original ein Getriebe untergebracht wäre. Dieses Getriebegehäuse ist im Modell ein mit
Mahaghoni furnierter Balsa-Klotz, der (wie könnte es auch anders sein) 2 x gebaut wurde.
Neben dem Halten des Steuerrades hat er nämlich noch die Aufgabe die Zugangsöffnung zum
Modell-Ruder abzudecken. Damit in diese Öffnung auch ein Werkzeug eingeführt werden kann (ein
Imbusschlüssel) mußte die Öffnung eine gewisse Breite haben, die auch abzudecken war. Ein erstes
Muster dieses Gehäuses war nun genau so breit wie die Öffnung …
und wirkte damit absolut unförmig und unharmonisch breit.
Also wieder einmal: ab in die Tonne und neu machen.
Das Ganze auf eine Abdeckplatte und ein kleines Podest gestellt und es ist nur noch schwer zu
erkennen, daß hier ein Zugang ins Bootsinnere ist. Podest und Abdeckplatte sind miteinander
verklebt, das Mahaghonigehäuse ist drehbar und mit einem unter der Abdeckplatte liegenden Stück
Stiel von einem Eis verschraubt. Durch Drehen des ganzen Gehäuses klemmt nun der Stiel das Podest
auf das Deck, oder bei der Gegenbewegung wird wieder entriegelt und der Zugang zum Ruder
gewährt.
Typisch für Segler mit extrem weit achtern sitzendem Besan-Mast ist auch eine achterliche
Stenge, quasi das Gegenstück zum Bugspriet. Dieser wird oft auch zweigeteilt ausgeführt und
rechts und links auf Deck gelagert.
Eigentlich dient sie nur der Aufnahme eines Umlenkpunktes für die Schot zum Besan-Segel.
Ich entschied mich für diese 2-teilige Version. Beide Teilstücke wurden aus 4-kant Stäben
gefertigt und in einem entsprechenden 4-kant-Rohr auf Deck gelagert.
Relativ schnell mußte ich aber den Nachteil dieser Ausführung feststellen: einfach nach hinten
herausziehen wenn bei der Slup-Takelage das ganze Teil nicht mehr benötigt wurde, war nicht
möglich. Die Lösung war ein schräger Beschnitt parallel zur Schiffsmittelachse, was ein
Herausziehen ermöglicht. Der schräge Schnitt wird durch das 4-kant-Lager verdeckt. Dieses Lager
ist auf Deck verschraubt und vorn ragen zwei Attrappen der Holzspieren heraus, es sieht aus als
würden sie durch das Rohr hindurchlaufen. Beim Abnehmen bleiben die Rohre und Attrappenstücke auf
Deck, später sollten sie durch ein Bauteil wie z.B. eine Baumstütze auch in der Slup-Version eine
„Funktion” bekommen (ist leider bis heute noch nicht erfolgt…)
In Summe habe ich somit insgesamt „verdammt viel” Holz für ein geplantes reines Kunststoffboot verbaut was die Lackierung sicher nicht einfach gestalten würde…
All die hier beschriebenen Teile sind auch im Bauplan dargestellt.
Eigentlich nötig sind aber natürlich nicht alle, sie sind lediglich als „Angebot” zu
verstehen, die das Boot aufwerten und von einer DULCIBELLA optisch abheben.
Aber MARIBELLA braucht keine Sitzbänke, kein aufwendig gebautes Skylight und auch kein
Steuerrad. Für Versionen mit einer einfachen Pinne finden sich genauso Vorbilder wie für
Deckshäuser ohne Oberlicht. Und das Loch für die 2. Mastposition kann auch durch ein Taubündel
verdeckt werden.
Damit vereinfacht sich der Aufbau des Modells erheblich, man kommt schneller zum Segeln und die
Möglichkeit die ganzen Bauteile später noch zu erstellen gibt es ja auch noch…
[Vorwort] | [Gefunden] | [Rumpf] | [Deck] | [Aufbau] | [Planung] | [Rigg] | [Details] | [Cockpit] | [Lackierung] | [Bombe] | [Segeln] |
Lackierung | -.- | |
Für die Farbgebung des Modells hatte ich mir noch etwas besonderes vorgenommen:
Aus der Schulzeit, genauer aus dem Kunstunterricht war mir eine faszinierende Aufgabe im
Gedächtnis geblieben: wir sollten damals ein Bild mit nur einer Farbe malen, die aber beliebig
abgedunkelt bzw. aufgehellt werden durfte. Diese wollte ich auf meine MARIBELLA übertragen und
als Farbe habe ich mich für Grün entschieden.
Da das Holz nun aber eher nicht grün oder weiß lackiert werden sollte, ist die Idee am Ende wahrscheinlich nur noch schwer zu erkennen.
Um Lackieren zu können wurde das Modell zunächst einmal wieder abgetakelt und zerlegt
(Beschlagteile abmontiert) und dann ging es los:
Voll Elan und Tatendrang begann ich zunächst alle Holzteile zu lackieren, es ging ja auf die
Fertigstellung des Modells zu. Bereits für die 2. Lackierung fiel mir dann auf, daß es wirklich
viel Holz war und daß die Teile recht filigran ausgefallen waren. Das Abschleifen für den
nächsten Anstrich gestaltete sich insbesondere bei den filigranen Leisten in direkter Nähe zu
Aufbau und Deck mit filigraner Struktur doch recht schwierig und langwierig, durch die
erforderliche Vorsicht mit der das Schleifpapier zu führen war. Aber auch ein 3. Anstrich wurde
bewältigt…
Während die klar lackierten Holzteile trockneten konnten die Masten, Bäume und die Gaffel genauso
wie einige Beschalgteile des Bugsprietes bereits ihre weißen Anstriche erhalten.
Langwierig gestaltete sich auch die Lackierung von Deck und Aufbaudach sowie Plichtboden in
hellgrün. Nirgends konnte abgeklebt werden, alles wurde frei Hand mit dem Pinsel gestrichen.
Dabei ist dann fast der Lack in den kleinen Döschen, die bei der Lackierung von Plastik-Bausätzen
verwendet wird eingetrocknet…
Auch hier waren 2 Anstriche nötig bis die Farbe deckte.
Endlich sollte nur noch der Rumpf seine endgültige Farbe erhalten: Dunkelgrün
Jetzt wurde an 2 Seiten abgeklebt: einmal die Wasserlinie und oben der umlaufende Holzrand zum
Deck Unterhalb der Wasserlinie ist lediglich das Schwert und das Ruder lackiert, denn der
ABS-Rumpf ist ja bereits weiß und genau so sollte das Boot unter Wasser ja werden.
Als Besonderheit habe ich nur einen Teil des Schwertes lackiert, so daß eine andere
Unterwasser-Form suggeriert wird, als sie das Schwert tatsächlich hat. Da das Schwert aus
Plexiglas gefertigt ist schwebt die Bleibombe quasi unter dem Boot, …
und sie schreit förmlich danach Flossen zu bekommen und optisch in einen unter dem Boot
schwimmenden Fisch verwandelt zu werden…
Aber ich fantasiere schon wieder von den überübernächsten Arbeiten.
Zunächst einmal wurde das Boot mit 2 Zierstreifen beklebt, weiß entlang des Wasserpasses und ein
dezenter Goldstreifen parallel zu Bordkante im oberen Rumpfbereich.
Nach dieser optischen Verfeinerung mußte es aus den nun lackierten Einzelteilen wieder
zusammengesetzt werden.
Die Fernsteuerung wurde eingebaut. Im Prinzip entspricht alles genau der DULCIBELLA: das Ruder
wird über 2 spannbare Seile betätigt, die an der Plicht vorbei zum Servo laufen. Und die Segel
werden gemeinsam über ein 7,5 Kg-Servo mit entsprechend langem Hebelarm verstellt (also etwa die
3-fache Kraft eines Standard-Servos), das sollte auch für kräftigeren Wind ausreichen bzw. trotz
der nicht ganz optimalen Platzierung des Servos kein Problem darstellen.
Und dann wieder aufgetakelt werden. Dafür verwendete ich dann ein Takelgarn, das weiß mit einem
grünen Webfaden ist. Nachdem ich hiervon nur einen kleinen Rest hatte wurden andere Leinen
komplett aus grüner Angelschnur gefertigt. Und auch die letzten beiden Blöcke aus Holz fanden in
der Takelage ihren Platz.
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Bleibombe | -.- | |
MARIBELLA war fertig gebaut, bis auf die Bleibombe. Die war in Form von 2 Halbbomben
vorhanden… aber der Gang zur Küchenwaage zeigte: die waren zu schwer. Um ca. 100 Gramm.
Aber wo hätte ich leichter bauen können? Hatte ich es mit meiner Detaillierung nun doch
übertrieben? Aber jetzt war es zu spät; am nächsten Tag wollten wir in den Urlaub fahren, es gab
keine Chance mehr irgendetwas zu optimieren. Schlimmer noch, es gab noch nicht einmal die Chance
einen Schwimmtest in der Badewanne durchzuführen. In Mühseliger Arbeit wurden die
Bleibombenhälften im Mittelbereich abgetragen. Damit schließen sie perfekt um das Schwert …
und wurden zusammen etwa die nötigen 100 gr. leichter.
Jetzt hatte ich gegenüber meiner ursprünglichen DULCIBELLA also ein Modell mit mehr Segelfläche
aber weniger Ballast…
Aber um es vorweg zu nehmen, das schadet dem Boot nicht. Das Modell funktioniert sowohl als
Yawl als auch mit der Slup Takelage problemlos.
Später im Vergleich zu DULCIBELLA Modellen zeigte sich: die neue Version hat zwar etwas mehr
Schräglage bei gleichem Kurs aber kein bißchen weniger Speed.
Sie hält trotz der eigentlich ungünstigeren Gaffel-Takelage gleichwertig mit Ihrer konstruktiven
„Mutter” mit.
Da ich das zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wissen konnte, nahm ich das Boot mit sehr gemischten Gefühlen so völlig unerprobt mit in einen 3-wöchigen Urlaub nach Österreich. Entsprechend viel Werkzeug wurde mit eingepackt, sogar an einen Akku zum Betreiben der Mini-Bohmaschine hatte ich gedacht. An den ersten regnerischen Urlaubstagen wurde das Boot dann zunächst einmal fertig gebaut: Belegklampen fanden ihren endgültigen Platz auf Deck, das Skylight wurde mit einem Balsastift versehen und plaziert, das Schiebeluk mit Pattex verklebt… Dann wurde die Fernsteuerung endgültig eingestellt und, und, und ich habe noch einige (nach Ansicht meiner Familie eher zu viele) Stunden in unserem Appartement an dem Modell verbracht und dem Ende des Regens „entgegengefiebert”.
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Segeln | -.- | |
Einige Tage und eine kleine Wanderung später war es dann so weit. Ich packte die fertig zusammengestellte MARIBELLA ein und fuhr mit ihr zum nächsten größeren See. Fertig zusammengestellt deshalb, weil an keiner Stelle zu sehen war, daß es sich um ein irgendwie provisorisch zusammengestecktes mit Klebeband zusammengehaltenes Jungfernfahrtmodell handeln könnte. Nein, eigentlich sah alles „perfekt” aus … und so war es auch. MARIBELLA segelte von Anfang an sehr ausgewogen und es machte einfach Spaß sie in ihrem Element zu betrachten. Im Lauf des Nachmittags frischte der Wind auf und der Spaß nahm zu, es entstanden die ersten Fotos. Als der Wind weiter zunahm hätte ich gerne noch die Slup-Variante getestet… aber so weit war das Modell noch nicht, der kurze Bugspriet war noch nicht einsatzbereit und überhaupt hatte ich sie noch nie so getakelt.
Wieder in unserer Pension holte ich das dann in den nächsten Tagen nach, MARIBELLA verwandelte sich in eine Slup.
Es würde Sie sicher wundern, wenn das so einfach und problemlos geklappt hätte… und so war es auch nicht. Zunächst einmal mußte ich feststellen, daß ich das Mastrohr schräg im Rumpf verklebt hatte, der Mast hat etwas viel Neigung nach achtern. Eigentlich nicht schlimm, aber bei jeder Wende schlägt sich der an Bord sitzende Segler dann den Kopf, bzw. wird gleich über Bord geschleudert. Also mußte der Mast nach oben versetzt werden. Im Plan ist hier Abhilfe hineinkonstruiert, die Position der Mastrohre ist durch Absätze im Kiel vorgegeben.
Außerdem hatte ich vergessen, die Befestigung des Fockbaumes austauschbar zu gestalten. Wie
konnte sie bei kurzem Bugspriet gehalten werden?
Für beide Probleme gab es eine Lösung: die Verschlußkappe eines Nasensprays aus der
Reiseapotheke. Die obere Hälfte sitzt jetzt im Mastführungsrohr und hebt den Mast auf das
erforderliche Maß an, so das der Segler an Bord bleiben kann und aus dem Reststück habe ich eine
Scheibe abgesägt, die als Ring über den Bugspriet geschoben werden kann. An diesem Ring hängt nun
die Fock und die Fixierung des Ringes an der Bugsprietspitze über eine Leine mit Spannvorrichtung
läßt sogar eine Längsjustierung zu um eventuelle Luv- oder Leegierigkeit auszugleichen. Dieses
aus der Not geborene Provisorium wird dem Boot erhalten bleiben, es hat sich bestens bewährt.
Beim Umriggen fiel mir dann ein weiteres Versäumnis auf: da ich in der hektischen Endphase
eigentlich nur noch an der die 2-Mast-Ausführung gebaut hatte, war für sie auch alles optimal
ausgelegt, so konnte man z.B. auch im voll aufgeriggten Zustand noch an die Fernsteuerung
herankommen indem das Dach abgenommen wurde.
Aber genau in diesem Dach steckte bei der Slup der Mast. Und die ursprüngliche Idee, den
wichtigsten Teil der Fernsteuerung, den Schalter unter ein öffnendes Schiebeluk zu setzen, das
war mir einfach entfallen. Einen entsprechenden Umbau konnte ich jetzt aber nicht in unserem
Urlaubsort vornehmen, also mußte ich mir mit einer Notlösung behelfen:
der Schalter wanderte unter die Ruder-Reparatur-Öffnung im Heckbereich.
Dadurch war keinerlei Prüfung des Innenraumes (Wasser eingedrungen?) mehr möglich, was natürlich
insbesondere für die „1-Mast-Starkwindausführung” ein Problem werden könnte…
Aber schließlich war es wie immer: Wind ist dann, wenn man ihn nicht gebrauchen kann und wenn man
ihn braucht ist er nicht da (gilt nicht nur für Wind…)
So hatte ich bei der Erprobung der Yawl noch mit recht viel Wind „gekämpft”, segelte
aber die Erprobung der Slup bei so wenig Lufbewegung, daß hier keine wirkliche Gefahr bezügl.
Wassereinbruch bestand. Bei dieser 2. Probefahrt das Boot dieses Mal als Slup getakelt, zeigte
sich erneut, die exakte Berechnung des Computers bei der Auslegung der Segel. Es gab keinerlei
Probleme.
Gegen Ende des Urlaubes sollte noch das absolute Highlight stattfinden: MARIBELLA beim
Hochsee-Segeln. Also fuhr mich Wasti (unser Gastgeber) in seinem Jeep mit dem Modell zu dem auf
ca. 1900 M.ü.M. hoch gelegenen See um vor dem faszinierenden Panorama der Leoganger Steinberge
auf dem Asitz zu segeln. Es entstanden einige sehr schöne Bilder , das Modell auf gleicher Höhe
mit leichten Wolken auf dem künstlich angelegten See, der im Winter die Schneekanonen des
Skigebietes versorgen soll.
Dann kam es zum kompletten Ausfall der Fernbedienung… keinen Mucks machte sie mehr und
MARIBELLA kreiste hilflos auf dem See. Das Wasser mit weniger als 10° C war auch zu kalt für eine
Bergung durch Schwimmen.
Nach einer Stunde Kreisfahrt hatte sie das Ufer wieder erreicht aber die Bilder entschädigen im
Nachhinein für den Frust des Tages und ich werde es wieder versuchen mit dem Hoch-See-Segeln - am
liebsten gemeinsam mit anderen MARIBELLA oder DULCIBELLA Modellen…
So hatte sich also bereits in der Urlaubszeit gezeigt: Das Konzept geht auf.
Nun sollte und konnte MARIBELLA dies auch im Rahmen eines 2-tägigen minisail-Treffens zeigen. Am
1. Tag war wenig Wind bis Flaute, also war logischerweise die in den erlauchten Seglerkreis
frisch eingeführte MARIBELLA als Yawl mit Vollzeug unterwegs.
Am nächsten Tag war „Sturm” und trotz herrlichem Sonnenschein zu der steifen Brise
trauten sich nicht viele kleinere Segler aufs Wasser. MARIBELLA wurde umgeriggt, der Besan unter
den lästerlichen Bemerkungen der Modellbaukollegen entfernt. Aber Aussagen wie: „bei den
Großen nehmen sie nur die Segel weg, nicht gleich den ganzen Mast”, oder „mit 2
Vorsegeln hätte man den Mast wohl nicht versetzen müssen, sondern nur Klüver und Besan
entfernen”, muß man eben ertragen, wenn man ein neues Konzept vorstellt. Nach 20 min
Umbau, zeigte die 1-mastige MARIBELLA wie sie mit dem Wetter umgeht und das Lästern verstummte,
machte sogar einer gewissen Bewunderung Platz. Gerade die Gaffeltakelage (in Böen wird das Segel
stärker verdreht) zeigte nun ihr Potenzial und MARIBELLA segelte tapfer mit. Mit den ebenfalls
vorhandenen DULCIBELLAS konnte sie problemlos mithalten, gemeinsam gesegelte Spontan-Regatten
wurden erfolgreich absolviert. Nach 3 Stunden endete das Segelvergnügen dann leider mit einem
Teilausfall der Fernsteuerung (dieses Mal aber der Empfangsanlage im Boot).
Da ich wider besseres Wissen versäumt hatte, den Lukendeckel abzudichten, war bei extremen
Krängungen und abtauchendem Bug in Böen Wasser eingedrungen.
Nun also standen Akku, Schalter und Ruderservo gründlich unter Wasser… aber wenn man die
Hinweise der eigenen Baubeschreibung mißachtet, dann muß man eben bestraft werden. Nach einer
Trockenwoche mit komplett zerlegtem Modell, funktioniert aber inzwischen alles wieder
einwandfrei…
und ich freue mich auf die nächsten Einsätze von MARIBELLA bei viel oder wenig Wind, als Yawl
oder als Gaffelslup, immer in der Gewißheit am See eigentlich 2 in 1 Modelle dabei zu
haben…